Tödlicher Streit unter Nachbarn? Tatverdächtiger Herforder (47) ist polizeibekannt

Herford. Der 47-Jährige, der am Mittwochnachmittag, 17. Dezember, in einem Haus an der Herforder Rennstraße Opfer eines Gewaltverbrechens wurde und später starb, soll von einem gleichaltrigen Nachbarn angegriffen worden sein – offenbar mit einem Küchenmesser. Der Verdächtige ist polizeibekannt.

Seit Donnerstag sitzt der Mann mit deutscher Staatsangehörigkeit in U-Haft. Polizei und Staatsanwaltschaft in Bielefeld hatten zudem weitere Details zum möglichen Tathergang bekanntgegeben. Am Abend zuvor hatten sich die Behörden mit offiziellen Informationen zunächst zurückgehalten.

Am Tag nach dem Tod des Herforders ist die Bestürzung unter den Anwohnern der Rennstraße und den Zeugen des Vorfalls groß. Gegen 10.30 Uhr erscheint Marcell B. (Name von der Redaktion geändert), an der Wohnadresse des Opfers, trägt eine große, leere Einkaufstasche vor sich her. Marcell B. ist der Bruder des Verstorbenen.

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Was zum Tathergang bekannt ist Im Gespräch schildert er den Moment, als noch in der Nacht auf Donnerstag Polizeibeamte an seiner Tür klingelten, um ihm die traurige Mitteilung über den Tod seines Bruders zu überbringen: &bdquo;Es war um 0 Uhr, als die Polizei bei mir auftauchte. Mir war klar, dass etwas Schlimmes passiert sein muss“, schildert er. Genaue Informationen, was denn überhaupt passiert sei, gaben ihm die Ermittler nicht.

Zu unklar war in der Nacht noch der Tathergang. Mittlerweile sieht das etwas anders aus. Nach bisherigem Ermittlungsstand war es am 17. Dezember gegen 16.10 Uhr im Hausflur des Wohn- und Geschäftsgebäudes zu einer Auseinandersetzung zwischen den beiden Bewohnern gekommen – mit fatalem Ausgang.

Nach Informationen der Redaktion soll der Verdächtige an der Wohnungstür des 47-Jährigen geklingelt und als dieser in den Flur trat, dann attackiert haben. Das Opfer habe mehrere Stichverletzungen – angeblich drei Stiche in die Brust – erlitten. Die mutmaßliche Tatwaffe: ein Küchenmesser mit längerer Klinge. Es wurde später von Ermittlern der Spurensicherung sichergestellt.

Das berichten Anlieger Ein Ladenbesitzer, der sein Geschäft gleich neben dem Tatort hat, berichtete am Donnerstag: &bdquo;Ich habe es mehrfach scheppern hören, auch Schreie waren zu hören“. In dem Haus soll es immer mal wieder laut geworden sein, von &bdquo;szenetypischem Verhalten“ ist die Rede. Daher habe er auch nicht nach dem Rechten geschaut, sondern weiter seine Kunden im Laden bedient. Ahmad Shah Rasouli, ein weiterer Ladenbetreiber, berichtet: &bdquo;Das Opfer kam aus dem Haus gelaufen, klopfte noch an meine Schaufensterscheibe und brach dann stark blutend zusammen.“

Auch von Polizeisprecherin Hella Christoph heißt es: &bdquo;Dem Opfer gelang es, aus dem Gebäude auf die Straße zu flüchten, wo es schwer verletzt zusammenbrach.“ Passanten entdeckten den Mann, leisteten Erste Hilfe, setzten den Notruf ab. Auch einer der Ladenbesitzer kümmerte sich um den Mann.

Rettungskräfte mussten den 47-Jährigen vor Ort zunächst reanimieren, brachten ihn dann in eine Bielefelder Spezialklinik. Doch knapp zwei Stunden später war der Herforder tot. &bdquo;Mein Bruder ist während der Not-Operation verstorben“, bedauert Marcell B., der von Streitigkeiten oder Meinungsverschiedenheiten seines Bruders mit den Nachbarn nichts weiß. Daher treffe ihn der Verlust besonders.

Zunächst drei Festnahmen Bereits kurz nach der Tat war ein großes Polizeiaufgebot angerückt. &bdquo;Die Herforder Polizisten riegelten unverzüglich den Tatort ab und leiteten eine Fahndung nach dem Tatverdächtigen ein“, so Behördensprecherin Hella Christoph.

Später traf auch ein SEK-Team ein. Die ersten Ermittlungen vor Ort hätten zunächst zu einem Tatverdacht gegen drei Männer geführt – darunter der Verdächtige.

Das Trio sei anschließend zum Teil auch durch die Spezialeinheiten festgenommen worden. Ob das direkt in dem Haus an der Rennstraße oder im unmittelbaren Umfeld geschah, konnte die Polizeisprecherin nicht beantworten. Nach Informationen dieser Zeitung soll der mutmaßliche Täter durch einen Hinterausgang des Gebäudes geflüchtet sein. Ein Indiz dafür könnte eine eingeschlagene Glastür sein. Denn die Scherben lagen auf dem Hinterhof, wiesen wohl Blutanhaftungen auf. Hat sich der mutmaßliche Täter an den Splittern eventuell selbst verletzt?

Verdächtiger gilt als polizeibekannt Fest steht indes: Zwei der zunächst Festgenommenen werden später wieder auf freien Fuß gesetzt. Nicht so der dringend tatverdächtige Hausbewohner. Er gilt als polizeibekannt, soll unter anderem bereits wegen Gewalt-, Eigentums- und Drogendelikten in Erscheinung getreten sein. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft erließ ein Haftrichter keine 24 Stunden nach der Bluttat einen Untersuchungshaftbefehl gegen den 47-Jährigen – wegen Totschlags. Das Opfer war – ebenfalls am Donnerstag – obduziert worden. Das Ergebnis: Die Stichverletzungen waren am Ende tödlich.

Völlig unklar ist aktuell noch das Tatmotiv. Die Mordkommission &bdquo;Sprint“ unter Leitung von Kriminalhauptkommissar Alexander Scholz soll nun Antworten auf diese Frage liefern. Die Ermittlungen dauern an.

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