
Bielefeld. In Deutschland gelten strenge Regeln für die Tierhaltung und die landwirtschaftliche Produktion. Dennoch fordern Verbraucher und Tierschützer oft bessere Verhältnisse für das Vieh. Darum haben Landwirte, Schlachtbetriebe und Handel ein neues System entwickelt. Bauern, die die Bedingungen für ihre Tiere verbessern, sollen Geld vom Einzelhandel bekommen. Der holt sich das vom Verbraucher zurück.
Die sogenannte "Initiative Tierwohl" soll zum Jahresbeginn 2014 starten. Mit einer Art Bonussystem sollen künftig solche Betriebe belohnt werden, die über das gesetzlich geforderte Maß hinaus Verbesserungen für ihre Tiere durchsetzen. "Wer seinen Tieren zum Beispiel 10 bis 20 Prozent mehr Platz einräumt, hat erhöhte Produktionskosten. Die bekommt er am Ende des Jahres bezahlt", sagt Hubertus Beringmeier, stellvertretender Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Bezirksverbandes OWL.
Dafür soll ein Finanztopf eingerichtet werden, der für die nächsten drei Jahre durch den Lebensmitteleinzelhandel gefüllt wird. Dieser wird die Kosten auf die Produkte und somit auf die Verbraucher umlegen. "Wir rechnen damit, dass die Packung Schinken zum Beispiel drei bis fünf Cent mehr kostet", sagt Arnold Weßling.
"Wir sind dialogbereit, mit offener Stalltür"
Der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Bezirksverbandes OWL geht davon aus, dass das neue System von Landwirten und Konsumenten angenommen wird. "Wenn die Verbraucher noch mehr Tierschutz wollen, müssen sie dafür auch zahlen", sagt Weßling. "Wir sind dialogbereit, mit offener Stalltür und ausgestreckter Hand." Wichtig sei, dass Tierschutzmaßnahmen auch beim Tier ankommen, sagt Wilhelm Brüggemeier, Vizepräsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes.Während die Tierwohl-Initiative noch in der Zukunft liegt, konnten die Landwirte die gegenwärtige Erntebilanz verkünden. "Die Bedingungen waren gut, wenn auch mit Unterbrechungen", sagt Weßling. So hätte vor allem Hagel im Raum Gütersloh, Bielefeld und Minden nicht nur zu Totalschäden bei Autos, sondern auch zu Totalschäden auf den Feldern geführt.
"Durch den langen, kalten Winter begann die Ernte in weiten Teilen OWLs etwa 10 bis 14 Tage später", sagt Weßling. Die Getreideernte sei dennoch befriedigend ausgefallen. Aufgrund der weltweit guten Versorgungslage würden sich die Einstandspreise allerdings teilweise 25 Prozent unter denen des letzten Jahres bewegen.
Noch ist nicht alles eingebracht: Mais, Kartoffeln und Zuckerrüben werden aktuell geerntet. Bei den Kartoffeln wird eine unterdurchschnittliche Ernte mit hauptsächlich kleinen Knollen erwartet. Und auch bei den Zuckerrüben hätten erste Proberodungen einen unterdurchschnittlichen Zuckergehalt ergeben. Insgesamt gibt es derzeit 7.788 landwirtschaftliche Betriebe in OWL.