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Ligastart der Fußballerinnen

«Neuer Meilenstein»: FC Bayern siegt vor Rekordkulisse

Bianca Rech trug neben ihrer schwarzen Kappe ein breites Lächeln durch die weitläufigen Gänge des Münchner Stadions. «Das ist ein neuer Meilenstein, den wir heute erreicht haben beim FC Bayern München für die FC Bayern Frauen», sagte die Direktorin der Frauenfußballabteilung über diesen historischen Bundesliga-Samstag. «Und es ist ein unglaubliches Gefühl, weil wir da wirklich sehr lange hingearbeitet haben, dass wir heute das eben schaffen.»

Die Münchner Macherin schwärmte dabei weniger über den phasenweise mauen Auftritt des deutschen Meisters beim 2:0 (0:0) im offiziellen Liga-Eröffnungsspiel gegen Bayer Leverkusen, sondern vielmehr über den imposanten Rahmen. 57.762 Zuschauerinnen und Zuschauern sorgten in der Allianz Arena für eine Rekordkulisse. Nie zuvor hatten so viele Menschen ein Vereinsspiel zweier Frauen-Teams in Deutschland besucht.

«Das Ziel war heute einfach, das zu genießen»

Die Zuschauerbilanz in München wurde zur Zahl des Abends. - © Sven Hoppe/dpa
Die Zuschauerbilanz in München wurde zur Zahl des Abends. (© Sven Hoppe/dpa)

Den bisherigen Rekord - 57.000 beim DFB-Pokal-Halbfinale im März zwischen dem Hamburger SV und Werder Bremen - übertrafen die Münchnerinnen knapp, den Liga-Bestwert dafür umso klarer. 38.365 Fans hatten im April 2023 das Duell des 1. FC Köln mit Eintracht Frankfurt gesehen. «Das Ziel war heute einfach, das zu genießen. Das haben wir mit vollen Zügen gemacht», sagte Nationalspielerin Klara Bühl.

Bayern-Star Klara Bühl traf in dieser Szene zum Endstand. - © Sven Hoppe/dpa
Bayern-Star Klara Bühl traf in dieser Szene zum Endstand. (© Sven Hoppe/dpa)

«Das gibt es nicht alle Tage», stellte die Flügelflitzerin im Team von Neu-Trainer José Barcala zudem korrekterweise fest. Normalerweise tragen die Münchnerinnen ihre Heimspiele im lediglich 2.500 Zuschauer fassenden Stadion auf dem Bayern-Campus aus. Für viele Spielerinnen sei deshalb ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen, erzählte Bühl. Die 24-Jährige durfte zwar erst ab der zweiten Halbzeit mitwirken, setzte dann aber die entscheidenden Bayern-Stiche.

Jovana Damnjanovic hatte auch als Vorlagengeberin etwas zu bejubeln. - © Sven Hoppe/dpa
Jovana Damnjanovic hatte auch als Vorlagengeberin etwas zu bejubeln. (© Sven Hoppe/dpa)

Der vor einigen Monaten vom spanischen Serienmeister FC Barcelona umworbene DFB-Star bereitete das 1:0 durch Vanessa Gilles (76. Minute) per Eckstoß vor, erzielte das 2:0 (77.) selbst und belebte sichtlich das bis zur Pause träge Bayern-Spiel. «Ich glaube, dass man natürlich vielleicht von der Kulisse ein bisschen nervös war», mutmaßte Bühl über die Gründe, warum in Hälfte eins - ohne sie - nur wenig gelang.

«Wir waren sehr, sehr eklig»

Die Bayern-Fans präsentierten ihre Fanschals. - © Sven Hoppe/dpa
Die Bayern-Fans präsentierten ihre Fanschals. (© Sven Hoppe/dpa)

Zudem sei der Vorjahres-Vierte «sehr giftig» gewesen, was sich mit der Einschätzung der Neu-Leverkusenerin Carlotta Wamser deckte. «Wir waren sehr, sehr eklig. Wir waren immer dran», befand die 21 Jahre alte Nationalspielerin, die «gute Ballbesitzphasen» und ein sauberes Aufbauspiel als weitere Gründe für den respektablen Gastauftritt nannte. «So muss man auch gegen eine Mannschaft wie Bayern spielen, dass man die einfach ärgert, nervt - damit die nicht ihr Spiel aufziehen können.»

Nach Abpfiff war dann aber doch wieder vieles wie immer in der Arena. «Deutscher Meister wird nur der FCB», sangen die Fans in der Südkurve, während auf dem Rasen die Stars in den rot-weißen Trikots hüpfend den Sieg genossen. «Das beflügelt dann noch mal», sagte Rech über den Einfluss der Bayern-Fans auf den Stehplätzen. Der Arena-Auftritt machte Appetit auf mehr. «Visionen haben wir viele. Wir würden natürlich gerne wiederkommen», sagte Rech.

Auf die Schwierigkeiten in der Umsetzung wies die 44-Jährige allerdings auch hin. Minimum 25.000 Zuschauer seien pro Spiel nötig, um die Betriebskosten zu decken. Hinzu kämen organisatorische Fragen, erklärte Rech. «Wir haben auf dieses Spiel, das darf man nicht vergessen, sechs Monate lang hingearbeitet, dass wir es heute schaffen, so viele Fans in dieses Stadion zu bekommen.»

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