Gasspeicher-Regeln treiben Preise hoch: EU ringt um flexiblere Lösungen

Als Russland im Februar 2022 die Ukraine überfallen hat, waren Deutschlands und Europas Gasspeicher weitgehend leer. Seitdem gelten strenge Vorschriften für die Befüllung in der warmen Jahreszeit, die nun aber zu Preistreiberei führen. Händeringend wird in Brüssel und Berlin nach Konzepten für mehr Flexibilität gesucht.

Die Lage hat sich zwar zuletzt etwas entspannt, aber gebannt ist die Gefahr noch nicht. Die Gaspreise drohen auch in diesem Jahr, wieder deutlich zu steigen. Ein Grund dafür ist das Ende der Pipeline-Lieferungen durch Russland und der Ersatz durch teureres Flüssigerdgas. Ein anderer sind die gesetzlich vorgeschriebenen Mindestfüllstände der unterirdischen Speicher. Letztere sind eine direkte Konsequenz aus der Energiekrise nach dem russischen Überfall auf die Ukraine.

Rückblende: Deutschland war nicht nur politisch, sondern auch ökonomisch vom Ausbruch des Krieges kalt erwischt worden. Als die russischen Truppen am 24. Februar 2022 die Grenze zur Ukraine überschritten, befanden sich die Füllstände der unterirdischen Gasspeicher auf einem historischen Tiefstand. Gerade einmal 30 Prozent der Kapazität waren noch belegt, und das obwohl der Winter nicht sonderlich kalt gewesen war. In den Vorjahren waren die Speicher Ende Februar noch zu gut der Hälfte gefüllt gewesen.

Strenge Regulierung der Speicher nach der Krise Der Verdacht lag auf der Hand: Russland, dessen Staatskonzern Gazprom die wichtigsten deutschen Speicher ein paar Jahre zuvor gekauft hatte, habe bewusst nicht genügend Gas eingespeichert, um den Druck zu erhöhen, mutmaßten deutsche Regierungspolitiker. Wie zum Beleg stellte Moskau im Sommer 2022 einen Großteil seiner Lieferungen nach Deutschland ein und verschärfte die Lage damit dramatisch.

Die drohende Gasmangellage im Folgewinter konnte nur durch den Einsatz massiver Geldmittel sowie durch Sparanstrengungen von Industrie und Verbrauchern verhindert werden. Auch die milden Temperaturen halfen mit.

Die Lehre aus der Krise war eine strengere Regulierung der Speicher. EU-weit wurden fixe Füllmengen angeordnet, die die Reservoire seither zu bestimmten Zeitpunkten erreichen müssen. Ziel ist es, mit nahezu vollen Speichern in die jeweilige Heizperiode zu gehen.

.responsive23-SulEJ0a180SDuxAM-line-gaspreisentwicklung-fuer { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-SulEJ0a180SDuxAM-line-gaspreisentwicklung-fuer { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-SulEJ0a180SDuxAM-line-gaspreisentwicklung-fuer { padding-top: 142.86%; } } Energiekonzerne machen Profit, anstatt Gas zu sparen Wenn ein Speicherbetreiber die Füllstände nicht erreicht, greift seither die die Firma THE im Auftrag der Bundesregierung ein, und kauft, was der Markt hergibt. Dadurch wird zwar die Versorgung gesichert, doch der Preis ist hoch: die Notierungen an den Energiebörsen schießen seitdem immer wieder in früher unbekannte Höhen.

Erst kürzlich wurde mit rund 59 Euro pro Megawattstunde der höchste Wert im Großhandel seit zwei Jahren erreicht. Und die Speicher leeren sich rasant schnell. Aktuell sind sie wieder nur noch gut 39 Prozent übrig.

Für Insider ist klar: Energiekonzerne, die die Speicher nutzen, machen lieber jetzt Kasse, als das Gas für den nächsten Winter aufzuheben. Denn Methan, das in 10 oder 12 Monaten geliefert wird, wird ungewöhnlich preiswert gehandelt. Zugleich sind Terminkontrakte für den Sommer im Vergleich zu früheren Jahren relativ teuer.

Diskussionen um Verlängerung der EU-Verordnung Das hat mit den Füllvorgaben zu tun. Alle Händler wissen, dass die hiesigen Speicher am 1. Oktober zu 80 Prozent und am 1. November zu 90 Prozent gefüllt sein müssen. Das Gas muss irgendwann im Spätsommer eingekauft werden. Und notfalls springt die THE wieder ein, die dann ohne Rücksicht auf die Kosten ordern muss - finanziert wird dies über eine Umlage, die Verbraucher und Firmen mit der Gasrechnung aufbringen müssen.

Das Wirtschaftsministerium hat bereits gewarnt, dass diese Umlage womöglich deutlich heraufgesetzt werden muss. Eine Kostenfalle durch gesetzliche Bestimmungen: Seit einigen Tagen versuchen Politiker, dieser selbst gestellten Falle zu entrinnen.

Kerstin Andreae, Chefin des Energiedachverbandes BDEW, empfiehlt: &bdquo;Mehr Flexibilität bei den Füllstandszielen könnte zu einer Beruhigung des Marktes beitragen.“ Dies gelte insbesondere mit Blick auf europäische Füllstandsziele und die Diskussion um eine Verlängerung der EU-Gasspeicherverordnung.

Langfristige Lieferverträge und verlässliche Preise im Gespräch Genau darüber verhandeln gerade Politiker in Berlin und Brüssel. Im Gespräch ist nach Informationen dieser Redaktion, zumindest das Zwischenziel für Oktober entweder deutlich abzusenken oder komplett zu streichen. Oder die Bestimmungen fallen sogar gänzlich weg.

Parallel dazu wirbt die EU-Kommission aber auch für langfristige Lieferverträge mit verlässlichen Preisen. Dabei geht es Medienberichten zufolge um verflüssigtes Erdgas (LNG) aus den USA. Was ein Entgegenkommen in Richtung US-Präsident Trump wäre.

Indes meldet der Finanzdienst Bloomberg, dass die US-LNG-Exporte Anfang der Woche einen neuen Höchstwert erreicht haben. Ein Großteil des Methans sei in Richtung Europa unterwegs.

Großhandelspreise derzeit deutlich gesunken Zwei neue Anlagen zur Verflüssigung wurden in den vergangenen Wochen hochgefahren. Und das soll erst der Anfang sein. Trump hat gerade das Verbot für zusätzliche LNG-Terminals aufgehoben, er will fossile Energieträger massiv fördern.

Im Laufe des Jahres sollen auch in Kanada und Mexiko eine Reihe von Anlagen hinzukommen. Der europäische Großhandelspreis für Gas ist jedenfalls in den vergangenen Tagen wieder deutlich gesunken. Die Megawattstunde notierte am Donnerstag bei 48 Euro.

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