Die «Meistertrainer»-Sprechchöre der Magdeburger Fans quittierte Bennet Wiegert nur mit einem kurzen Schmunzeln. Schließlich warten auf den Erfolgscoach und seine Titeljäger noch 15 Spiele bis zum Saisonende der Handball-Bundesliga. Entsprechend zurückhaltend und meist in den branchenüblichen Floskeln beantwortet man an der Elbe Fragen zu den vielversprechenden Meisterschaftsaussichten. In der Konkurrenz herrscht hingegen längst Einigkeit: Am SCM führt derzeit kein Weg vorbei. Ein Beobachter hatte früh eine Vorahnung. «Grundsätzlich muss man die Mär aufrechterhalten, dass Magdeburg schlagbar ist. Tief in mir drin halte ich es für möglich, dass dieser Club ungeschlagen durch die Liga geht», orakelte Dyn-Experte Stefan Kretzschmar bereits im September. Das am Ende ungefährdete 30:25 der Magdeburger am Samstagabend im Ostderby gegen den ThSV Eisenach sollte die Einschätzung der deutschen Handball-Ikone ein weiteres Mal bestätigen. «Ich glaube, dass das ein gutes Paket ist für den Rückrundenstart. Schade, dass jetzt eine Pause kommt, wir haben gerade gut funktioniert», sagte SCM-Coach Wiegert am ARD-Mikrofon. 19 Spiele, 17 Siege Was der gebürtige Magdeburger mit «gut funktioniert» deutlich unter Wert verkaufte, liest sich in Zahlen so: 19 Bundesliga-Spiele, 17 Siege, 2 Remis. Der dreimalige HBL-Champion überwintert während der EM-Pause bis Februar mit einer bemerkenswerten Bilanz. «Wenn ich das gewusst hätte vor dieser Saison, hätte ich das immer genommen. So kann es weitergehen», sagte Rückraumspieler Gisli Kristjansson. Mit Blick auf das gesamte Kalenderjahr liest sich der Magdeburger Jahresabschluss sogar noch beeindruckender: über 60 Pflichtspiele, 4 Niederlagen, 3 Unentschieden. «Wir können stolz auf dieses Jahr sein. Jetzt ist es Zeit für ein bisschen Ruhe», befand der schwedische Nationalspieler Daniel Pettersson. Wohl wissend, dass die kommenden EM-Wochen noch kräftezehrender werden dürften als die zurückliegenden Monate im Verein. Verfolger kämpfen um die Champions League Während Magdeburg mit 36 Pluspunkten vorneweg marschiert und auch in der Königsklasse und dem DHB-Pokal zu den Titelkandidaten zählt, tobt auf den Plätzen zwei bis fünf der Kampf um die Champions-League-Plätze. Erster Verfolger ist die SG Flensburg-Handewitt (31:7 Punkte) vor dem TBV Lemgo Lippe (30:8) und dem deutschen Meister Füchse Berlin (30:10). Auch Rekordmeister THW Kiel (28:10) mischt als Fünfter kräftig im Rennen mit – zumal die Füchse bereits ein Spiel mehr absolviert haben als die direkte Konkurrenz. Auch das Verfolger-Quartett gab sich zum Jahresabschluss keine Blöße - trauerte aber noch manchen verlorenen Punkten nach. «Die Heimniederlagen gegen Hamburg und Lemgo tun immer noch weh. Wir schalten ab Februar in den Attacke-Modus, so dass wir die Champions-League-Plätze jagen können», schickte Berlins Trainer Nicolej Krickau als Kampfansage an die Konkurrenz. Aufgrund einer von der Europäischen Handballföderation (EHF) beschlossenen Regeländerung kann die HBL ab nächster Spielzeit mit drei Männer-Mannschaften in der Champions League rechnen.