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Aus dem "Nahkauf"' in Silixen soll ein Dorfladen werden

Jens Rademacher

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Machen sich für die Rettung des „Nahkauf" in Silixen stark: Willi Schirrmacher (links), Rolf Sandmann (rechts) und Manfred Stoller mit Bürgermeisterin Monika Rehmert. - © Jens Rademacher
Machen sich für die Rettung des „Nahkauf" in Silixen stark: Willi Schirrmacher (links), Rolf Sandmann (rechts) und Manfred Stoller mit Bürgermeisterin Monika Rehmert. (© Jens Rademacher)

Extertal-Silixen. Nahversorgung ist kein Selbstläufer, weiß Manfred Stoller von „Pro Silixen". Im nördlichsten Extertaler Ortsteil steht der kleine Supermarkt auf der Kippe. Doch es sieht so aus, als müsste es heißen: Er stand auf der Kippe. Denn es zeichnet sich eine Lösung ab, den „Nahkauf" in der Ortsmitte weiterzuführen. Als Dorfladen.

Dahinter steht eine Gruppe Silixer, zu der neben Stoller auch Willi Schirrmacher als Vorsitzender der Dorfgemeinschaft und Apotheker Rolf Sandmann gehören – und 35 Bürger, die bereits Interesse gezeigt haben, sich finanziell zu beteiligen. Sie wollen den Laden übernehmen.
Besitzer Burkhard Noltensmeier, der den „Nahkauf" seit vielen Jahren führe und sich mit seiner Familie sehr engagiert habe, habe sich aus persönlichen und beruflichen Gründen entschieden, den Laden möglichst bald abzugeben, berichtet Rolf Sandmann.

Weil sich kein Nachfolger gefunden habe, hätte auch in Silixen gedroht, was in vielen Regionen Deutschlands Realität ist: Lebensmittel und Waren des täglichen Bedarfs sind nur per Auto zu erreichen.

„Wir haben uns überlegt, was wir tun können", sagt Sandmann – Stichwort: Infrastruktur und Lebensqualität im Ort sichern. Die Lösung kommt für sie aus Otersen bei Walsrode, wo Bürger seit 2001 einen Dorfladen in Eigenregie betreiben. „Wir haben uns schlau gemacht", sagt Sandmann. Und gerechnet: Eine „schwarze Null sei ein mehr als realistisches Ziel".

Zumal die Gruppe schon die erste Hürde genommen hat: Sie machte den Stimmungstest in Silixen, lud eine erste Runde von Bürgern zu einer Versammlung ein. Von den etwa 30 Teilnehmern habe sich ein überwältigender Teil dazu bereit erklärt, den Weg zum Dorfladen mitzugehen und zu investieren. Die Bereitschaft, ehrenamtlich im Vorstand mitzuarbeiten, sei da. Darüber hinaus würden 50.000 Euro benötigt, sagt Sandmann – um den Warenbestand zu übernehmen, für Bürgschaften, für kleinere Renovierungen. „Mit Stand von heute haben wir schon 25.000 Euro beisammen." Bereits 35 Menschen hätten sich bereiterklärt, Eigner von einem oder mehreren Anteilen à 250 Euro zu werden. Eine Bürgerversammlung soll folgen.

Darüber hinaus habe man bereits erste Gespräche mit Lieferanten des Vollsortimenters geführt, unter anderem mit Rewe. Die Belieferung würde dann wie bisher weiterlaufen. Die acht „sehr engagierten" Angestellten des Markts würden übernommen, die Öffnungszeiten wie bisher bleiben, auch der Name „Nahkauf" und das entsprechende Konzept von Rewe bleiben. Ebenso das Café, der Verkauf von Dreimann-Backwaren und die Auslieferung von Waren. Nur dass künftig andere Eigentümer dahinterstehen. Möglicherweise werde man eine Genossenschaft gründen. Aber die Frage der Rechtsform sei noch nicht entschieden, sagt Sandmann.

Auch Inhaber Noltensmeier sei an einem nahtlosen Übergang interessiert. Als Zeitpunkt hält Sandmann den April für realistisch. „Das Ziel ist es erst mal, den Laden so weiterzuführen, wie er jetzt läuft", sagt Schirrmacher. Auch das Preisniveau werde bleiben. Allerdings denke man daran, verstärkt Waren wie Obst und Gemüse von regionalen Anbietern ins Sortiment zu nehmen.
Eines ist den Initiatoren aber wichtig, wie Sandmann betont: „Wenn der Dorfladen erfolgreich sein soll, müssen alle dahinterstehen." Und da sieht er „gute Chancen" – insbesondere wenn es sich um Anteilseigner handle.

Kommentar: "Bürger haben es in der Hand"

Von Jens Rademacher

Kurze Wege, ein Vollsortiment, frische Brötchen und ein Preisniveau, das sich nicht großartig von vergleichbaren Supermärkten unterscheidet: Wenn der Laden in Silixen dichtmachen würde, wäre der Aufschrei mit Sicherheit groß. Aber das wäre nichts, was nicht schon x-mal in Deutschland passiert wäre. In Silixen sind die Verhältnisse jedoch anders.

Es sieht noch nicht mal so aus, als gäbe es eine Hängepartie. Denn schon gibt es eine Initiative, die das Geschäft als Dorfladen weiterführen will. Schon haben sie gerechnet, haben die ersten Unterstützer und etwas Geld beisammen. Das zeugt von guter Organisation. Bereits vor knapp zehn Jahren haben die Silixer den Fortbestand des Ladens gesichert.

Doch ein Selbstläufer ist das nicht. Es muss breite Unterstützung kommen, um die Infrastruktur zu erhalten. Das haben nun die Bürger selbst in der Hand. Wenn das klappt, könnte Silixen sogar als Blaupause dienen.

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