VW-Chef fordert klare Linie bei E-Mobilität

VW-Chef Oliver Blume warnt vor einem Richtungswechsel bei der E-Mobilität. &bdquo;Ich wünsche mir Klarheit und ein Ende der Debatten“, sagte er mit Blick auf Forderungen, das beschlossene Verbrenner-Aus in Europa zu verschieben. &bdquo;Man sollte bei der Entscheidung bleiben.“ Gleichzeitig forderte er von der Politik mehr Unterstützung und ein klares Bekenntnis zur Elektromobilität: &bdquo;Wir sehen das als Gemeinschaftsaufgabe.“

Die Nachfrage nach E-Autos hat zuletzt spürbar nachgelassen, weil etwa in Deutschland die staatlichen Zuschüsse beim Kauf gestrichen worden sind. Gleichzeitig fordern konservative Politiker im Europaparlament, das beschlossene Verbrenner-Aus in der EU zu kippen. Der Ausstieg 2035 soll planmäßig 2026 überprüft werden. Gleichzeitig werden aber im nächsten Jahr die CO2-Grenzwerte gesenkt. Dann werden Strafen fällig, wenn Hersteller zu wenig E-Autos verkaufen.

Bei VW fühlt man sich zwar auch für eine Verschiebung des Verbrenner-Ausstiegs gerüstet, ist aber spürbar genervt von der Unsicherheit. Blume forderte erneut den schnelleren Ausbau des Ladenetzes und nahm vor allem die Kommunen in die Pflicht, die zum Teil &bdquo;deutlichen Nachholbedarf“ hätten.

Streichungen seien kontraproduktiv Indirekt kritisierte er auch die abrupte Streichung der Kaufprämie durch die Ampelkoalition. &bdquo;Politische Entscheidungen dürfen nicht dauernd wechseln“, sagte Blume. Es passe nicht zusammen, über die Abgasregeln teurere E-Autos vorzuschreiben und dann die Kaufhilfen zu streichen.

Ein Grund, warum der Anteil der vollelektrischen Fahrzeuge im VW-Konzern im vergangenen Jahr nur bei acht Prozent lag – im letzten Quartal waren es immerhin schon zehn Prozent –, sind allerdings auch die vorhandenen Modelle. Der ID.3 und seine Brüder gingen auch nach konzerninterner Einschätzung am Publikumsgeschmack und der Markenidentität vorbei.

Besserung verspricht sich Blume von einer Modelloffensive, die gerade mit dem großen ID.7 beginnt und Ende nächsten Jahres den ID.2 bringen soll. Das E-Auto im Polo-Format soll ab 25.000 Euro zu haben sein und damit auch die Diskussion um hohe E-Auto-Preise entschärfen. Der nächste Schritt ist in Arbeit: Ein Auto für 20.000 Euro steht offenbar kurz vor der Entscheidung. Denkbar sei hier auch eine Kooperation mit einem anderen Hersteller, sagte Finanzvorstand Arno Antlitz.

Neue Modelle brauchen Zeit Blume hatte von seinem Vorgänger Herbert Diess eine relativ leere Produktpipeline übernommen. Entsprechend brauchen Neuheiten noch Zeit, und Antlitz präsentierte am Mittwoch in Berlin Bilanz und Ausblick für zwei Übergangsjahre.

Die Eckdaten für 2023 hatte der Konzern mit einem Dutzend Marken bereits vor einigen Tagen veröffentlicht: Insgesamt wurden weltweit 9,2 Millionen Autos verkauft, zwölf Prozent mehr als in dem noch von Lieferschwierigkeiten geprägten Vorjahr. Der Umsatz kletterte um 15 Prozent auf 322 Milliarden Euro. Der Nettogewinn stieg um 13 Prozent auf knapp 18 Milliarden Euro. &bdquo;Angesichts der Bedingungen ist das eine solide Leistung“, sagte Antlitz. Dabei bremste noch ein Sondereffekt: Der Konzern hatte sich gegen höhere Rohstoffpreise abgesichert – weil diese aber fielen, gab es dafür einen Buchverlust.

Milliarden an Euros mehr bis 2026 Verbessert hat sich im vergangenen Jahr auch die Markengruppe Core, zu der neben der wichtigsten Marke Volkswagen auch Skoda, Seat, Cupra und VW Nutzfahrzeuge gehören. Hier ist der Handlungsdruck wegen schwacher Gewinne und starker Konkurrenz am höchsten, Markenchef Thomas Schäfer will das Ergebnis bis 2026 um zehn Milliarden Euro verbessern.

Im vergangenen Jahr hat sich der operative Gewinn der Core-Gruppe nahezu verdoppelt, die angestrebte Umsatzrendite von 6,5 Prozent kommt langsam in Sichtweite. Das sei ein großer Fortschritt, sagte Antlitz, aber &bdquo;noch um einiges entfernt von den Werten einiger Wettbewerber“. Gemeint dürfte vor allem der ähnlich positionierte Stellantis-Konzern sein.

Trotz des guten Ergebnisses halten Blume und Antlitz am Performance Programm mit Einsparungen und zahlreichen anderen Maßnahmen fest. In diesem Jahr werde es wenig Rückenwind geben, der Umsatz werde nur leicht steigen und die Gewinnmarge wohl stabil bleiben – und damit noch ein Stück von den eigenen Zielen entfernt.

&bdquo;Wir haben ein Spiel gewonnen, aber nicht die Meisterschaft“, sagte Blume. Und selbst wenn das geschafft sei, werde es kein Grund sein, sich zurückzulehnen. Noch in diesem Jahr soll die nächste Strategie vorgestellt werden, die dann bis 2035 reichen wird.

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