Lemgo. Für Michael Miezals Frau Natalia war es der erste Aufenthalt in Sierra Leone. Und durchaus ein Abenteuer... Denn während der Einreise des Paares am Flughafen Freetown war das westafrikanische Land noch nicht offiziell für ebolafrei erklärt worden. Die erste Station: ein von der Epidemie besonders stark heimgesuchtes Dorf.
Der Lemgoer Miezal ist seit Jahren als Projektmanager für die Hilfsorganisation Inter-Mission in Westafrika tätig. Normalerweise reist er mindestens ein Mal im Jahr dorthin, seit knapp zwei Jahrzehnten. Doch Ebola machte einen Strich durch die Rechnung: zu groß das Risiko.
Umso mehr schmerzte es Miezal, die Geschehnisse hilflos aus der Ferne verfolgen zu müssen: 28.000 Infizierte, 11.000 Tote – so die Bilanz. „Mein bester Freund in Sierra Leone, der Gründer und Direktor der Hilfsorganisation vor Ort, ist während der Ebola-Epidemie gestorben", sagt Miezal, der beim jetzigen Besuch bei einem Erinnerungsgottesdienst ein paar Worte für seinen Namensvetter Michael sprechen durfte.
Hielt er das Risiko nun doch für kalkulierbar. Wie sein Tropenarzt. „Man steckt sich an Ebola nicht so leicht an wie bei einer Grippe", weiß Miezal. Doch bei höheren Fallzahlen war die Gefahr real – viele Fluglinien ließen das Land daher links liegen, so dass Michael Miezal lediglich einen Container mit Hilfsgütern auf den Weg bringen konnte.
Die inzwischen schon gelockerten, aber immer noch scharfen Sicherheitsvorkehrungen im Land – als Miezal endlich wieder nach Sierra Leone reisen konnte, hinterließen sie bei dem Lemgoer ein mulmiges Gefühl. „Es wurde auf den Bordkarten die gemessene Körpertemperatur notiert", erinnert sich seine Frau Natalia. Denn: Fieber ist eines der Symptome, das Ebolakranke zeigen. Nicht nur am Flughafen, auch bei Überlandfahrten habe es Checkpoints für Schnelltests gegeben.
Zuallererst führte es Miezal und seine Frau zu einem Projekt mit 100 Ebola-Waisen, die ihre Eltern verloren haben. „In dem 400-Seelen-Dorf sind 75 Menschen gestorben", zeigt sich Michael Miezal betroffen. „Ganze Familien sind ausgelöscht worden." Das große Leid – es traf das bitterarme Land nach Angaben des Lemgoers ausgerechnet in einer Phase des Aufschwungs. Nach dem Bürgerkrieg seien die Menschen dabei, sich empor zu arbeiten. Ebola – ein Rückschlag.
Zumindest einen kleinen Beitrag leistet Inter-Mission. Für die Waisen bringt die Organisation Schulgeld auf. Für Ebola-Witwen wurde ein Projekt ähnlich Mikrokrediten aus der Taufe gehoben – Geld, mit dem sich die Frauen eine Lebensgrundlage aufbauen. So gibt es Anschubfinanzierungen, um vielleicht in die Seifenproduktion einzusteigen. „In diesem Land liegen Schönheit und Traurigkeit eng beieinander", bilanziert Michael Miezal.
Mehr Informationen unter www.inter-mission.de
 
