Herford/Bad Salzuflen (nhp). Wenn ein in dritter Generation geführtes Familienunternehmen in eine finanzielle Schieflage gerät, schlägt das hohe Wellen. Umso erleichterter ist Tillmann Zimner, Juniorchef des "Bäckerjungen" mit Sitz in Bünde und drei Filialen in Bad Salzuflen, dass sich die Lage gerade etwas beruhigt hat.
Anfang April hat das Amtsgericht Bielefeld den Antrag der Unternehmensleitung auf Eigenverwaltung im Insolvenzverfahren genehmigt. "Wir haben rechtzeitig die Reißleine gezogen, als Ende letzten Jahres klar wurde, dass es Probleme gibt, die wir alleine nicht lösen können", sagt Zimner junior. Vater Ernst-Ferdinand, der das Unternehmen eigentlich in diesem Jahr in die Hände seines Sohnes übergeben wollte, bleibt zunächst Inhaber, und beide gemeinsam bleiben berechtigt, die Insolvenzmasse zu verwalten.
"Wir konnten uns auf das Verfahren vorbereiten und haben jetzt gemeinsam mit dem Bad Oeynhauser Insolvenzberater Joachim Walterscheid und Hans-Achim Ernst aus Herford ein Sanierungskonzept vorgelegt, gegen das auch unsere Gläubiger keine Einwände haben." Im Klartext heißt das: Die Inhaberfamilie Zimner darf das Geschäft der Bäckerei weiter führen. Diese für die Zukunft des 1948 gegründeten Unternehmens elementare Entscheidung fiel vergangene Woche während der Gläubigerversammlung und ist auch für die 170 Mitarbeiter des "Bäckerjungen" ein wichtiges Signal.
"Wir denken weder über die Schließung einer unserer 20 Filialen nach, noch über Entlassungen", erklärt Zimner. Ganz im Gegenteil: "Wir brauchen an einigen Stellen Unterstützung und suchen Bäcker und Mitarbeiter für die Snack-Küche und den Verkauf."
Der größte Konkurrent des Bäckers sei der Supermarkt, so Zimner. "Ich sage immer: Dort bekommt man Brot aus Tütenhaltung, aber bei uns gibt es noch frei laufende Brote." Die Entscheidung liege letztlich beim Kunden - und bei seiner Bereitschaft, für Qualität das zu zahlen, was das Handwerk zum Überleben brauche.