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Karriereende

Familie statt Tournee: Skispringerin Schmid hört mit 29 auf

Katharina Schmid beendet ihre Karriere. © Daniel Karmann/dpa
Thomas Eßer, Patrick Reichardt

Die Tränen werden kommen, da ist sich Katharina Schmid ganz sicher. «Ich bin recht nah am Wasser gebaut», sagte die 29-Jährige nur wenige Stunden, nachdem sie ihr Karriereende als Skispringerin angekündigt hatte.

Schon bei der Premiere der ARD-Dokumentation «Fly» in einem Oberstdorfer Kino riefen die Bilder auf der Leinwand zahlreiche emotionale Erinnerungen hervor. Gerade gehe es ihr aber sehr gut mit ihrer Entscheidung, beteuerte Schmid bei dem Event mit geladenen Gästen. Weitere Momente des Rückblicks werden folgen. Nach dieser Saison ist Schluss mit dem spektakulären Schanzensport.

Horst Hüttel (r) hofft auf eine weitere Zusammenarbeit mit Schmid. - © Daniel Karmann/dpa
Horst Hüttel (r) hofft auf eine weitere Zusammenarbeit mit Schmid. (© Daniel Karmann/dpa)

Schmid verabschiedet sich im besten Skisprung-Alter vom Leben als Profisportlerin. «Ich bin mega, mega dankbar, dass ich das Privileg hatte, in diesem Sport groß zu werden und mit diesem Sport zu wachsen», sagte die Oberstdorferin bei einer emotionalen Pressekonferenz des Deutschen Skiverbands (DSV). «Ich durfte so, so viel erleben. So eine mega Zeit haben», ergänzte sie mit brüchiger Stimme.

Drei WM-Titel in Planica

Katharina Schmid sammelte in ihrer Karriere zahlreiche Medaillen. (Archivbild) - © Daniel Karmann/dpa
Katharina Schmid sammelte in ihrer Karriere zahlreiche Medaillen. (Archivbild) (© Daniel Karmann/dpa)

Die Olympischen Winterspiele im Februar in Italien werden der letzte große Höhepunkt ihrer außergewöhnlichen Karriere. «Ich will nicht nur dabei sein. Ich will wirklich bereit sein und da um die Medaillen mitkämpfen können», sagte Schmid, die bis zu ihrer Hochzeit Althaus hieß. Sie wird im deutschen Team eine riesige Lücke hinterlassen.

So sah man sie häufig: Springerin Schmid im Auslauf. (Archivbild) - © Geir Olsen/NTB Scanpix/AP/dpa
So sah man sie häufig: Springerin Schmid im Auslauf. (Archivbild) (© Geir Olsen/NTB Scanpix/AP/dpa)

Der Abgang der siebenmaligen Weltmeisterin und zweimaligen Olympia-Silbermedaillengewinnerin kommt nicht allzu überraschend. Sie hatte sich die Option in den vergangenen Jahren und vor allem seit ihren drei WM-Goldmedaillen von Planica 2023 immer wieder offengehalten und dabei auch an die Familienplanung mit ihrem Mann Patrick gedacht.

Hoch in der Luft: So sieht man Katharina Schmid nach dieser Saison nicht mehr. (Archivbild) - © Philipp Schmidli/KEYSTONE/dpa
Hoch in der Luft: So sieht man Katharina Schmid nach dieser Saison nicht mehr. (Archivbild) (© Philipp Schmidli/KEYSTONE/dpa)

Auch die Aussicht auf eine erstmalige Vierschanzentournee für Frauen, für die der Weg im kommenden Winter frei ist, ändert ihre Pläne nicht.

200 Meter sind ein Ziel

Schmid debütierte in der Saison 2011/12 mit 15 Jahren im Weltcup und prägte gemeinsam mit der 2022 abgetretenen Carina Vogt das deutsche Frauen-Skispringen. DSV-Sportdirektor Horst Hüttel sprach von einem «Riesenverlust». Die Entscheidung sei aber nachvollziehbar und zu respektieren.

Olympiasieger Andreas Wellinger sagte voller Anerkennung: «Sie ist eine verdammt gute Athletin. Was sie über die vergangenen Jahre erreicht hat, ist bemerkenswert.» Der nach dem vergangenen Winter zurückgetretene Markus Eisenbichler nennt Schmid «eine coole Socke».

Die Frauen-Tournee, für die Schmid jahrelang gekämpft hat, kommt für die Allgäuerin nun knapp zu spät. Einen Traum kann sie sich dagegen noch erfüllen: Es beim Skifliegen auf «die magischen 200 Meter» schaffen - dazu hat sie am Ende der Saison in Norwegen und Slowenien letztmals die Gelegenheit.

Pferdegestütztes Mentaltraining und Masken nähen

Schmid verstand sich stets als Kämpferin für mehr Geschlechtergerechtigkeit im Skispringen. Viele Verbesserungen wie dichtere Wettkampfkalender, ein aufgestocktes WM-Programm und größere mediale Aufmerksamkeit waren wichtige Schritte auf dem Weg dorthin.

Unterschiede beim Preisgeld im Vergleich zu den Männern sowie das jahrelange Warten auf die Vierschanzentournee mit den vier Stationen Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck und Bischofshofen sorgten aber auch für Verdruss.

Zukunft als Trainerin?

Schmid liebt die Berge und ihre Heimatgemeinde Oberstdorf, kümmert sich in der Freizeit gerne um Tiere und spricht offen über pferdegestütztes Mentaltraining, das sie betreibt.

In einem ARD-Interview charakterisierte sie sich einmal mit den Begriffen «bodenständig, recht fröhlich und unkompliziert». Als der Profisport im Frühjahr 2020 von der Corona-Pandemie gestoppt wurde, nähte Schmid Schutzmasken. Sie helfe, wo sie könne, sagte sie damals. Für den aktiven deutschen Skisprung-Sport gilt das ab dem Frühjahr nicht mehr.

Der Disziplin könnte sie allerdings in anderer Funktion erhalten bleiben. «Vielleicht hast du nicht ohne Grund deine Trainerlizenz abgelegt letztes Jahr», sagte Hüttel bei der Medienrunde in Fischen nahe Oberstdorf direkt an Schmid gerichtet. «Ich könnte mir schon vorstellen, dass ich auch als Trainerin der Sportart erhalten bleibe», sagte sie selbst und dachte dabei an eine Stelle im Nachwuchs.

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