Dispozinsen steigen kräftig: Das verlangen die Banken in OWL

Bielefeld/Frankfurt. Die Dispozinsen steigen deutlich. &bdquo;Das Tempo ist rasant. Seit Ende 2022 sind sie im Schnitt um mehr als zwei Prozentpunkte gestiegen“, berichtet Heike Nicodemus von der Zeitschrift &bdquo;Finanztest“ der Stiftung Warentest. &bdquo;Viele Kreditinstitute haben zum 1. Oktober nachgelegt.“ Im Schnitt liegen die Zinsen, die Geldhäuser für die geduldete Überziehung des Girokontos verlangen, demnach inzwischen bei knapp 12 Prozent. Ende 2022 waren es bei 176 ausgewerteten Instituten im Schnitt noch 9,94 Prozent.

Diese Entwicklung ist auch in Ostwestfalen-Lippe voll angekommen. Bei etlichen regionalen Instituten liegen die Dispozinsen deutlich über dem von &bdquo;Finanztest“ ermittelten Durchschnitt. Ein Überblick:

Die Sparkasse Herford zum Beispiel kassiert aufs Jahr gerechnet Dispozinsen in Höhe von 15,25 Prozent. Für Inhaber eines Premium-Girokontos ermäßige sich der Satz auf 11,94 Prozent, erklärte ein Sprecher auf Nachfrage.

Die Sparkasse Gütersloh-Rietberg-Versmold langt mit Dispozinsen von 14,31 Prozent ebenfalls kräftig zu.

Das größte regionale Geldhaus, die Sparkasse Paderborn-Detmold-Höxter , berechnet seinen Kunden und Kundinnen 12,56 Prozent für den Dispokredit.

Bei der Sparkasse Bielefeld sind es 12,75 Prozent. Die Commerzbank verlangt 12,45 Prozent für Dispokredite auf &bdquo;normalen“ Girokonten – bei bestimmten Premiumkonten könne der Zinssatz unter die Marke von 10 Prozent sinken, so eine Sprecherin.

Die Volksbank Bielefeld-Gütersloh nennt nach einer Erhöhung zu Wochenanfang einen Dispozinssatz von 13,55 Prozent.

Bei der Verbund-Volksbank OWL (Sitz Paderborn) sind es 14,06 Prozent.

Zusätzlicher Aufschlag für Überziehung des Dispokredits Der Dispokredit wird von den Geldinstituten auch als &bdquo;eingeräumte Kontoüberziehung“ bezeichnet. Einen zusätzlichen Aufschlag für eine darüber hinausgehende Überziehung verlangen einige Institute wie etwa die Sparkasse Bielefeld nicht. Andere Geldhäuser hingegen drehen die Zinsschraube noch höher: Die Volksbank Bielefeld-Güterloh zum Beispiel erhebt einen Aufschlag um fünf Prozentpunkte und kassiert Überziehungszinsen von 18,55 Prozent.

Wer ein Girokonto hat, erhält in der Regel einen Dispokreditrahmen bis zu einer festgelegten Summe. Die Höhe des gewährten Kredits hängt vom Einkommen sowie von der Kreditwürdigkeit des Kunden ab. Meist sind es zwei bis drei Monatsgehälter. &bdquo;Die Banken bieten eine Dienstleistung, dafür verlangen sie Geld. Der rasante Anstieg der Dispozinsen ist in erster Linie den Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank geschuldet“, berichtet Nicodemus. Die Eurowährungshüter stemmen sich mit einer Serie von zehn Zinserhöhungen seit Juli 2022 gegen die Inflation. Etwa jeder sechste Deutsche (17,2 Prozent) kann nach eigenen Angaben wegen der hohen Teuerung kaum seine Lebenshaltungskosten bezahlen, ergab eine Yougov-Umfrage für die Postbank.

Doch ein Dispo kann teuer werden. &bdquo;Ein häufig in Anspruch genommener Dispokredit kann zu einer finanziellen Abwärtsspirale führen“, warnt Nicodemus. Der Dispozins ist an ein Referenzzinssystem gekoppelt. Ein üblicher Referenzzins ist der Leitzins der EZB, teilweise auch der Drei-Monats-Euribor. Er geht bei steigenden Zinsen zeitversetzt nach oben. &bdquo;Banken müssten die Erhöhung nicht umsetzen, aber sie können es. Wir haben festgestellt, dass Kreditinstitute im Schnitt relativ schnell die Zinsen erhöhen.“ Beim Senken gehe es dagegen &bdquo;nicht ganz so schnell“.

"Mehr als 15 Prozent finde ich krass" Mit bis zu 10 Prozent ist ein Dispozins aus Sicht von Stiftung Warentest recht günstig. Das gilt den Angaben zufolge derzeit für knapp 20 Prozent von 460 ausgewerteten Kontomodellen. &bdquo;Teuer ist alles ab 13 Prozent insbesondere für Menschen, die sehr häufig den Dispo in Anspruch nehmen“, sagt Nicodemus. Insgesamt reicht die Spanne von 3,54 Prozent bis 15,57 Prozent. &bdquo;Mehr als 15 Prozent, die wir bei 18 Kontomodellen gefunden haben, finde ich richtig krass.“

Aus Sicht der &bdquo;Finanztest“-Expertin haben es die Verbraucher zum Teil aber selbst in der Hand: &bdquo;Wer regelmäßig den Dispo nutzt, sollte sich überlegen, ob eine Umschuldung mithilfe eines Ratenkredites, der im Schnitt etwa die Hälfte kostet, nicht sinnvoll ist“, sagt Nicodemus.

Ähnlich argumentiert Christoph Kaleschke von der Sparkasse Bielefeld: &bdquo;Der Dispokredit ist nicht für eine längerfristige Kreditaufnahme gedacht, sondern nur zur Deckung eines kurzfristigen Liquiditätsbedarfs“, mahnt er. Längerfristig sei der Dispokredit zu teuer – wer dauerhaft mehr Geld benötige, als auf dem Konto ist, brauche einen anderen Kredit.

Forderungen nach einem Deckel für Dispozinsen lehnen die Geldhäuser ab. Ein solcher Deckel könnte nach Meinung von Experten auch dazu führen, dass weniger Menschen die Möglichkeit eingeräumt werde, ihr Konto zu überziehen.

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