Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Impuls aus Bielefelder Kunsthalle: „Stärker mit der OWL-Kultur wuchern“

Georg Fortmeier, Aufsichtsratschef der Kunsthalle und Ex-Landtagsabgeordneter der SPD, spricht im vierten Holzhausgespräch über die Zukunft des Hauses und intensivere Kooperationen der OWL-Museen.

Stefan Brams

  • 0
Am Kamin in der Kunsthalle sitzt Georg Fortmeier (l.), ehemaliger NRW-Landtagsabgeordneter, und diskutiert mit NW-Kulturchef Stefan Brams in Oscar Tuazons Langhaus-Nachbau. - © Sarah Jonek
Am Kamin in der Kunsthalle sitzt Georg Fortmeier (l.), ehemaliger NRW-Landtagsabgeordneter, und diskutiert mit NW-Kulturchef Stefan Brams in Oscar Tuazons Langhaus-Nachbau. (© Sarah Jonek)

Bielefeld. „Etwas mehr von der rheinischen Art, sich lautstark bemerkbar zu machen, könnte uns hier oben in OWL durchaus hin und wieder gut zu Gesicht stehen“, sagt Georg Fortmeier im vierten Holzhausgespräch über die Lage von Kunst und Kultur in der Region. Und spielt damit darauf an, dass „wir mit den kulturellen Pfunden, typisch ostwestfälisch zurückhaltend, viel zu wenig wuchern“.

OWL habe unglaublich viel an Kultur zu bieten, brauche sich hinter dem Ruhrgebiet und dem Rheinland wahrlich nicht zu verstecken, betont Fortmeier am Kamin in Oscar Tuazons Langhaus sitzend und präzisiert: „Gerade auch mit unseren Kunstmuseen können wir uns sehen lassen. Sie bieten großartige, vielfältige Ausstellungsprogramme, für die es sich lohnt, in die Region zu kommen, nur wir tragen genau das zu wenig nach außen“, betont der gebürtige Paderborner, der in Bielefeld zu Hause ist.

Information

Die Holzhausgespräche

Die Holzhausgespräche dieser Redaktion über Kunst und Kultur in OWL gehen in diesem Jahr zum zehnten Mal über die Bühne. Neuer Gesprächsort ist der Nachbau eines indigenen Langhauses durch den US-Künstler Oscar Tuazon in der zweiten Etage der Kunsthalle Bielefeld. Das „Building“ genannte Kunstwerk ist Teil der großen Tuazon-Schau mit mehr als 40 Arbeiten in der Kunsthalle.

Die Holzhausgespräche sind öffentlich. Der Eintritt in die Ausstellung ist von 15 bis 16 Uhr frei. Das nächste Gespräch führt Stefan Brams am Freitag, 22. September, mit Vertretern des Kulturhauses Ostblock in Bielefeld.

„Wir brauchen einen Motor, ein OWL-Team, das sich dem noch viel stärker annimmt“, sagt Fortmeier. Es wäre ja auch schon viel gewonnen, wenn die Kunsthalle, das Stenner-Forum, der Kunstverein am Waldhof (allesamt Bielefeld), das Böckstiegelmuseum in Werther, aber auch das Diözesanmuseum und das Museum im Marstall in Paderborn und Schloß Neuhaus sowie weitere Museen in der Region wie das Forum Anja Niedringhaus in Höxter deutlich stärker zusammenarbeiten und gemeinsam auf sich aufmerksam machen würden. Demnächst gebe es ja erstmals eine Kooperation von Marta und Kunsthalle. „Vielleicht ein Kristallisationspunkt für noch mehr“, sagt Fortmeier.

Vorstoß für Kunstbiennale in OWL

Vorstellen kann sich der Pensionär, der zwölf Jahre lang dem Düsseldorfer Landtag für die Bielefelder SPD angehörte, wie andere in den Holzhausgesprächen zuvor auch, eine Art Kunstbiennale in OWL zu etablieren. „Wie wäre es zum Beispiel, wenn die Museen alle zwei bis drei Jahre gemeinsame Projekte starten, die sich durch alle Häuser ziehen?“, fragt Fortmeier. Das würde doch eine große Strahlkraft entwickeln, für die sich bestens werben ließe. Eine solche Biennale hielte er für sinnvoller, als ein neues Museum für die regionale Kulturszene auf den Weg zu bringen. „Denn machen wir uns ehrlich, es ist doch wesentlich einfacher in diesen Zeiten aus dem Bestehenden heraus neue Impulse zu setzen, als ein völlig neues Haus an den Start zu bringen“, stellt Fortmeier heraus, der sich im vergangenen Jahr aus dem Landtag verabschiedet hat.

Dennoch habe er, wie er einräumt, durchaus auch Sympathien für ein Fotomuseum, wie es Uli Horaczek im zweiten Holzhausgespräch für die Bielefelder Fotoschule ins Gespräch gebracht hatte. „Das wäre schon was.“ Er wirft aber auch die Frage auf, ob nicht das neue Murnau- und Massolle-Kinomuseum und ein solches Fotomuseum genügend Schnittmengen hätten, um etwas Gemeinsames anzubieten?

Besonders am Herzen liegt dem Aufsichtsratschef der Kunsthalle natürlich die Kunsthalle. Selbige soll ja – wie mehrfach berichtet – von 2025 bis 2027 generalsaniert und erweitert werden. „Dann erhält das Haus als Leuchtturm in OWL nochmals eine ganz neue Strahlkraft“, ist er sich sicher und freut sich, dass das Haus in den letzten Jahren ohnehin große Schritte gemacht, sich personell verstärkt habe und in der Digitalisierung richtig gut vorangekommen sei. „Den letzten großen Schritt gehen wir dann mit der Sanierung und der Erweiterung, mit der wir neue Flächen für moderne Ausstellungsprojekte hinzugewinnen werden.“

„Kultur gibt uns Raum, zu uns selber zu finden“

Akut müsse man der Kunsthalle sicherlich – wie vielen anderen Häusern auch – helfen, die gestiegenen Energiekosten aufzufangen. „Das können die Einrichtungen einfach nicht mehr allein aus ihren Etats stemmen“, betont Fortmeier, der in Bielefeld Jura studiert hat, und im Gespräch nochmals deutlich macht: „Auch wenn der Haushalt der Stadt Bielefeld gerade sehr unter Druck steht, die Sanierung wird kommen.“ Sie stehe an Platz eins der Prioritäten-Liste der Stadt. „Gerade sind wir dabei, bis Ende Dezember ein Architekturbüro in einem Ausschreibungsverfahren zu finden, das die Sanierung und Erweiterung dann umsetzen wird.“

Der schwarz-grünen Landesregierung in Düsseldorf, die laut Haushaltsentwurf sieben Millionen Euro im nächsten Kulturetat sparen will, rät Fortmeier, behutsam vorzugehen, denn gerade in Zeiten wie diesen, sei es doch die Kultur, „die uns Menschen Raum gibt, wie zum Beispiel gerade hier in der Kunsthalle, Ruhe und zu uns selber zu finden und tiefer nachzudenken, über das, was uns bewegt“. Schönes Schlusswort.

Copyright © Lippische Landes-Zeitung 2025
Inhalte von lz.de sind urheberrechtlich geschützt.
Weiterverwendung nur mit Genehmigung der Chefredaktion.