Prostituierte aus Detmold wird im Gerichtssaal der Lüge überführt

Kreis Lippe. Er soll sie mit Kokain gefügig gemacht, geschlagen und ihr rund 70.000 Euro abgenommen haben, die eine 22-jährige Detmolderin mit Prostitution verdient hatte – laut Anklage drohte dem 27-jährigen Bielefelder wegen Zuhälterei und Drogenhandel eine lange Haftstrafe.

Doch der Prozess am Detmolder Landgericht endete überraschend mit der Einstellung des Verfahrens, weil die Detmolderin im Gerichtssaal der Lüge überführt wurde. Zuvor hatte Verteidiger Ralph Niemeier mehrfach gefragt, ob sie gegenwärtig noch der Prostitution nachgehe – ihre Antwort, die sie mehrfach wiederholte: &bdquo;Nein, ich habe Ende 2016 damit aufgehört."

Dann zog der Bielefelder Rechtsanwalt den Ausdruck einer Internet-Anzeige vom 19. April dieses Jahres aus seinen Akten – darauf das Bild der Detmolderin, die Kontaktdaten und der Hinweis auf ihre &bdquo;körperlichen Dienstleistungen". Schließlich musste die 22-Jährige einräumen, dass sie die Anzeige geschaltet hatte. &bdquo;Ich brauchte das Geld, um meinen Lebensunterhalt zu finanzieren", räumte sie kleinlaut unter Tränen ein. Damit hatte ihre Aussage keinen Wert mehr. &bdquo;Die Lüge der Zeugin war eine Katastrophe und die Einstellung des Verfahrens deshalb eine logische Folge", kommentierte Staatsanwalt Björn Heidberg.

Zuvor hatte die angehende Pferdewirtin ausgesagt, dass der Angeklagte sie von März bis Dezember 2016 regelmäßig mit Kokain versorgt und zu den Treffen mit den Freiern gefahren habe. Die Monatseinnahmen von rund 7.000 Euro habe sie ihm übergeben, weil der gelernte Bankkaufmann das Geld für sie &bdquo;anlegen" wollte. &bdquo;Wenn ich zu wenig verdient habe, hat er mich geschlagen und beschimpft", sagte die 22-Jährige.

&bdquo;Sie hat mich verletzt und ausgenutzt" Nach zehn anstrengenden Monaten habe sie sich Ende 2016 von ihm getrennt. &bdquo;Ich habe nur noch gekokst und angeschafft. Irgendwann hatte ich keine Lust mehr, aber er wollte es nicht kapieren und hat aus Rache meine Eltern darüber informiert", erklärte die Detmolderin. Daraufhin sei sie zur Polizei gegangen und habe Anzeige gegen den arbeitslosen Banker erstattet.

Er bestritt alle Vorwürfe. &bdquo;Ich habe ihr keinen Cent abgenommen und keine Drogen besorgt", wiederholte der Angeklagte. Er habe sich in die 22-Jährige, die er Ende 2015 übers Internet kennengelernt habe, einfach verliebt. Seine Zuneigung sei so stark gewesen, dass er ihr sogar Geld geliehen habe, damit sie ihre Schulden bei Handyanbietern und Autovermietungen begleichen konnte. &bdquo;Ich habe ihr kein Haar gekrümmt. Am Ende hat sie mich verletzt und ausgenutzt", betonte der Bielefelder.

So stand nach mehreren Stunden Beweisaufnahme Aussage gegen Aussage – bis der Verteidiger Niemeier die aktuelle Anzeige, in der die 22-Jährige ihre Sexdienste anbietet, dem Gericht übergab. Nach einem kurzem Rechtsgespräch waren sich alle Prozessbeteiligten einig, dass die Hauptbelastungszeugin &bdquo;offensichtlich lügt" und damit dem Verfahren die Grundlage entzogen ist.

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