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Landesregierung stellt Klimaschutz-Pläne vor

Marianne Schwarzer

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Dampf steigt auf: Zu den stärksten Produzenten von Treibhausgas gehören die Energieversorger beim Verbrennen fossiler Brennstoffe. Der Klimaschutzplan NRW richtet sich aber an alle im Land. - © dpa
Dampf steigt auf: Zu den stärksten Produzenten von Treibhausgas gehören die Energieversorger beim Verbrennen fossiler Brennstoffe. Der Klimaschutzplan NRW richtet sich aber an alle im Land. (© dpa)

Kreis Lippe. Ein dickes Brett zum Bohren: 200 Seiten stark ist der Klimaschutzplan, mit dem die Landesregierung das Treibhausgas reduzieren will. Die Kreise und Kommunen sollen da mitziehen, darum hat die Bezirksregierung jetzt 60 Kommunalvertreter mit dem Plan vertraut gemacht.

Organisiert hat die Veranstaltung Nils Krüger, Netzwerker in Sachen Klima bei der Energieagentur. „Sie werden in diesem Plan keine Vorschriften finden oder Grenzwerte. Das Ganze ist ein Angebot, kein Muss." Und das findet er richtig: „Ich glaube fest daran, dass wir die Kommunen und Unternehmen gewinnen müssen, sie müssen ein Interesse daran haben, selbst etwas zu tun."

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Treibhausgas - Segen und Fluch

Treibhausgase schlucken einen Teil der vom Boden abgegebenen Infrarotstrahlung, die sonst in das Weltall entweichen würde. Natürliche Treibhausgase heben die durchschnittliche Temperatur an der Erdoberfläche auf +15° C an. Ohne diesen natürlichen Treibhauseffekt hätten wir auf der Erde -18° C, was Leben auf der Erde kaum möglich machen würde. Nun ist das natürliche Gleichgewicht der Atmosphäre durch Eingriffe in den Naturhaushalt und Emission von Treibhausgasen gestört. Das verstärkt den natürlichen Treibhauseffekt und führt zur globalen Erwärmung. Dürren, Überschwemmungen, die Abschmelzung der Pole und der Anstieg des Meeresspiegels sind die Folgen.

Mehr als 400 Vertreter von Verbänden, Unternehmen, Kommunen, Wissenschaft, Kirchen, Gewerkschaften und anderen gesellschaftlichen Gruppen haben von September 2012 bis November 2013 rund 360 Maßnahmenvorschläge für den Klimaschutzplan entwickelt und diskutiert. Diese Vorschläge sind genau wie Anregungen, die online beim Ministerium eingegangen sind, mit in das Werk eingeflossen, das der Landtag Ende vergangenen Jahres verabschiedet hat.

„Es ist eine Roadmap, die zeigen soll, was das Land in Sachen Energieeffizienz, Versorgungssicherheit, Ausbau regenerativer Energien und Preisstabilität tun kann", sagt Nils Krüger. Bis zum Jahr 2025 soll knapp ein Drittel des Stroms in Nordrhein-Westfalen aus erneuerbaren Energien stammen. Das beinhaltet den Neubau von Windkraftanlagen sowie die Nutzung von Wasserkraft, Biomasse und Erdwärme zur Gewinnung von Energie.

Bundesweit wird sogar das Ziel angepeilt, bis 2050 80 Prozent der Energie aus diesen Quellen zu gewinnen. Beispielsweise Abwärme aus der Stromerzeugung zum Heizen oder Kühlen zu verwenden, sind Bausteine dabei.

Energie zu gewinnen ist das eine, sie einzusparen das andere: „Die Industrie hat ja selbst ein hohes Interesse daran, weil es Kosten spart", meint Krüger. Und auch den Kommunen müsse daran gelegen sein, ihren Gebäudebestand nicht nur im Hinblick auf Dämmen, sondern im ganzheitlichen Blick auf die Kohlendioxyd-Bilanz fit zu machen.

Verkehr, vor allem der motorisierte, spielt hier ebenfalls eine große Rolle: Es gehe darum, emissionsarme Antriebe zu fördern, aber auch den Güterverkehr für die Zukunft aufzustellen. Auch Landwirtschaft ist demnach in der Pflicht vom verantwortungsvollen Umgang mit Düngemitteln bis hin zur Nutzung von landwirtschaftlichen Abfallstoffen zur Energiegewinnung. Nicht zuletzt sind die Verbraucher gefragt, die durch ihren Konsum eine Menge für die Reduzierung der Treibhausgase tun können.

Nils Krüger sieht aber auch einen anderen Aspekt an Bedeutung gewinnen: „Die Folgen des Klimawandels sind jetzt schon spürbar, darum geht es jetzt auch darum, sich darauf einzustellen." Themen sind unter anderem Hochwasserschutz, Bodenqualität, Fischerei, Forstwirtschaft und vieles mehr. Für all diese Bereiche stehen Förderprogramme bereit oder werden aufgelegt.

Eine Menge Stoff, die die Vertreter der Kommunen erst mal verdauen müssen. „Die größten Bedenken hatten die Anwesenden, weil die Beantragung von Förderung auch wieder mit bürokratischem Aufwand verbunden ist und in den Kommunen kaum Freiraum dafür zur Verfügung steht", räumt Krüger ein.

Auch der Fachbereich Umwelt beim Kreis Lippe schaut sich das Werk aus Düsseldorf genauer an, sagt Fachbereichsleiterin Dr. Ute Röder auf Nachfrage der LZ. „Wir sind ja dabei, unseren ,Masterplan 100 Prozent Klimaschutz’ zum Sommer fertigzustellen. Jetzt klopfen wir den Klimaschutzplan des Landes NRW darauf ab, was eventuell dazu passen könnte."

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