Blomberg. Die HSG Blomberg-Lippe bewegt Woche für Woche 350 Kinder und Jugendliche im Breitensportbereich. Zugpferd und Motivationsschub ist und bleibt das Bundesliga-Team. In diesen Tagen blickt die Handball-Spielgemeinschaft auf ihr 25-jähriges Bestehen zurück.
Prägend für die Entwicklung und richtungweisend war in erster Linie der 2016 verstorbene Manager Harald Wallbaum, der mehr als 30 Jahre die Strukturen des Vereins als Denker und Lenker gestaltet hat, schreibt die HSG. Im sportlichen Bereich sei es über den langen Zeitraum von 16 Jahren Chefcoach und Sportdirektor André Fuhr gewesen, der wie kaum ein anderer für die „Talentschmiede HSG Blomberg-Lippe" in allen ihren Ausprägungen stand, die Konzepte dafür erweiterte, verbesserte und verfeinerte und sie vor allem mit Leben füllte. Zusammen mit Lutz Altenberend, Pressewart des Amateurbereichs in der HSG, blickt die LZ-Sportredaktion zurück.
Die Vereinsgeschichte
1989 stieg der TV Herrentrup in die 2. Bundesliga auf und etablierte sich dort in den Folgejahren. „Die Verantwortlichen mit Manager Harald Walbaum an der Spitze erkannten, dass der eingeschlagene Weg dauerhaft nur auf einer breiteren Basis erfolgreich fortgeführt werden konnte", schreibt Lutz Altenberend. 1993 wurden die Handballabteilungen des TV Herrentrup und des TV Blomberg unter dem Dach der damaligen HSG Herrentrup-Blomberg vereint – eine zukunftsweisende Entscheidung. Im Jahr 2000 folgte die Umbenennung in HSG Blomberg-Lippe.
Die sportliche Entwicklung
Die HSG nimmt aktuell als Mitglied der Frauenhandball-Bundesliga an ihrer 18. Erstliga-Saison teil. Unter Trainer Dago Leukefeld schaffte das Team 1996 den Sprung in die 1. Bundesliga und hielt sich dort bis zum Abstieg im Jahr 2002. Seit dem Aufstieg 2006 befindet sie sich ununterbrochen in der Eliteliga. „Nach dem Schritt zurück in die 2. Liga wurde die Entscheidung getroffen, die HSG in allen Bereichen von Grund auf zu konsolidieren und sportlich mit einer sehr jungen Mannschaft an den Start zu gehen", so Altenberend.

Dafür gewannen die Verantwortlichen Trainer André Fuhr, der die sportlichen Geschicke als Chefcoach und später auch als Sportdirektor 16 Jahre lang leitete – „ein Glücksgriff". Er habe es verstanden, ein blutjunges Team voller Begeisterung zu formen, das mit frischem und schnellem Herzbluthandball sich im oberen Bereich der Tabelle der 2. Liga drei Jahre lang festsetzte. 2006 geschah das Unglaubliche gegen einen übermächtigen Gegner: Wiederaufstieg in die 1. Liga. Das Team bezwang in einer aus allen Nähten platzenden Sporthalle an der Ulmenallee mit einem unbändigen Willen den Favoriten SC Markranstädt.
Die Mannschaften
Die zweite Frauenmannschaft ist in der 3. Liga beheimatet, eine weibliche A-Jugendmannschaft in der Jugend-Bundesliga und viele, viele weitere Teams im männlichen und weiblichen Jugend- und Seniorenbereich bis hin zu den Jüngsten, den Minis. Insgesamt sind es in dieser Serie 23 Mannschaften, die am Spielbetrieb teilnehmen. „Ohne Amateure wäre Bundesliga-Handball in diesem Umfeld nicht möglich", unterstreicht Beiratsmitglied Rudi Kaup die Bedeutung und bezieht alle Ehrenamtlichen, aber auch alle Freunde, Gönner und Förderer der HSG mit ein.
Allein die weibliche A-Jugendmannschaft blickt auf acht Deutsche Vizemeisterschaften und die Deutsche Meisterschaft im Jahr 2008 zurück. Die weibliche B-Jugend errang 2016 die Deutsche Meisterschaft. Sportlich führte die intensive Zusammenarbeit der HSG Blomberg-Lippe mit dem Hermann-Vöchting-Gymnasium zur Deutschen Meisterschaft der Schulmannschaften in den Jahren 2011 und 2016.
