Der Bildakrobat lässt die Grenzen der Realität verschwimmen

Lemgo. Mehr als 100 Montagen und Bilder hat der Bildakrobat in den vergangenen zwei Jahren schon veröffentlicht und sich so eine respektable Fangemeinde aufgebaut. Seine Bilder von großen Schlachtschiffen in der Lemgoer Innenstadt oder anderen fantastischen Motiven haben besonders im Internet große Wellen geschlagen. In der Vorweihnachtszeit schickte er sogar das Hermannsdenkmal auf Tour durchs Lipperland - ein Projekt in Zusammenarbeit mit LZ.de.

Das große Vorhaben hat den "Bildakrobaten" Woche für Woche ganz schön gefordert. Er fertigte für die Fotostory eine ganze Reihe von Bildern mit dem Hermann in außergewöhnlichen Posen und an bekannten Standorten in Lippe an. "Wenn man den Hermann so detailliert und passgenau in eine bestehende Umgebung einfügen will, dann dauert das bei jedem Bild mehrere Stunden und braucht sehr viel Fingerspitzengefühl", erzählt Merten Kunisch. Er ist die reale Person hinter der One-Man-Show "Bildakrobat".

Wie lief die Vorbereitung für ihn? "Ich habe mit einer Drohne mehrere Nahaufnahmen des Hermanns angefertigt, um die Textur - sprich die Haut des Hermanns - und Details der Figur besser sehen zu können. Die habe ich dann auch in meine Montagen eingefügt, damit Hermann so authentisch wie möglich wirkt."

Mit der LZ wurden vorab die Stationen abgestimmt - so wanderte der Hermann erst einmal von der Grotenburg runter zum Detmolder Landestheate r und von dort weiter zur Lemgoer Eiswelt und schließlich zum Weihnachtstraum in Bad Salzuflen und war rechtzeitig zum Weihnachtsfest wieder zurück auf der Grotenburg - zusammen mit einem geschmückten Weihnachtsbaum.

"Ich hatte schon länger überlegt, etwas mit Lippes Wahrzeichen zu machen. Zusammen mit der LZ-Redaktion entwickelten wir dann die Hermann-Tour durch Lippe. Die Aktion kam auch super an, die Bilder haben vielen Menschen gefallen", erzählt der Bildakrobat stolz.

Wie kam der 49-Jährige überhaupt dazu, derartige Bildmontagen zu veröffentlichen und was hat er noch alles vor? "Ich habe 2016 drei Monate lang auf meine Tochter aufgepasst, bis sie einen Kitaplatz bekam. Danach wollte ich ursprünglich im IT-Bereich durchstarten. Dann zog ich mir eine komplizierte Verletzung an der Hand zu und blieb weiter zu Hause. Da ich damit nichts machen konnte, außer die Maus zu bedienen, habe ich mit der Schiffmontage angefangen", erzählt er.

Also montierte er einen Passagierdampfer auf den Lemgoer Marktplatz. Dieses Bild ging dann um die Welt - zuletzt erschien es sogar in einer indischen Tageszeitung und brachte ihm Bekanntheit weit über die Grenzen Lemgos hinaus. Mittlerweile haben seine Bilder auch den Weg in mehrere Fachzeitschriften für Fotografie gefunden - worauf der Lemgoer zu Recht sehr stolz ist.

Die Technik brachte er sich Stück für Stück oder in seinem Fall Bild für Bild selbst bei. Ursprünglich kommt er aus dem Straßenbau, später war Merten Kunisch auch im Einzelhandel tätig. "Fotografie war schon immer ein Teil meines Lebens. Die erste Kamera war eine Agfa Iso-Rapid", erzählt Kunisch.

Bei einem Praktikum holte er sich vor einigen Jahren die nötigen Kenntnisse und fing dann an, Bildmontagen zu erstellen. Was macht seiner Meinung nach den Unterschied zu anderen Bildbearbeitern aus? "Ich versuche, meine Bilder so realistisch wie möglich zu halten, obwohl es eben keine realen Situationen sind, die ich zeige", sagt Kunisch. Zudem fällt auf, dass den Fotos auch immer ein Statement innewohnt. Als beispielsweise die Renaturierung der Bega in Lemgo ein Thema war - und damit auch die Verbreiterung des Flusses - da dachte er sich, was wohl alles mit dieser Entwicklung möglich wäre.

Seitdem hat er zahlreiche Motive mit einem gewissen Hintersinn veröffentlicht. Die Rückkehr des Wolfes nach Lemgo war so ein Thema, oder eine grüne Plasterung für die Lemgoer Mittelstraße, damit die lange Baustellenzeit verkürzt werden kann. Eine seiner Montagen ziert auch die Großbaustelle am Lüttfeld - dort hat er einen Zoo hinmontiert. All diese Bilder sind vor allem bei Facebook wahre Klickbringer.

Zudem plant er jedes Jahr eine Charity-Aktion - er will gerne seine Kunst einsetzen, um der Gemeinschaft etwas zurückzugeben - zuletzt für den Lemgoer Kinderschutzbund. "Ich bin selbst so dankbar für die vielen Fans und das Publikum. Es ist toll, dass ich mit meinen Bildern etwas Gutes tun kann." Für dieses Jahr hat er sich viele weitere spannende Projekte vorgenommen - noch sei aber nichts spruchreif. "Sobald ich das in trockenen Tüchern habe, erfahren Sie das auch."

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