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Fünf Asylsuchende berichten von ihrem weiten Weg nach Deutschland

„Wir sind hier, weil wir leben wollen“

Guntmar Wolff

In der Diskussion: (von links) Matthias Engel, Mohammed, Mohamed, Maher, Gerd Detering, Reza und Nishmatulah. - © Guntmar Wolff
In der Diskussion: (von links) Matthias Engel, Mohammed, Mohamed, Maher, Gerd Detering, Reza und Nishmatulah. (© Guntmar Wolff)

Horn-Bad Meinberg. „Wer sind sie, die Neuen, die hier in der Stadt leben?" Um diese Frage zu beantworten, hatte der „Arbeitskreis gegen Nazis" gemeinsam mit dem Integrationsbeirat der Stadt Horn-Bad Meinberg zu einer Veranstaltung der besonderen Art eingeladen.

Fünf minderjährige Flüchtlinge hatten sich dazu bereit erklärt, über ihre Flucht aus Syrien und Afghanistan zu berichten, die damit einhergehenden Probleme zu schildern und ihre Träume vorzustellen. Jeder Platz in der Aula des Schulzentrums Horn war besetzt, als die Jugendlichen unter den einfühlsamen Fragen von Matthias Engel und Gerd Detering berichteten, dass sie in ihren Heimatländern keine Zukunft sehen würden.

Libanon, Türkei, Griechenland, Mazedonien, Serbien, Kroatien, Österreich, Deutschland. Diesen Weg, der für manche von ihnen ein halbes Jahr dauerte, hatten neben dem 17-jährigen Reza auch die meisten der anderen Jugendlichen auf sich genommen, um in Deutschland ein neues Leben anzufangen. Dass sie dabei dem Staat nicht auf der Tasche liegen wollen, machten alle deutlich. Jurastudium, Zahnarzt oder Journalist: „Die Träume der Flüchtlinge ähneln denen der deutschen Jugendlichen", fasste Engel die Berufswünsche zusammen.

Dass sie nicht hier sind, um auf Kosten des Staates zu leben, stellten alle von ihnen heraus. Oder, wie es Nura, die 16-jährige Syrierin ausdrückte: „Wir sind nicht hier hin gekommen, um Smartphones oder Laptops zu kaufen, sondern, um am Leben zu bleiben." Und wie geht es ihnen jetzt im Lipperland? Nur einer von ihnen schilderte auf Nachfrage negative Erfahrungen. Alle betonten, dass die neue Kultur etwas sei, worauf sie sich freuten.

Die Jugendlichen konnten sich, auch wenn zwischendurch ein Dolmetscher einsprang, schon recht gut mit den beiden Moderatoren auf Deutsch unterhalten, obwohl alle erst seit wenigen Monaten hier in Deutschland sind.

Gerd Detering berichtete, dass im Augenblick viereinhalbtausend Flüchtlinge im Kreis Lippe lebten. „3.300 von ihnen sind jünger als 35 Jahre", erläuterte er und verwies auf die Initiative „Ankommen in Lippe". Die verstehe die aktuelle Zuwanderung als Herausforderung und Chance, auch für die Lipper. „Eine Chance, die es zu ergreifen gilt", forderte Detering zum Mitmachen auf.

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