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Wushu-DM in Salzuflen: Ein Spektakel auf drei Flächen

Sebastian Lucas

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Jean Michel Merten (19) wuchs in der Sporthalle auf. Seit seinem zweiten Lebensjahr betreibt er Wushu. - © Sebastian Lucas
Jean Michel Merten (19) wuchs in der Sporthalle auf. Seit seinem zweiten Lebensjahr betreibt er Wushu. (© Sebastian Lucas)

Bad Salzuflen. „Wushu Lippe, Wushu Lippe." Lautstark haben die Vereinskolleginnen und -Kollegen die Sportlerinnen und Sportler des Ausrichters bei den Deutschen Meisterschaften immer wieder angefeuert, wenn sie im Fokus der Jury standen.

In der Sporthalle Lohfeld in Bad Salzuflen kämpften 230 Aktive aus 21 Vereinen aus der ganzen Republik um die Titel – bei den festgelegten Formen und bei den Kämpfen. Dafür hatte der Wushu&Kampfkunst-Club Lippe drei Flächen aufgebaut und 39 Sportler zwischen 7 und 47 Jahren ins Rennen geschickt. Mittendrin: die Familie Merten.

„Landesmeisterschaften hatten wir schon häufiger ausgerichtet, inzwischen sind wir ja auch ein Landesleistungsstützpunkt. Das ist während der Corona-Pandemie etwas untergegangen. Wir wollten mal nicht zu den Titelkämpfen fahren, sondern eine kurze Anreise haben", erläutert Katja Göner die Hintergründe. Sie zeichnet für die Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich und kam über ihre Tochter Lorien (inzwischen 25) zu diesem Sport. Lorien war 2010 dem Wushu&Kampfkunst-Club beigetreten und studierte zuletzt erfolgreich Medienwissenschaften in Korea. „Irgendwann möchte sie nach Deutschland zurück, im Moment will sie nach ihrem Master mit ihrem englischen Freund noch in Korea bleiben", erzählt ihre Mutter.

„Ich bin da reingeboren"

Andere Pläne verfolgt Jean Michel Merten, inzwischen 19 Jahre, der seit seinem zweiten Lebensjahr Wushu betreibt: „Mein Vater Sergej ist hier der Trainer, es ist sein Verein. Ich bin da reingeboren", erzählt Jean Michel, der in diesem Jahr am Bielefelder Carl-Severing-Berufskolleg sein Abitur baute und nun in Bielefeld Sport und Mathe auf Lehramt studieren wird: „Mich fasziniert dieser Sport, ich werde ihn wohl immer betreiben. Inzwischen bin ich ebenfalls als Trainer aktiv."

Das Besondere für Jean Michel Merten ist, dass „ich immer wieder ’was anderes machen kann. Dieser Sport ist so vielfältig, er wird nie langweilig. Es geht um Kraft und Ausdauer, Stellungen und Sprünge. Es herrscht immer Action." Sechsmal in der Woche trainiert der Modellathlet: „Im Schnitt 2,5 Stunden, eine Einheit dauert aber auch mal sechs Stunden." Und wie würde er Wushu kurz beschreiben? „Ganz einfach: Es ist Kung-Fu wie in den Filmen mit Jackie Chan, Jet Li und Donnie Yen. Wushu lautet der modernere Begriff."

Sergej Merten zeigt an, dass Julia Meier (links) den Kampf gewonnen hat. - © Sebastian Lucas
Sergej Merten zeigt an, dass Julia Meier (links) den Kampf gewonnen hat. (© Sebastian Lucas)

„Danach bist du komplett fertig"

Bei Weltmeisterschaften in China belegte er schon den zweiten Platz, zudem ist Jean Michel Merten Europameister gewesen und erreichte weitere zweite und dritte Plätze. Bei den nationalen Titelkämpfen in Bad Salzuflen war er unter anderem bei der Faustform erfolgreich. Mit seiner 1:30 Minuten langen Choreographie überzeugte er die Kampfrichter: „Danach bist du komplett fertig. Nach 50 Sekunden merkst du, dass die Belastung extrem hoch ist, aber warum sollst du weniger zeigen, wenn du erschöpft bist? Du musst durchziehen."

Sergej Merten, der Vorsitzende des Ausrichters, beim Kämpfen. - © Sebastian Lucas
Sergej Merten, der Vorsitzende des Ausrichters, beim Kämpfen. (© Sebastian Lucas)

Sein Vater Sergej ist zunächst als Kampfrichter mit Hemd und Fliege auf der Fläche zu sehen gewesen, dann im Boxoutfit. Katja Göner: „Beim Kämpfen geht es um Boxen und Judo. Es ist ein Mix." Nach einer kurzen Verletzungspause setzte sich der Vorsitzende in blauer Kleidung gegen seinen Kontrahenten in Rot durch.

Fakten

- Jean Michel Merten errang den DM-Titel mit Faust (Freiform) sowie die Vizemeisterschaft mit Stock und Säbel.

- Julia Meier holte sich den Titel bei der U18 bis 70 Kilogramm im Leicht- und Vollkontakt.

- Sergej Merten gewann den Titel im Vollkontakt bis 65 Kilogramm, die Vizetitel errang er in traditionellen Faustformen und in traditionellen Kurzwaffen.

- Im Medaillenspiegel lag Wushu Lippe jeweils auf Rang zwei – bei den Formen und Kämpfen.

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