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Aleviten bauen auf die Zukunft

Kulturverein saniert das ehemalige Aldi-Gebäude an der Herforder Straße mit ehrenamtlichen Helfern

Daniel Hobein

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Noch im Umbau: Der Vorsitzende des Alevitiischen Kulturvereins, Bülent Yilmaz, informiert die intessierten Bürger über die Umbaupläne an der Herforder Straße. - © Daniel Hobein
Noch im Umbau: Der Vorsitzende des Alevitiischen Kulturvereins, Bülent Yilmaz, informiert die intessierten Bürger über die Umbaupläne an der Herforder Straße. (© Daniel Hobein)

Bad Salzuflen. Der alevitische Kulturverein Bad Salzuflen hat sein neues Zuhause offiziell vorgestellt. Rund 100 Gäste bekamen am neuen Standort an der Herforder Straße auch Einblicke in die Arbeit der Gemeinschaft.

Vieles wirkte noch provisorisch; die Organisatoren machten auch keinen Hehl daraus, dass noch einiges passieren muss, bis sich der alevitische Kulturverein am neuen Standort wirklich zu Hause fühlen kann. Offen und ohne Berührungsängste gingen die Mitglieder jetzt auf die interessierten Besucher, die Politik, die Nachbarschaft und auch auf die anderen Glaubensgemeinschaften in Bad Salzuflen zu.

Information
60 Prozent des Umbaus sind geschafft
In Deutschland gibt es rund 700.000 Menschen, die dem alevitischen Glauben angehören. In Ostwestfalen-Lippe sind es 20.000 Menschen. Von den rund 140 Ortsvereinen sind nur sieben hier in der Region beheimatet. Der einzige alevitische Verein in Lippe befindet sich in Bad Salzuflen und wurde 2002 gegründet. Rund 120 Menschen sind dort Mitglied. Sie alle lehnen nach eigenen Angaben Gewalt ab und stellen den Menschen als Lebewesen in den Mittelpunkt. Nach Schätzungen des Kulturvereins-Vorsitzenden Bülent Yilmaz sind rund 60 bis 70 Prozent des Umbaus an der Herforder Straße abgeschlossen. Später soll das Vereinshaus neben einem Teeraum, einer Bibliothek, einem Spielzimmer und einem Unterrichtsraum auch einen 126 Quadratmeter großen Gebetssaal erhalten. Einige Räume sollen für die Vermietung an externe Gruppen zur Verfügung stehen. Der Kulturverein ist auf der Suche nach Unterstützern. Neben Spenden sind auch Helfer für die Umbauten erwünscht. Für die Bibliothek werden zudem Bücher benötigt.

„Wir wollten zunächst die Festhalle Schötmar kaufen. Das ist uns leider seitens Politik und Rat nicht erlaubt worden. Im Nachhinein sind wir dankbar darüber, denn mit dem neuen Standort sind wir mehr als glücklich“, sagte Bülent Yilmaz, Vorsitzender des Kulturvereins. Nach zwei langen Jahren intensiver Verhandlungen konnte der Kauf an der Herforder Straße abgewickelt werden. Rund 180.000 Euro hat der Verein für die Immobilie ausgegeben.

Weitere Kosten für den Umbau und die Herrichtung sollen durch Spenden und Mitgliedsbeiträge bestritten werden. Die rund 1000 Quadratmeter sollen in drei Teile aufgeteilt werden. Der alevitische Kulturverein zieht in das mit 700 Quadratmetern größte Stück ein. Die übrigen 300 Quadratmeter teilen sich ein Kaufmannsladen mit Fleischtheke sowie ein Friseurgeschäft, das bereits seinen Betrieb aufgenommen hat.

Möglich sei die Übernahme und der Betrieb eines solchen Hauses nur durch viel Eigenleistung der Mitglieder des Vereins. Bürgermeister Dr. Wolfgang Honsdorf lobte die intensive Arbeit der vergangenen Wochen und Monaten: „Ich komme hier abends auf dem Weg nach Hause vorbei. Da sehe ich dann immer viele Autos der Helfer auf dem Parkplatz.“ Er freue sich sehr, dass der alevitische Kulturverein mit der Immobilie an der Herforder Straße, unmittelbar in der Nähe zur Innenstadt, sein neues Domizil gefunden habe. Nach Räumlichkeiten in der Hermannstraße und Jahren, in denen sich nur in provisorischen Unterkünften getroffen werden konnte, soll der ehemalige Aldi-Standort eine dauerhafte Lösung werden.

„Dadurch, dass wir alles mit ehrenamtlichen Helfern bestreiten, geht es manchmal nicht so schnell, wie wir uns das wünschen“, sagte Bülent Yilmaz. Oftmals passiere viel am Wochenende, an denen die Mitglieder nicht arbeiten müssten und so am neuen Vereinshaus helfen könnten. Wenn alles weiter nach Plan laufe, soll im Sommer des kommenden Jahres die Einweihung erfolgen. „Wir lassen uns aber Zeit und setzen uns nicht unter Druck“, unterstrich der Vorsitzende.

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