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Abstimmungen zu Migration: Jeder Zweite sieht kein Problem

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«Er hat sich verzockt, aber viel schlimmer ist, dass er gezockt hat», sagte der SPD-Kanzler, Olaf Scholz, über das Vorgehen von Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU). (Archivbild) - © Kay Nietfeld/dpa
«Er hat sich verzockt, aber viel schlimmer ist, dass er gezockt hat», sagte der SPD-Kanzler, Olaf Scholz, über das Vorgehen von Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU). (Archivbild) (© Kay Nietfeld/dpa)

Dass die Union im Bundestag zur Durchsetzung ihrer Vorschläge zur Migrationspolitik eine Mehrheit mit der AfD in Kauf genommen hat, findet gut die Hälfte der Deutschen in Ordnung. Das zeigen die Ergebnisse einer repräsentativen Befragung des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur.

Danach halten 38 Prozent der Wahlberechtigten dieses Vorgehen für falsch oder eher falsch. 52 Prozent der Teilnehmer der Umfrage nannten es richtig oder eher richtig, dass Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) Vorschläge zur Verschärfung der Migrationspolitik und einen Gesetzesentwurf zur Abstimmung gestellt hat, für die eine Mehrheit nur mit Hilfe der AfD wahrscheinlich war. Elf Prozent der rund 2.500 Befragten machten entweder keine Angaben oder entschieden sich für keine der angebotenen Antwortvarianten.

Mehrheit für generelle Zurückweisungen

In Berlin und zahlreichen anderen Städten gab es am vergangenen Wochenende, bei denen kritisiert wurde, dass die Union im Bundestag Vorschläge zur Migrationspolitik zur Abstimmung gestellt hatte, bei denen eine Mehrheit ohne Stimmen der AfD nicht zu erwarten war. (Archivbild) - © Sebastian Christoph Gollnow/dpa
In Berlin und zahlreichen anderen Städten gab es am vergangenen Wochenende, bei denen kritisiert wurde, dass die Union im Bundestag Vorschläge zur Migrationspolitik zur Abstimmung gestellt hatte, bei denen eine Mehrheit ohne Stimmen der AfD nicht zu erwarten war. (Archivbild) (© Sebastian Christoph Gollnow/dpa)

Den Vorschlag der Union, an deutschen Grenzen auch Menschen ohne Einreiseerlaubnis, die Asyl beantragen wollen, zurückzuweisen, befürworten demnach 63 Prozent der Deutschen. Jeder vierte Wahlberechtigte (25 Prozent) ist dagegen.

Die Fraktionen von SPD, Grünen und Linkspartei hatten die Union scharf kritisiert, weil sie am vergangenen Mittwoch einen Antrag zu umfassenden Zurückweisungen an der Grenze zur Abstimmung gestellt hatte, der dann mit den Stimmen von FDP und AfD beschlossen wurde. Ein Gesetzentwurf der Union, der unter anderem vorsah, den Familiennachzug für Menschen mit eingeschränktem Schutzstatus bis auf weiteres zu beenden, fand am Freitag dann trotz der AfD-Stimmen keine Mehrheit.

Glaubwürdigkeit mit Fragezeichen

Am Freitag wurde die Bundestagssitzung für mehrere Stunden unterbrochen. Am Ende gab es aber doch keine Einigung zwischen Union, FDP, Grünen und SPD. Schließlich kam es zur Abstimmung über das «Zustrombegrenzungsgesetz» der Union. Der Entwurf fand keine Mehrheit. (Archivbild) - © Kay Nietfeld/dpa
Am Freitag wurde die Bundestagssitzung für mehrere Stunden unterbrochen. Am Ende gab es aber doch keine Einigung zwischen Union, FDP, Grünen und SPD. Schließlich kam es zur Abstimmung über das «Zustrombegrenzungsgesetz» der Union. Der Entwurf fand keine Mehrheit. (Archivbild) (© Kay Nietfeld/dpa)

SPD, Linke und Union hatten zuvor vergeblich versucht, Merz von der Idee abzubringen, die Vorschläge der Union zur Abstimmung zu stellen und damit zu riskieren, dass die AfD erstmals einem Vorhaben zu einer Mehrheit verhilft. Merz hatte seinerseits mehrfach betont, er schließe eine Zusammenarbeit mit der AfD aus. Deren Ziel sei es schließlich, die CDU zu zerstören. Ob diese Beteuerung von Merz wirklich so gilt, ziehen einige Wählerinnen und Wähler allerdings infrage.

Auf die Frage «Halten Sie die Aussage von Friedrich Merz, dass er eine Koalition mit der AfD ausschließt, für glaubwürdig, oder nicht?» antwortete knapp die Hälfte der Teilnehmer (49 Prozent) der YouGov-Umfrage mit «glaubwürdig». Etwas weniger als jeder Dritte (32 Prozent) hält die Beteuerung des Vorsitzenden der CDU/CSU-Fraktion für nicht glaubwürdig. Fast jeder Fünfte (19 Prozent) traute sich in dieser Frage kein Urteil zu oder wollte sich nicht dazu äußern.

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