Kreis Lippe. Der Anfang war holprig. Noch im September 1989 stand nicht fest, dass die Lokalradios tatsächlich ab April 1990 senden würden. In Lippe war die Begeisterung der Politiker auch eher verhalten – seis drum: Am 1. April feiert Radio Lippe den 25. Geburtstag.
Auf den letzten Drücker wurden die Veranstalter- und Betreibergesellschaften gegründet, die das Landesrundfunkgesetz vorschreibt. Durch das Zwei-Säulen-Modell wird der redaktionelle und der wirtschaftliche Teil bis heute getrennt. Der Lokalsender begann mit nur einer Sendefrequenz und einem Spartenprogramm. Es gab den Flohmarkt, den Soundcheck und die Funkboutique – „Wir funken dazwischen" hieß die erste Werbung. Der Empfang ließ jedoch mancherorts zu wünschen übrig. Dafür aber gründeten sich Gruppen, die das Programm mitgestalteten, in Blomberg wurde gar ein Tonstudio eingerichtet. Die Zeiten ändern sich. Zwar gibt es den Bürgerfunk noch, aber aus den Sparten sind längst einheitliche Programmblöcke mit festen Formaten geworden.
Vor dem offiziellen Sendestart am 1. April 1991 wurde ein halbes Jahr lang ein 20-minütiges Testprogramm auf der Frequenz 106,6 MHz ausgestrahlt. Danach stand fest, dass das Programm nicht überall gut zu empfangen war. Das änderte sich Ende der 90er Jahre. Zu der Stammfrequenz 106,6 MHz, die seit Sendebeginn von Lemgo aus weite Teile des Kreisgebietes versorgt, kamen die Frequenz 107,4 für den lippischen Norden und 2004 die Stützfrequenz 101,0 in Schieder-Schwalenberg für den Südosten hinzu. Und mittlerweile relativiert sich das Problem, denn die Radioübertragung via Internet ist auf dem Vormarsch.
Chefredakteur Markus Knoblich, der gerade die Nachfolge von Lars Cohrs angetreten hat, ist ein „Kind des Senders". Der Herforder arbeitet seit 17 Jahren bei Radio Lippe und weiß, worauf es ankommt. „Nachrichten laufen immer schneller, das bedeutet, wir müssen sehr schnell reagieren und unsere lokale Kompetenz ausspielen." Quereinsteiger haben es heute schwerer, einen Job in der Redaktion zu bekommen: Ein Studium, Schulungen und freie Mitarbeit sind die Grundvoraussetzungen.
Der Beruf des Moderators sei nach wie vor begehrt, aber da alles dranhängt, werde oft unterschätzt. Im Studio an der Lageschen Straße wird jeder Tag in mehreren Konferenzen und Team-Besprechungen vorbereitet. Matthias Lehmann, der stellvertretende Chefredakteur, sichtet die Nachrichten, schreibt sie um und wendet eine einfache Formel an: „Keep it simple and stupid" – mach es einfach und so, dass das Wesentliche in der Kürze auch erfasst werden kann. „Lange Redebeiträge sind nichts, in 30 Sekunden muss das Wichtigste erzählt sein", stellt er fest.
Gute Nerven, schnelles Denken – und Rechnen seien für ein professionell gestaltetes Programm wichtig. Rechnen? „Ja, denn nicht alles fügt sich ganz sekundenscharf zusammen. Da muss dann mal eine Information zu einem Song dazu recherchiert werden oder auch anderes leicht gekürzt werden – während gesendet wird und ohne, dass man es merkt", sagt Knoblich. Radio Lippe funkt dazwischen. Und die Lipper sind mittlerweile längst mit „ihrem" Sender verbunden.