Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Detmold

Aalen entlang der Weser geht es schlechter

Detmold. „Der Aal ist europaweit massiv vom Aussterben bedroht." Das sagt Ludwig Bartmann aus Detmold. Er ist Vorsteher der Arbeitsgemeinschaft der Fischereigenossenschaften entlang der Weser und als früherer Fischereidezernent der Bezirksregierung ausgewiesener Fachmann.

Für die Zukunft des Aals sei es höchste Zeit für effektive Schutzmaßnahmen, sagte er nach der Herbsttagung der Arbeitsgemeinschaft in Lemgo. Bereits jeder dritte Weser-Aal werde auf den ersten Kilometern seiner anderthalb Jahre währenden Wanderung ins Laichgebiet in der Sargassosee in der Nähe der Bermuda-Inseln verletzt.

Schuld daran seien hauptsächlich die acht Wasserkraftwerke zwischen Hameln und Bremen. „Dazu kommen kleinere Wasserkraftanlagen in den Nebengewässern, sodass sich die Schäden bis zum Eintritt in die Nordsee anhäufen."

Ausgewachsene Aale schafften es vielfach nicht, die Turbinen unversehrt zu passieren. Hier könne die Initiative „Aaltaxi" effektiv Abhilfe schaffen. Die Tiere werden in Reusen gefangen und an den Turbinen vorbei im Auto zur Nordsee transportiert.

„Dies ist, bis die Betreiber die erforderlichen wirksamen Fischschutzeinrichtungen an den Wehranlagen bauen, am effektivsten, um die Verluste zu minimieren", sagt Bartmann. Die Stadtwerke Bremen und Hameln sowie die Firma Statkraft als wichtigste Vertreter der Wasserkraftnutzung verweigern es jedoch hartnäckig, sich finanziell am „Aaltaxi" zu beteiligen.

Auch Möglichkeiten zu schaffen, die Hindernisse zu umschwimmen, seien gut. „Sie sind jedoch zeitnah kaum umzusetzen." Dritte Maßnahme für den Arterhalt ist die Beibehaltung des Aalbesatzes. Das heißt: Glasaale oder vorgezüchtete Fische, werden in den Fluss entlassen. Indes: „Diese Maßnahmen reichen nicht".

Man könne nicht warten, bis die Gewässer in zehn Jahren den laut Wasserrahmen-Richtlinie geforderten „guten ökologischen Zustand" erreicht haben.

Vorbildlich sei die „aktive Partnerschaft für den Aal an Mosel und Saar". Dort werde umfassender Aalschutz betrieben und die Zusammenarbeit aller Beteiligten laufe viel besser.

„Hier lassen die Betreiber der Wasserkraftanlagen die Fischerei hängen und kommen nicht mal zu unserer sich mit dem Aalschutz befassenden Tagung nach Brake." Es geht Bartmann nicht nur um Tier- und Naturschutzbelange, sondern auch um wirtschaftliche.

Die elf Genossenschaften vertreten öffentliche und private Gewässereigentümer von Thüringen bis Bremen. 30.000 Angler sind in 150 Vereinen organisiert. Eine Genossenschaft lebe von der Verpachtung des Fischereirechts.

„Wenn es aber keinen Aal mehr im Wesereinzugsbereich gibt, wird es für die Fischereigenossenschaften schwierig, auskömmliche Pachterträge zu erzielen." Für aus wirtschaftlicher Sicht „vollkommen unsinnig" hält er einen EU-Entwurf zum Aalschutz, wonach es einen Besatz der Tiere nur dort geben soll, wo absolutes Fischereiverbot herrsche.

Der Aal sei aus fischereiwirtschaftlicher Sicht sowohl für die Genossenschaften als auch für die Fischerei essenziell notwendig.

Copyright © Lippische Landes-Zeitung 2025
Inhalte von lz.de sind urheberrechtlich geschützt.
Weiterverwendung nur mit Genehmigung der Chefredaktion.