Spuren von Blei im Rathaus-Trinkwasser in Detmold

Detmold. Im Detmolder Rathaus ist Blei im Trinkwasser gefunden worden. Das Problem ist inzwischen identifiziert und das Wasser kann aus fast allen Hähnen wieder getrunken werden. Trotzdem soll das gesamte Wasserleitungsnetz im Gebäude saniert werden.

Bemerkt worden sei die Bleibelastung im September, erinnert sich der Fachgebietsleiter Immobilien Thorsten Hollmann. &bdquo;Die Kollegen haben trübes Wasser gesehen." Daraufhin sei ein Labor beauftragt worden, Proben zu entnehmen. &bdquo;Die sind dann morgens um vier gekommen, um stagniertes Wasser aus den Leitungen entnehmen zu können. Das haben wir auf ein breites Spektrum von Verunreinigungen untersuchen lassen, weil ja nicht klar war, was der Grund für die Trübung war." Es war Rost aus einer kaputten, innen verzinkten Stahlwasserleitung.

Allerdings lagen auch die Messwerte für Blei bei einem Wasserhahn im Keller über den Grenzwerten der Trinkwasserverordnung. &bdquo;2013 wurden die Grenzwerte verschärft", sagt Hollmann. &bdquo;Vorher wäre der Hahn auch noch unter den Grenzwerten gewesen. Trotzdem hat Blei natürlich im Trinkwasser nichts zu suchen."

Das sieht Arbeitsmediziner Prof. Dr. Ralf Ohlendorf genauso. Er war von der Stadtverwaltung als Betriebsmediziner hinzugezogen worden. &bdquo;Blei verteilt sich im Organismus und wird dauerhaft in Knochen und im Bindegewebe eingelagert. Gibt man bei Erkrankungen Kortison, kann es wieder freigesetzt werden." So kann es zu einer Rückvergiftung kommen. Als Spätfolge schädigt Blei Gehirnzellen und das Nervensystem. &bdquo;Und es ist plazentagängig. Schwangere geben es also an ihr Kind weiter", sagt Ohlendorf. &bdquo;Deshalb ist der Grenzwert auch so extrem niedrig."

Der Mediziner empfahl sofort, das Wasser nicht mehr zu trinken. &bdquo;Die Stadt hat dann sehr großzügig Mineralwasser für die Mitarbeiter zur Verfügung gestellt", erinnert sich der Arzt. &bdquo;Wobei die Anforderungen an Trinkwasser aus der Leitung ja sogar höher sind, als die Anforderungen an Wasser aus Mineralbrunnen", sagt er. Allerdings würden deutsche Mineralbrunnen auch die hohen Anforderungen an Leitungswasser problemlos erfüllen.

Dass den Mitarbeitern im Rathaus das rostige Wasser aufgefallen sei, sei ein Glücksfall gewesen, sagt Dr. Ohlendorf. &bdquo;Denn Blei selbst können Sie nicht schmecken oder riechen." Auch wenn nur bei einem Hahn im Keller erhöhte Bleiwerte gefunden wurden, &bdquo;nehmen wir diesen Fall zum Anlass, das komplette Leitungsnetz im Gebäude neu aufzubauen", sagt Hollmann. &bdquo;Das Netz ist alt und wir haben viele tote Leitungen."

Um die Kosten erträglich zu halten, sollen möglichst viele Wasserhähne stillgelegt und eine zentrale Leitung über Putz verlegt werden. Die voraussichtlichen Kosten möchte Thorsten Hollmann nicht verraten, bevor die Politiker darüber informiert worden sind. Das passiere am Dienstag, 21. November.

Wissenswertes rund um Blei-Wasserleitungen in Gebäuden Bleiwasserleitungen sind in Süddeutschland schon seit 1880 nicht mehr im Einsatz, im Norden findet man sie bis 1973 – überwiegend aber nur bis in die Gründerzeit (um 1900). Das kalkhaltigere Wasser sollte hier angeblich eine Schutzschicht in der Bleileitung anlagern. Erkennen lassen sich Bleileitungen an ihrer silbergrauen Farbe und an ihrer weichen Oberfläche, die sich mit dem Messer einritzen lässt. Wer Bleileitungen in den Wänden seiner Wohnung vermutet – sichtbare Bleileitungen, besonders an den Hausanschlüssen, sind meist meist schon vor Jahren ausgetauscht worden – kann sich an das Gesundheitsamt des Kreises wenden.

Im Internet bieten einige Labore auch Schnelltests für Laien für um die 20 Euro an. Gebäude unter Denkmalschutz können unter Umständen aus der &bdquo;Stadtpauschale" eine Förderung von maximal 30 Prozent (maximal 10.000 Euro pro Objekt) für die Sanierung des Wasserleitungsnetzes bekommen. Für die Öffentlichkeit optisch wirksamere Vorhaben haben bei der Denkmalförderung allerdings Vorrang.

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