Deutschland wird sein Budget für die europäische Raumfahrtbehörde Esa deutlich erhöhen. «Beim letzten Mal waren es ja so knapp 3,5 Milliarden, dieses Mal haben wir uns fünf Milliarden vorgenommen», sagte Raumfahrtministerin Dorothee Bär (CSU) zu Beginn der Esa-Ministerratskonferenz in Bremen.
Esa hofft auf 22 Milliarden Euro
Die Esa und ihre 23 Mitgliedstaaten diskutieren bei der Tagung, welche Rolle Europa in der Raumfahrt künftig spielen soll und wer sich mit wie viel Geld beteiligt. Aus Sicht der Raumfahrtbehörde braucht es mehr Budget als bisher, damit Europa im Weltraum nicht abgehängt wird.
Esa-Generaldirektor Josef Aschbacher schlägt 22 Milliarden Euro vor - und damit auch inflationsbereinigt noch einmal mehr als die bisherigen 17 Milliarden Euro. Das Budget gilt für die nächsten drei Jahre.
Warum die Konferenz so wichtig ist
Aschbacher zeigte sich zu Beginn der Konferenz optimistisch. «Es gibt genügend Punkte, die Probleme oder Diskussionen auslösen könnten, aber wir haben sie bisher sehr gut bewältigt», sagte der Esa-Chef. «Wir fangen also gut an.»
Für die Esa und die Mitgliedsländer steht viel auf dem Spiel. Auf der Tagung werden die Weichen für die Zukunft im All gestellt. Es geht um Arbeitsplätze, Sicherheit und Unabhängigkeit im internationalen Wettbewerb. Europa habe die «einmalige Gelegenheit, sich für Ambition statt Zögerlichkeit und Führung statt Zurückhaltung zu entscheiden», sagte Aschbacher im Vorfeld der Konferenz.
Die Esa mahnte vor der Tagung deutlich: «Europa droht, in Verzug zu geraten. Nicht, weil Expertise fehlt, sondern weil die Investitionen unzureichend oder zerstückelt sind.» Wie viel Geld genau dieses Mal fließt, wird nun zwei Tage lang verhandelt.
Deutschland will führende Rolle einnehmen
Deutschland ist traditionell eines der Länder, das am meisten Geld zum Esa-Budget beisteuert. Grundsätzlich gilt: Wer viel einzahlt, bekommt auch viel zurück – in Form von Aufträgen an Unternehmen oder für Forschung im eigenen Land. Die Länder Bayern, Baden-Württemberg und Bremen als bedeutendste Raumfahrtstandorte in Deutschland fordern sechs Milliarden Euro, damit ein entscheidender Anteil der Esa-Investitionen in die Regionen fließt.
Auch Raumfahrtministerin Bär sieht Deutschland an der Spitze. «Innerhalb von Europa muss Deutschland eine führende Position einnehmen», sagte die CSU-Politikerin. «Wir wollen unser Engagement noch mal ausbauen.»
Deutschland werde Schwerpunkte im Bereich der Satellitenkommunikation, der Erdbeobachtung und der Navigation setzen. «Es hängen wahnsinnig viele Arbeitsplätze von der Raumfahrt ab, aber auch unsere Sicherheit», sagte Bär.
Prominent besetzte Konferenz mit einem Ziel
Die Konferenz ist nach Angaben der Veranstalter so prominent besetzt wie noch nie. Ministerinnen und Minister aus allen 23 Mitgliedsländer verhandeln persönlich. Rund 500 Menschen aus ganz Europa sind an den Gesprächen beteiligt, darunter Mitarbeitende der nationalen Raumfahrtbehörden und Esa-Astronauten.
Der deutsche Astronaut Alexander Gerst setzt große Hoffnungen auf die Tagung. «Das ist eine ganz große Chance jetzt für Europa», meint Gerst. Ziel sei, «dass wir entscheiden können, welche Missionen wir machen, und dass wir nicht auf Kooperationen angewiesen sind, die sich vielleicht nicht als so verlässlich erwiesen.»
In den vergangenen Jahren war der Druck auf die Esa zu mehr Eigenständigkeit angesichts der geopolitischen Spannungen gewachsen. Infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine fielen die Sojus-Raketen weg.
Wegen weiteren Problemen bei Raketen musste die Esa teils Missionen mit dem US-Unternehmen SpaceX von Elon Musk ins All bringen. Und unter US-Präsident Donald Trump scheint unklar, wie sehr man sich in Europa auf die Nasa als engen Partner weiterhin wird verlassen können.
Die Esa mit Sitz in Paris arbeitet an zahlreichen Vorhaben im Weltraum von Wettersatelliten über Wissenschaftsprojekte bis hin zu bemannten Missionen auf der Raumstation ISS.