Ein Sprungbrett für Talente
Das Internat der HSG Blomberg-Lippe besteht seit 15 Jahren. 30 der 44 „Internatis" schafften es, in der 1. oder 2. Bundesliga Fuß zu fassen. Ein weiterer Grund, um mit Lutz Altenberend, Pressewart des Amateurbereichs in der HSG, auf die Entwicklung im Nachwuchsbereich zu schauen.
Die Entscheidung der sportlichen Konsolidierung war verbunden mit einer Intensivierung der Nachwuchsarbeit und führte 2003 zur Gründung des HSG-Handball-Internats als Vollzeit-Internat nach einer Idee und Initiative von Manager Harald Wallbaum. Er wollte, so Altenberend, talentierten Schülerinnen die Möglichkeit geben, in den Genuss einer optimalen schulischen Ausbildung unter leistungssportlichen Gesichtspunkten zu kommen.

Aufgebaut und organisiert zu Anfang mit bescheidenen Bordmitteln, ist das Internat im weiblichen Bereich mittlerweile bundesweit bekannt und anerkannt. Jahr für Jahr werden hoffnungsvolle Talente in den Bundesligakader integriert. Zunächst angesiedelt in den Räumen der Arbeiterwohlfahrt an der Ulmenallee sei der Umzug in das Mehrgenerationenhaus des Elisenstifts ein Quantensprung in puncto Betreuung und Unterbringung in hellen und freundlichen Räumen modernen Zuschnitts gewesen.
Leistungssport und Bestnoten
In der Folge gestaltete, betreute und verantwortete die HSG die Entwicklung von gleichzeitig bis zu 16 Schülerinnen – liebevoll „Internatis" genannt. „Es war die Handschrift von Trainer André Fuhr, der bis zu seinem Ausscheiden auch für das Internat sportlich verantwortlich zeichnete und zudem als Trainer der weiblichen A-Jugendmannschaft in der Jugend-Bundesliga fungierte", heißt es in der Pressemitteilung weiter.
Die Bilanz: In 15 Jahren legten 44 Internatis erfolgreich ihren Schulabschluss ab – davon waren 38 Abiturientinnen. In drei aufeinanderfolgenden Jahren landeten Internatlerinnen unter den drei Abitur-Jahrgangsbesten. Vier Spielerinnen aus dem aktuellen Bundesliga-Kader entstammen dem Internat. Insgesamt schafften es mehr als 30 der 44 Internatis, in der 1. oder 2. Bundesliga Fuß zu fassen, sechs fanden den Weg in die A-Nationalmannschaft und viele in die Jugend- und Juniorinnenauswahlen.
Inzwischen generiert das HSG-Handball-Internat Fachkräfte-Nachwuchs für die Region, weil sich nach dem Schulabschluss Internatis aus allen Teilen Deutschlands dafür entscheiden, ihre berufliche Zukunft in Lippe zu suchen, zu gestalten und fortzuführen, so Lutz Altenberend.
Jugendzertifikat und „Grünes Band"
Bereits zum dritten Mal in ihrer Geschichte hat die Handball Bundesliga Frauen (HBF) das HBF-Jugendzertifikat vergeben. 11 der 30 Erst- und Zweitligavereine erhielten für die laufende Saison 2018/2019 die Auszeichnung für ihre herausragende Jugendarbeit, schreibt die HBF in einer Pressemitteilung. Unter ihnen: Die HSG Blomberg-Lippe.
Zur Erlangung des Zertifikats wurden Kriterien begutachtet, die eine Qualitätssicherung in den Bereichen Mannschaften, Mitarbeiter, Training und Betreuung gewährleisten, heißt es weiter. Diese Kriterien wurden durch einen Zertifizierungsausschuss geprüft, bestehend aus André Fuhr (Trainer TuS Metzingen), Jutta Ehrmann-Wolf (Bayer 04 Leverkusen) und Christoph Wendt (Geschäftsführer der Handball Bundesliga Frauen).
Für die intensive und breit angelegte Nachwuchsarbeit wurde die HSG Blomberg-Lippe in den Jahren 2000, 2011 und 2017 mit dem „Grünen Band", dem bedeutendsten Nachwuchsleistungssport-Preis in Deutschland, vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) ausgezeichnet.