Lage-Hagen. Einen Film herunterladen oder den Computer updaten wird zur zeitraubenden Geduldsprobe, wenn man auf der Wellenheide wohnt. Quälend langsam erfolgt das Streaming, manchmal dauert es mehrere Stunden. Von schnellem Internet kann hier keine Rede sein.
Dabei wurde den Bürgern der Stadt vor einem Jahr von der Telekom versprochen, überall – auch in ländlichen Bereichen – für optimale Bedingungen im Netz zu sorgen. „Wir haben uns wohl zu früh gefreut", erklärt Dennis Behrendt, der wie zahlreiche andere Anwohner der Wellenheide auf die Umsetzung der Zusagen von einst wartet. „Die Versorgung endet bei uns abrupt mitten in der Straße. Wir kämpfen nach wie vor mit der niedrigen Geschwindigkeit und ständigen Verbindungsabbrüchen", so Behrendt.
Ein weiter Ausbau mit Breitband scheine nicht vorgesehen, obwohl dieses Jahr im Verlauf der gesamten Straße bereits neue Strom- und Wasserleitungen verlegt worden seien. Besonders nervig seien in diesem Zusammenhang die regelmäßigen Anrufe und Postwurfsendungen der Telekom, die für neue Tarife mit dem de facto nicht vorhandenen schnelleren Anschluss von bis zu 100 Mbit/s wirbt.
„In Kürze soll ja auch noch die analoge Technik durch die Telekom abgeschaltet werden. Dann ist Telefonieren nur noch über das Internet möglich. Ich bin mal gespannt, wie das hier bei uns funktionieren soll", fragt sich der Hagener. Zusammen mit seinen Nachbarn hat er im Mai den Bürgermeister angeschrieben, der bereits vor über einem Jahr einen Ausbau des schnellen Internets im Stadtgebiet sowie den Ortsteilen angekündigt habe. „Bis heute blieben unsere Bitte um Unterstützung und die Fragen nach den weiteren Ausbauplanungen unbeantwortet. Wir sind vom Bürgermeister wirklich sehr enttäuscht", beklagt Dennis Behrendt.
„Das Schreiben der Anlieger liegt uns vor", erklärt die Pressesprecherin der Stadt Lage, Ulrike Busse. Durch ein Versehen in der Überwachungsliste sei das Schreiben als erledigt gekennzeichnet worden. „Aufgrund dieses Vermerks ist davon ausgegangen worden, dass eine Beantwortung des Anliegens schon vorgenommen wurde", ergänzt der Fachbereichsleiter Zentraler Service und Ordnung, Frank Rayczik.
Die Verwaltung gehe jetzt auf die Anlieger zu und biete ihnen Gespräche zu der Internet-Problematik an, an denen Spezialisten der Stadt teilnähmen. Die Bereitstellung von schnellem Internet sei jedoch einzig Sache der Telekom. Von dem Unternehmen erhielt die LZ bisher keine Stellungnahme, obwohl sie mehrfach darum gebeten hatte. Derweil sind die Anlieger der Wellenheide weiter Lichtjahre von der digitalen Zukunft entfernt. Ein Speedtest ergab eine Datenübertragungsrate von 1,52 Mbit pro Sekunde. Eigentlich sollten es hier fünf Mbit/s sein.
Bürger in der Warteschleife
Ein Kommentar von Wolfgang Becker
Nicht stets und ständig online sein zu können, ist für Einwohner von Ballungszentren unvorstellbar – leider nicht für die, die auf dem Land leben. Dort sind Megabits eine äußerst seltene Spezies. Auf der Wellenheide in Hagen kommen gerade mal lächerliche 1,52 in der Sekunde an. Wie will man da Bilder oder Anhänge verschicken, geschweige denn einen Film oder Musikdateien herunterladen? Für die Bewohner der Siedlung klingen die vollmundigen Versprechungen der Vergangenheit, für ganz Lage schnelles Internet bereitzustellen, wie blanker Hohn. Die Menschen in dieser Gegend fühlen sich schlicht abgehängt.
Nun richten sich ihre Hoffnungen auf Gespräche mit der Stadt, die in der nächsten Woche stattfinden sollen. Vielleicht kann die Verwaltung mehr erreichen als die Telekom-Kunden, die oft mit ihren Beschwerden in den Hotlines des Unternehmens verhungern. Kleiner Trost für sie: Genauso erging es dem Chronisten. Nach etlichen vergeblichen Versuchen hatte er endlich einen Mitarbeiter gefunden, der eine Stellungnahme zum Sachverhalt versprach, doch sich nicht wieder meldete. Wenn nicht einmal die Presse etwas erreicht, wie soll es dann den Bürgern ergehen?