Lemgo-Hörstmar. Ein bisschen Grillen mit den Flüchtlingen – das hatten Thorsten Sagner und Thomas Rottmann geplant. Am Ende kamen Dutzende Hörstmaraner. Spontan. Die Resonanz im Internet ist riesig.
Mit solch einem Echo hatte Ortsausschussvorsitzender Thorsten Sagner aus Hörstmar nicht gerechnet. Am Samstag veröffentlichte er ein knapp dreiminütiges Video beim sozialen Netzwerk „Facebook“ im Internet. Sein Kommentar: „Eigentlich wollten wir mit den Flüchtlingen in Hörstmar nur ein bisschen grillen. Was dann passierte, hat mich ziemlich umgehauen...“
Umgehauen haben Sagner auch die Zahlen im Internet: Stand gestern, 18 Uhr, hatten knapp 32.000 Menschen das Video angesehen. Pro Stunde kamen Hunderte hinzu. Bald dürfte Sagner mehr Klicks haben als Lemgo Einwohner. „Mir scheint, unser Video ist für viele ein willkommenes Kontrastprogramm zur offenen Ausländerfeindlichkeit, wie wir sie zuletzt in Sachsen gesehen haben“, bilanziert Sagner.
Dabei: Um Klickzahlen, um viele „Likes“ und Kommentare bei „Facebook“ ging, nein: geht es Sagner nicht. Zusammen mit seinem Freund Thomas Rottmann hatte er am Wochenende Grill, Kohle, Geflügelwürstchen und eine Schüssel Salat eingepackt, um die jungen Flüchtlingsmänner, die in der ehemaligen Grundschule in Hörstmar untergebracht sind, zu bewirten. Die Kohle brannte... und die Sache bekam eine Eigendynamik.
Eigentlich wollten wir mit den Flüchtlingen in Hörstmar nur ein bisschen grillen. Was dann passierte, hat mich ziemlich umgehauen...
Posted by Thorsten Sagner on Samstag, 22. August 2015
Sagner hatte einen Lautsprecher dabei, an den die Flüchtlinge ihre Handys anschlossen, um Musik aus der Heimat zu spielen. Das rief nicht nur Sportler auf dem Plan, die im benachbarten Sporthaus gerade turnten. Dutzende Nachbarn kamen ebenfalls, um mit den jungen Männern ein spontanes Fest zu feiern. Am Ende tanzten Flüchtlinge und Deutsche zur Musik, lagen sich in den Armen, wurden Freunde.
Ein Lied war der „Gassenhauer“ des Abends. Mit dessen Klängen hat der Ortsausschussvorsitzende sein Video hinterlegt. Es trifft offensichtlich den Nerv der Leute, die den oft fremdenfeindlichen Kommentaren im Netz zum Flüchtlingsthema etwas entgegensetzen wollen. „30.000 Klicks – so einen Post habe ich noch nie gemacht“, freute sich Sagner. Am meisten aber über die positiven Kommentare: „Natürlich ist die Belegung insbesondere der Sporthalle für Hörstmar und seinen Verein ein herber Schlag. Ich bin jedoch ganz sicher, dass wir mit dieser vorübergehenden Situation nicht konfrontativ umgehen dürfen. Wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es heraus.“