Macht Trump jetzt unsere Medikamente teurer?

Die Zölle waren offenbar nur der Anfang: Nun hat sich Donald Trump den Pharmamarkt vorgenommen – mit den gewohnten verbalen Ausfällen: Die amerikanischen Patienten hätten &bdquo;sozialistische Gesundheitssysteme“ wie das in Deutschland mitfinanziert, so der US-Präsident bei der Ankündigung eines Dekretes zur Senkung der Arzneimittelpreise in den USA. Der EU warf er vor, sich in Preisverhandlungen &bdquo;unverschämter als China“ zu verhalten. Europa müsse künftig tiefer in die Tasche greifen: &bdquo;Der Rest der Welt wird mehr zahlen müssen“, sagte er. &bdquo;Und Amerika wird viel weniger zahlen.“

Haben Trumps Pläne auch Auswirkungen auf den Pharmastandort Deutschland und die Versicherten hierzulande? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Was plant Trump genau? In den USA existiert anders als in den EU-Staaten und vielen anderen Ländern keine zentrale Preisregulierung. Das liegt daran, dass es dort eine sehr zersplitterte Versicherungslandschaft gibt. Zwei Drittel des Marktes wird von privaten Versicherungen abgedeckt. Nur ein Drittel der Amerikaner sind durch staatliche Krankenversicherungsprogramme geschützt, die allerdings nur bestimmten Personengruppen (Senioren - Medicare, Geringverdienende - Medicaid) offen stehen. Die fehlende Regulierung führt dazu, dass die Pharmakonzerne die Preise weitgehend diktieren können. Sie liegen deutlich über den Preisen in Ländern mit staatlichen Regulierungen.

Trump will durchsetzen, dass die Medikamentenpreise künftig an den niedrigsten Preis anderer Industrieländer gekoppelt werden. Das soll offenbar aber nur für über Medicare abgegebene Medikamente gelten und die Preise laut Trump um bis zu 80 Prozent senken. Eine derartige &bdquo;Most Favored Nation“-Regelung hatte er schon in seiner ersten Amtszeit vorangetrieben. Doch Trump blieb damals erfolglos, weil es enormen Widerstand aus der Pharmabranche gab. Nun will der US-Präsident die Neuregelung allerdings per Dekret erzwingen.

Was bedeuten die Pläne für Deutschland? Pharmakonzerne sind in der Regel global aufgestellt. Sie versuchen, in allen Absatzländern die maximalen Preise durchzusetzen, um Forschungs-, Produktions- und vor allem die hohen Marketingkosten zu decken und Gewinne zu machen. Jede straffe Preisregulierung in einem wichtigen Markt drückt insgesamt die Rendite. Das könnte dazu führen, dass die Unternehmen weniger in Forschung investieren – was auch Auswirkungen auf den Standort Deutschland haben könnte. &bdquo;Die USA sind der wichtigste Markt für innovative Arzneimittel“, sagt Han Steutel, Präsident des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller (VFA). &bdquo;Ohne die Erlöse in den Vereinigten Staaten wären Forschung und Entwicklung, wären neue Therapien auch für europäische Patientinnen und Patienten vielfach nicht denkbar. Was jetzt in den USA entschieden wurde, hat Folgen für die ganze Welt“, mahnte er. Und die Beratungsgesellschaft Simon-Kucher warnt: &bdquo;Eine sinkende Ertragslage gefährdet die Mittel für Forschung, Produktion und Arbeitsplätze auch an deutschen Standorten.“

.responsive23-OTFrsMb6vmHICiWC-bar-grouped-vertical-zusatzbeitraege-der { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-OTFrsMb6vmHICiWC-bar-grouped-vertical-zusatzbeitraege-der { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-OTFrsMb6vmHICiWC-bar-grouped-vertical-zusatzbeitraege-der { padding-top: 142.86%; } } Die Grünen-Gesundheitsexpertin Paula Piechotta äußerte dagegen die Erwartung, dass bei Umsetzung der Trump-Pläne europäische Produktionsstandorte wieder attraktiver werden für die pharmazeutische Industrie. Diese These erscheint allerdings fragwürdig, weil Trump nicht die Standortbedingungen selbst antasten will. Nur weil die Preise in den USA gedrückt werden, werden Produktionsstandorte in Europa nicht automatisch attraktiver. Hierbei geht es eher um die Steuerbelastung oder die Bedingungen für die klinische Forschung.

Welche Folgen könnte Trumps Vorgehen für die deutsche Krankenversicherung haben? Es ist wahrscheinlich, dass die Kosten und damit auch die Beitragssätze stärken steigen als bisher vermutet: Wenn die USA die Preise drücken, werden die Pharmakonzerne versuchen, diese Verluste in anderen wichtigen Märkten auszugleichen. Dazu gehört Deutschland. Hierzulande werden die Preise neuer Medikamente zwar zwischen Krankenkassen und Konzernen anhand des Mehrnutzens für die Patientinnen und Patienten ausgehandelt.

Der Mechanismus ist allerdings nur begrenzt wirksam. Er konnte den massiven Preisanstieg bei Medikamenten in den vergangenen Jahren nicht begrenzen, sondern nur leicht abbremsen. Der Grund: Die Konzerne gehen in der Regel mit &bdquo;Fantasiepreisen“ in die Verhandlungen, die wenig oder gar nichts mit den realen Forschungs- oder Produktionskosten zu tun haben. Die Kassen können dem wenig entgegensetzen, weil sich der Patientennutzen nur schwer in Geld ausdrücken lässt. Am Ende werden zwar Rabatte ausgehandelt – diese haben die Unternehmen aber wahrscheinlich längst eingepreist. Die Preisregulierung in den USA dürfte den Druck auf die Verhandlungen in Deutschland erhöhen.

&bdquo;Es ist nicht auszuschließen, dass durch die Maßnahmen in den USA der Preisauftrieb in Deutschland noch forciert wird“, erwartet die Chefin des AOK-Bundesverbandes, Carola Reimann. Dabei gebe es in Deutschland einen &bdquo;sehr innovationsfreundlichen Zugang“ zur Arzneimittelversorgung. &bdquo;Leider kann man aber inzwischen den Eindruck bekommen, dass die Pharmaindustrie genau dies über Gebühr ausnutzt“, sagte sie dieser Redaktion. Reimann fordert deshalb eine Reform der Preisregulierung.

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