Lemgo. Jetzt gehts ans Eingemachte. Die Erdbaufirma Kuhre ist seit Mittwoch damit beschäftigt, sich am Langenbrücker Tor in die Erde zu graben: tief, 30 Meter tief. Zum Einsatz kommt ein Spezialbohrer, 120 Tonnen schwer. Durchmesser des Bohrlochs: 1,20 Meter. Dimensionen, die für Bauleiter Matthias Rath von der Stadt ungewöhnlich sind. Jedoch aus gutem Grund.
Bis Ende kommender Woche treibt das Herzebrocker Unternehmen Beton und Stahl in den Untergrund am Langenbrücker Tor – die Mischung soll der neuen Brücke später Halt geben, über die der Verkehr in die Breite Straße fahren kann. „Wir haben in diesem Bereich einen vergleichsweise schlechten Untergrund zum Bauen", erklärt Fachmann Matthias Rath. Wie bei den meisten Bauprojekten in der südlichen Innenstadt sei daher eine Stabilisierung auch des Brückenbauwerks durch Pfähle unumgänglich.
Für den gesamten Hochwasserschutz an der Bega hat die Stadt – bei üppiger Förderung durch das Land NRW – neun Millionen Euro vorgesehen. Momentan legen Arbeiter mit Hilfe von Baggern die Sohlgleite an, über die die Bega das Gefälle am Langenbrücker Tor sanft überwinden soll. Bislang stand hier die alte Brücke – mit Bögen und Wehr: beides Schwachstelle im Hochwasserfall, an der sich Wasser stauen kann. In einem Nachkriegswinter etwa stand dieses so fast bis zum Marktplatz. Die neue Brücke hat deshalb keine Pfeiler mehr. Eine Seite der Sohlgleite ist nach Angaben von Matthias Rath von der Stadt zu zwei Dritteln fertig. Dann wird die Spundwand versetzt, und an der anderen Hälfte weitergearbeitet.
Erst die Überreste der alten Brückenbefestigung, dann Erde, später schlammigen Untergrund befördert der Bohrer empor – im Gegenzug kommt ein Stahlrohr in den senkrechten Schacht. Auf eine schwere Platte, die am Fuß des Bohrlochs versenkt wird, setzt die Firma Kuhre nach Angaben ihres Bauleiters Markus Langer ein rundes Stahlgestell – nach und nach wird es mit Beton verfüllt: Fertig.
Pro Pfahl sei etwa ein Tag Bauzeit veranschlagt, berichtet Matthias Rath. Er rechne damit, dass bis Ende kommender Woche die Gründung abgeschlossen sei. Bis zur Freigabe der Brücke, die parallel zum Umbau der Bega entsteht, wird es aber noch etwas dauern. Im Sommer können Autos, Radfahrer und Fußgänger voraussichtlich wieder auf geradem Weg in die Breite Straße hinein fahren.
Kommende Woche muss jedoch zunächst der 120-Tonnen-Bohrer per Schwerlasttransport auf die andere Seite der Bega umgesetzt werden – über die Brücke an der Engelbert-Kämpfer-Straße geht das nicht. Das Gewicht des Gespanns ist zu groß. Der Lkw-Fahrer wird nach Angaben von Matthias Rath daher den Umweg über den Steinweg nehmen. Für den Brückenbau hat die Stadt Kosten von 800.000 Euro kalkuliert. Dazu kommen Millionen für den Hochwasserschutz (siehe Info).