Gefangen im Albtraum: Hornerin im Kampf mit Kölner Treppenliftfirma

Horn-Bad Meinberg. Erst die vielen Rechnungen und anschließend mehrere Mahnungen – Anita Brinkmann schüttelt nur den Kopf, wenn sie morgens ihren Briefkasten leert. &bdquo;Ich habe Kopfschmerzen und Herzrasen", sagt die 80-jährige Rentnerin. Grund seien die Schreiben eines Kölner Treppenliftherstellers, der 198 Euro Wartungskosten verlange.

&bdquo;Das Geld habe ich dem Mitarbeiter in bar übergeben, als er hier war", sagt die 80-Jährige. Doch die Firma zweifelt und schickt eine Zahlungsaufforderung nach der anderen. &bdquo;Dieser Papierkrieg macht mich fertig", fügt sie hinzu. Sie habe schon Albträume, in denen sie von den Rechnungen überwältigt werde.

Im Juni 2017 haben Anita und Ehemann Horst einen Treppenlift im Wert von 4000 Euro vom Keller im Erdgeschoss des Hauses installieren lassen. &bdquo;Mein Mann hat Herz- und Lungenoperationen hinter sich und kann keine Treppen mehr steigen", sagt die Rentnerin. Er lebe in der Kellerwohnung und könne nur per Lift an die frische Luft. Am 19. Juli dieses Jahres sei ein Mitarbeiter der Treppenliftfirma zur Wartung gekommen.

&bdquo;Er hat alles überprüft und dann 198 Euro verlangt, die ich gleich gezahlt habe", sagt Anita Brinkmann. Eine Quittung habe sie nicht bekommen. &bdquo;Ich habe kurz daran gedacht, habe aber nicht gefragt, weil er so vertrauenswürdig und nett war", erinnert sich die Rentnerin.

Damit war die Sache für die Hornerin erledigt, doch am 18. August lag eine Rechnung der Kölner Firma im Briefkasten der Brinkmanns – mit der Aufforderung, die 198 Euro zu überweisen. &bdquo;Ich bin aus allen Wolken gefallen und habe dort sofort angerufen", sagt die 80-Jährige. Doch die Mitarbeiter am Telefon hätten ihr nicht geglaubt und immer wieder betont, dass der Techniker keine Barzahlungen entgegennehmen dürfte.

&bdquo;Dann wurde mir plötzlich klar, dass der Mann mich betrogen hat. Ich bin zwar alt, aber nicht doof und werde nicht noch einmal bezahlen", betont Brinkmann. Knapp 200 Euro seien viel Geld, da sie von einer mickrigen Rente leben müsse. Nach weitere Rechnungen und Mahnungen, die sie und ihrem Mann viele Nerven und Lebensqualität gekostet hätten, bittet sie um Hilfe: &bdquo;Ich weiß nicht mehr weiter und bin echt verzweifelt."

Auf LZ-Anfrage bestätigt die Firma den Vorfall: &bdquo;Wir werden das Mahnverfahren gegen die Familie Brinkmann bis zur Klärung des Sachverhaltes einstellen", erklärt eine Unternehmenssprecherin. Die Firma werde alles dafür tun, dass der Vorfall vollständig aufgeklärt werde. Zudem bestätigt die Sprecherin, dass Mitarbeiter niemals Bargeld annehmen dürften. &bdquo;Bei uns läuft alles über Rechnung." Die Vorwürfen von Anita Brinkmann würden akribisch überprüft, doch bis dahin gelte für den Mitarbeiter, der die Entgegennahme des Geldes bestreite, die Unschuldsvermutung.

&bdquo;Endlich mal ein Fortschritt. Dann hören die nervigen Schreiben endlich auf und ich kann wieder ruhiger schlafen", freut sich Brinkmann. Sie habe inzwischen Anzeige bei der Polizei wegen Betruges gestellt. &bdquo;Ich lüge nicht. Ich habe in meinem Leben immer hart gearbeitet und warum sollte ich einem Mann, den ich gar nicht kenne, einen Betrug unterstellen und dann zur Polizei gehen", so die 80-Jährige. Das Misstrauen des Unternehmens, das sie immer als höflich erlebt habe, verletzte sie.

Nach der Anzeigenaufnahme seien nun Ermittlungen eingeleitet worden, bestätigt Polizeisprecher Uwe Bauer. Beide Seiten würden gehört und der Fall anschließend an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. &bdquo;Die Rentnerin hat natürlich den Fehler begangen, dass sie keine Belege verlangt hat", sagt der Polizeisprecher. Er könne immer wieder nur betonen, unabhängig von diesem Fall, &bdquo;lassen Sie sich nicht durch Charme und Nettigkeiten einlullen", rät Bauer.

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