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Kreisveterinäramt hat seit Trichinen-Fund in einem Wildschwein viel zu tun

Die Fadenwürmer kommen unter die Lupe

Von Doris Lüdeking

Haben den Trichinen den Kampf angesagt: Experten wie Dr. Michael Schürmann und Heidrun Middeke wollen mehr über den Infektionsweg und die Herkunft der Fadenwürmer wissen.
Haben den Trichinen den Kampf angesagt: Experten wie Dr. Michael Schürmann und Heidrun Middeke wollen mehr über den Infektionsweg und die Herkunft der Fadenwürmer wissen. (© Foto: Lüdeking)

Detmold. Im Labor des Kreisveterinäramtes in Detmold herrscht derzeit Hochbetrieb. Die Forscher sind den Fadenwürmern, den Trichinen, auf der Spur.

Die Untersuchungsarbeit im Kreisveterinäramt hat sich massiv erhöht, nachdem bei einem in der Nähe von Barntrup erlegten Frischling Trichinen entdeckt worden waren. Alle potenziellen Überträger, wie Fuchs oder Marderhund aus Lippe, können nun, wie berichtet, kostenlos in den Detmolder Laboren untersucht werden.

Der Trichinen-Fund, den Heidrun Middeke, Amtliche Fachassistentin der Behörde, gemacht hatte, ist ein Novum, und die Experten wollen mehr über den Infektionsweg und die Herkunft des Erregers erfahren. Nur so lässt er sich bekämpfen.

Früher war die Pflicht zur Trichinenschau durch einen Tierarzt oder Fleischbeschauer des Veterinäramtes viel stärker im Bewusstsein der Menschen verankert: In den kommunalen Schlachthöfen in Lippe, aber gerade auch in den Haushalten, die noch selbst ein Schwein hielten und schlachteten, war der Test Standard. Dabei wird etwa durch Salzsäure, die zur Fleischprobe gegeben wird, simuliert, dass das Fleisch im Wirtsmagen verdaut wird. Der Fadenwurm wird dann aktiv und kann im Test nachgewiesen werden.

Auch heute ist er vorgeschrieben - bei allen Haus- und Wildschweinen. Ehe die Untersuchung auf die Fadenwürmer nicht vorliegt, darf kein einziger Schlachtkörper und kein Wildbret zerlegt werden.

Menschen sind eigentlich Fehlwirte der Fadenwürmer: Normalerweise leben sie im Körper von Fleischfressern wie Fuchs oder Marderhund,  in Wildschweinen oder in Nagetieren wie Wander- und Bisamratten oder Mäusen.

Information
Gefahr für den Mensch

Bundesweit 131 Infektionen beim Menschen wurden laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) zwischen 1997 und 2006 gezählt.

"Früher wurde Wild durchgebraten, die Verzehrgewohnheiten haben sich geändert, heute werden auch Rohwürste oder -schinken gegessen. Darin könnten die Larven überleben und deshalb ist die Untersuchung so wichtig", erklärt der Detmolder Veterinärmediziner Dr. Michael Schürmann.

Symptome sind Mattigkeit, Schlaflosigkeit und Fieberschübe. Später stellen sich auch Rheuma-ähnliche Muskelschmerzen, Beschwerden beim Schlucken und Atemnot, Sehstörungen und eine erhöhte Herzfrequenz ein.

Die Wildschweine stecken sich vor allem an, wenn sie infizierte Fuchs- oder Marderhundkadaver fressen, aber auch, wenn sie Fuchskot bei der Nahrungssuche aufnehmen. Im Dünndarm entwickelt sich dann die erste Trichinengeneration. Später setzen sich nachfolgende Generationen im Muskelgewebe fest, bilden dort Kapseln (Muskeltrichinellen), in denen die Würmer über Jahre überleben können.

Bei etwa zwölf Wildschweinen pro Jahr werden die Fadenwürmer nachgewiesen. Bei Hausschweinen ist die Gefahr geringer: Zwischen 1995 bis 2005, so Angaben des Instituts für Risikobewertung (BfR), war unter 415,9 Millionen geschlachteten Schweinen ein einziges mit Trichinen.

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