NRW-Arbeitgeber wollen Rentenbeginn an steigende Lebenserwartung koppeln

Düsseldorf. In der aktuellen Rentendebatte drängt der Unternehmerverband in NRW auf eine längere Lebensarbeitszeit der Beschäftigten. Wenn die Lebenserwartung um ein Jahr steige, &bdquo;dann sollte parallel auch das Renteneintrittsalter angepasst werden“, sagt Hauptgeschäftsführer Johannes Pöttering im Interview mit dieser Zeitung.

Die Politik habe im Kern drei Stellschrauben, um die Rentenversicherung zu stabilisieren: die Beitragshöhe, die Rentenleistungen und das Renteneintrittsalter. &bdquo;Hier bin ich der Meinung: Wenn wir das Renteneintrittsalter schrittweise an das steigende Lebensalter anpassen, wäre das die beste Alternative“, sagt Pöttering. Dies sei zielführender, als pauschal eine feste Jahreszahl vorzugeben. Bei körperlich deutlich anstrengenden Berufen müsse es das Ziel sein, den Beschäftigten ab einem gewissen Alter einen Wechsel in andere Bereiche zu erleichtern.

Der Unternehmerverband umfasst in NRW 80.000 Betriebe mit drei Millionen Beschäftigten. Hauptgeschäftsführer Pöttering fordert auch, Programme zur Frühverrentung abzuschaffen. Darüber gingen jedes Jahr 260.000 Menschen frühzeitig ohne Abschläge in die Rente, &bdquo;die rein statistisch zwei Jahre lang länger Rente beziehen als alle anderen“. Das koste den Staat schätzungsweise 13 bis 15 Milliarden Euro, so Pöttering.

SPD wehrt sich gegen alleinigen Fokus auf die Arbeitszeit Die SPD widerspricht. Er halte es für &bdquo;einseitig“, in der aktuellen Debatte nur darauf zu schauen, dass Arbeitnehmer &bdquo;länger arbeiten müssen“, sagt der SPD-Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, Alexander Schweitzer. Es brauche auch eine Lösung für diejenigen, die &bdquo;im Blaumann, Kittel oder einer Uniform“ arbeiteten. Diese Menschen könnten &bdquo;einfach nicht länger als bis 67 arbeiten“.

Wer das Renteneintrittsalter an die durchschnittliche Lebenserwartung koppeln wolle, nehme denen ihre Rente, die sich wortwörtlich &bdquo;kaputt arbeiten“ und vielleicht nicht 90 Jahre alt würden, kritisiert die Chefin der Jusos in NRW, Nina Gaedike.

SPD will Rentenniveau auch nach 2031 stabil halten Streitpunkt in der Bundesregierung ist derzeit vor allem das Rentenniveau. SPD-Generalsekretär Tim Klüssendorf beharrt nicht nur auf der Kernforderung seiner Partei, das aktuelle Rentenniveau von 48 Prozent bis 2031 stabil zu halten. Dies müsse zudem &bdquo;Ausgangspunkt“ für künftige strukturelle Veränderungen sein.

Vor allem junge Abgeordnete in der Union verweisen aber auf damit verbundene hohe Kosten. Sie fordern eine andere Berechnungsgrundlage ab 2032 und drohen, dem Rentenpaket im Bundestag ihre Zustimmung zu verweigern.

Auch die Grünen pochen auf eine &bdquo;langfristige Sicherung des Rentenniveaus“ bei 48 Prozent. Derzeit gingen die Menschen im Schnitt mit 64,7 Jahren in Rente – und somit &bdquo;deutlich vor dem regulären Eintrittsalter“, sagt Fraktionschefin Britta Haßelmann dieser Zeitung. &bdquo;Wer gesund ist und kann, sollte bis 67 arbeiten – und wer will, kann auch gern darüber hinaus“, so die Bundestagsabgeordnete aus Bielefeld. Es seien auch Unternehmen in der Pflicht, Menschen zum längeren Arbeiten zu befähigen, statt sie in Frühverrentung und Altersteilzeitprogramme zu schicken. Die Grünen sehen nicht nur &bdquo;die eine“ Stellschraube, sondern pochen ebenfalls auf große Reformen.

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