„Eine Katastrophe“: Pendler klagen über Schienenersatzverkehr von Detmold nach Bielefeld

Detmold. Die Kälte ist klirrend, der Himmel an diesem Donnerstagmorgen um kurz vor halb sieben noch stockfinster. Er passt damit farblich zur Stimmung, die sich bereits vor der geplanten Abfahrt um 6.35 Uhr am Bahnhof in Detmold ausgebreitet hat. Fragt man die dort wartenden Menschen an der Ersatzhaltestelle, wie es eigentlich mit dem derzeitigen Schienenersatzverkehr nach Bielefeld so läuft, fällt häufig derselbe Satz. &bdquo;Es ist eine Katastrophe.“

Seit etwa drei Wochen müssen Pendlerinnen und Pendler wegen Bauarbeiten in Lage bei Fahrten von Detmold nach Bielefeld - und nach Herford - auf Ersatzbusse ausweichen. Das klappt offenbar selten reibungslos, die Nerven liegen daher bei vielen blank.

In einem Brief an die Redaktion berichtet ein Detmolder, bei einer Fahrt Ende Oktober hätte der Busfahrer am frühen Morgen rund 15 Menschen stehen lassen müssen, die einfach nicht mehr reinpassten. Der Fahrer sei einfach losgefahren, eine Alternative für die Fahrgäste hätte es nicht gegeben.

&bdquo;Zu klein und überfüllt“ Ähnliche Szenen bestätigen auch die Menschen, die an diesem Donnerstagmorgen am Bahnhof stehen - und warten. &bdquo;Die Busse sind zu klein und überfüllt“, sagt eine Studentin, die regelmäßig zum Lehramtspraktikum nach Bielefeld pendeln muss. Manchmal sei es so voll, dass Menschen gar nicht mitkämen. Eine Sitzplatz-Garantie gebe es schon gar nicht, da müsse man Glück haben, sagt sie. &bdquo;Wenn man dann eine Stunde im Bus stehen muss, ist das schon anstrengend.“

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Wie real der Kampf um die Sitze ist, zeigt sich ein paar Minuten später, als der Ersatzbus um kurz nach halb sieben offenbar ein paar Meter früher als erwartet zum Stehen kommt. Sofort setzt sich die Traube aus etwa 50 Wartenden in Bewegung, es wirkt fast etwas panisch. Viele sprinten los, noch bevor die Türen aufgegangen sind. Am Ende reichen die Sitzplätze nicht für alle. Eine Handvoll Männer bleibt stehen, an anderen Tagen soll das schlimmer aussehen.

Wie oft es vorkomme, dass er persönlich Fahrgäste stehen lassen müsse, lautet die eine Frage, die sich noch kurz vor Abfahrt an den Busfahrer stellt. Er selbst bleibt stumm, dafür ergreift ein stehender Fahrgast mit Mundnasenschutz das Wort. &bdquo;Jeden Tag“, sagt er. Seine Stimme klingt wütend. Aus den vorderen Reihen murmelt es Zustimmung. Dann geht es los.

Für die Menschen, die regelmäßig nach Bielefeld pendeln müssten - ob aus schulischen, beruflichen oder privaten Gründen, sei die Situation derzeit sehr herausfordernd, sagt auch Berufspendler Malte Thießen. Jeden Tag verliere er etwa eine halbe Stunde Zeit durch den verzögerten Ersatzverkehr, gestern habe er bei der Rückfahrt nach Detmold allein 45 Minuten auf den Bus warten müssen.

Kein Verlass auf den Fahrplan Trotzdem klingt so etwas wie Verständnis bei ihm durch. &bdquo;Wir wissen ja, dass die in Lage tagtäglich an den Schienen arbeiten“, sagt der Detmolder. Er selbst arbeite im Öffentlichen Dienst. &bdquo;Wir können also nur hoffen, dass sie in anderthalb Wochen auch wirklich fertig sind.“ Ein wiederkehrendes Problem sieht Thießen darin, dass bei den Ersatzfahrten öfter kleinere Standardbusse, keine Gelenkbusse eingesetzt würden.

Ein anderer Fahrgast berichtet, die Busse würden sich nicht immer an die angegebenen Zeiten halten. &bdquo;Ich habe es auch schon erlebt, dass der Bus einfach ein paar Minuten vorher losgefahren ist, weil es gerade passte.“ Man könne sich daher nie ganz sicher sein, ob der Ersatzbus jetzt schon abgefahren oder noch verspätet sei. Auch die Verkäuferin aus der Bäckerei nebenan berichtet, immer wieder frustrierte Fahrgäste im Laden stehen zu haben. &bdquo;Das ist schon ein Problem hier.“

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Bei der geplanten Abfahrt eine Stunde später sieht die Situation am Bahnhof etwas entspannter aus, es stehen deutlich weniger Menschen an der Ersatzhaltestelle. Trotzdem beklagen sich die Fahrgäste hier ebenfalls über Verspätungen. Erst am Tag davor soll der Bus 15 Minuten später als angekündigt gekommen seien. An diesem Donnerstagmorgen fährt er etwa acht Minuten verzögert los - immerhin bekommen alle einen Platz.

Eurobahn kennt das Problem Aber was kann man tun, um die Lage zu verbessern? Das betroffene Busunternehmen hat auf eine Anfrage zu den derzeitigen Problemen bisher nicht reagiert. Die Eurobahn selbst, die für die Organisation des Schienenersatzverkehrs verantwortlich ist, bestätigt allerdings auf Anfrage, die Beschwerden zu Unregelmäßigkeiten hätten sich in den vergangenen Tagen gehäuft.

Der Anstieg der Beschwerden sei für das Unternehmen ein Anlass gewesen, die Strecke selbst zu bereisen, erklärt Unternehmenssprecherin Elke-Katharina Sajovitz. Offenbar war die Testfahrt ähnlich problembelastet. &bdquo;Wir können die Situation bestätigen und sind jetzt in der Klärung mit dem Busunternehmen, damit die Fahrten vor Ort zuverlässig angeboten werden“, teilt die Sprecherin mit. &bdquo;Was in unserem Interesse und nicht zuletzt in dem unserer Fahrgäste ist.“

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Was das konkret bedeutet, lässt die Eurobahn offen. Betroffen ist nicht nur die Verbindung nach Bielefeld, sondern auch die Strecke nach Herford. Nach Angaben der Deutschen Bahn sollen sich die Arbeiten noch bis einschließlich Samstag, 15. November, hinziehen. Bisher sieht es also so aus, als ob die Fahrgäste aus Detmold nicht mehr lange durchhalten müssten. Ob das Warten dann wirklich ein Ende hat, wird sich zeigen.

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