Grünes Licht aus Düsseldorf: Fünf Millionen für das digitale Lemgo

Lemgo. Das Wirtschaftsministerium NRW macht eine Millionensumme für Lemgo locker: Minister Andreas Pinkwart hat seine Unterschrift unter die Förderung des Projekts &bdquo;Lemgo Digital" gesetzt. Jürgen Jasperneite, Leiter des Fraunhofer-Zentrums Lemgo, das federführend eingespannt ist, bestätigt: Es gibt grünes Licht aus Düsseldorf.

Die Rede ist von einer Blaupause, die für Hunderte deutscher Mittelstädte interessant sein könnte. Im Kern geht es nach Worten von Minister Pinkwart um digitale Lösungen für &bdquo;Alltagsprobleme in einer mittelgroßen Stadt". Mit &bdquo;Lemgo Digital" soll die alte Hansestadt zum Reallabor werden, auf deren Straßen neue Technik und Ideen auf Herz und Nieren getestet werden.

Dafür fließen in den kommenden drei Jahren, die als Aufbauphase gelten, fünf Millionen Euro in die Stadt. Die Hälfte kommt, wie aktuell in der Landeshauptstadt unter Dach und Fach gebracht, vom Land. Die andere bringen Unternehmen und Fraunhofer auf, um damit Sensoren, leistungsstarke Netzwerke, ein Daten-Center, ein Projektbüro in der City, Software und Smartphone-Apps zu bezahlen. Das Ziel: Technik, die das Leben leichter macht. Der Schwerpunkt liegt zunächst primär auf der Innenstadt.

Idee Nummer eins setzt beim Stadtbus an, der unter anderem mit verpassten Umstiegen am Treffpunkt kämpft. Nach Angaben von Andreas Becker, dem zuständigen Bereichsleiter der Stadtwerke, werden künftig alle Busfahrer wissen, wo die Kollegen mit ihren Gefährten gerade unterwegs sind oder auch festhängen.

Damit soll die Technik eine Antwort auf die Frage liefern, ob es sich lohnt, am zentralen Umstieg auf die verspäteten Kollegen zu warten oder der komplette Fahrplan dann ins Wanken gerät. Wenn es denn noch Verspätungen gibt... Sollen doch auch drohende Verzögerungen, wenn etwa wie jüngst ein Auto am Klinikum brennt, den Fahrern gemeldet werden. Dann könnten diese an ihren jeweiligen Wendepunkten früher abfahren – ein zeitlicher Puffer. Die Live-Infos bekämen die Lemgoer ebenfalls geliefert, per Smartphone-App. Am Ende könnten, so Andreas Becker, selbst die Ampeln &bdquo;wissen", dass ein Busfahrer spät dran sei, und eine grüne Welle schalten.

Jasperneite spricht von &bdquo;Impulsmaßnahmen", denen viele weitere folgen sollen: &bdquo;Wir gehen davon aus, dass die neue Infrastruktur derart attraktiv wird, dass viele weitere Projekte mit Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft entstehen werden." Bereits für Ende März oder Anfang April ist der offizielle Startschuss vorgesehen. Für &bdquo;Lemgo Digital" soll ein Büro in der Innenstadt eröffnet werden, außerdem plant Fraunhofer die Einstellung weiterer Mitarbeiter, &bdquo;da unsere Forschungseinrichtungen sehr gut ausgelastet sind", so Jasperneite. Fraunhofer-Kollegen aus Berlin, die sich der Beteiligung von Nutzern in der Entwicklung von digitalen Produkten verschrieben haben, würden ebenfalls in Lemgo tätig. Denn: Die Lemgoer sollen einbezogen werden, also ihre Alltagsprobleme benennen, für die es digitale Helferlein geben könnte. Jasperneite: &bdquo;Das ist ein wirklich neuer Ansatz." Auch Bürgermeister Dr. Reiner Austermann lobt an dem Projekt &bdquo;Lemgo Digital" die Beteiligung der Bürger.

Weiteres Ziel ist die Gründung von Start-ups anzuregen, also von innovativen Kleinst-Firmen. Zum anderen könnten in Lemgo Produkte und Dienstleistungen entstehen, die von hier in andere Mittelstädte &bdquo;exportiert" würden. Fraunhofer will auf den Alltag übertragen, was in Sachen Arbeitswelt in der &bdquo;Smart-Factory" auf dem Campus bereits vorgemacht wird. Die Hochschule ist Kooperationspartner.

Wovon wir nicht mal träumen Kommentar von Till Brand Technik kann das Leben einfacher machen – davon bin ich überzeugt. Sie kann uns viele lästige Aufgaben abnehmen, wie der Siegeszug von Smartphones in Teilbereichen bereits zeigt. Siehe Bankgeschäfte, Bahnfahrkarten, zwischen Familienmitgliedern synchronisierte Einkaufszettel und intelligente Spracherkennung, mit der eine kurze Nachricht in Sekunden diktiert ist.

In Lippe machen sich die Forscher des Projekts &bdquo;Lemgo Digital" jetzt mit Millionenunterstützung des Landes daran, Probleme zu lösen, die speziell mittelgroße Städte betreffen. Mit Hilfe von Sensoren, Rechenzentren und passender Software. Da kommen Apps auf uns zu, von denen wir heute noch nicht einmal träumen. Die große Herausforderung ist, die analoge Welt so zu vernetzen, dass sie Informationen liefert, auswertet und reagiert.

Mir gefällt die Vorstellung, dass Ampeln von selbst und nicht auf Knopfdruck grüne Welle geben, damit der Bus seinen Fahrplan einhalten kann. Dass Parkplätze melden, wenn man sich den Weg sparen kann und besser direkt ins Parkhaus fährt. Warum nicht Briefkästen, die funken, ob sie heute schon geleert worden sind? Getränkemärkte, die per App den Bestand des Lieblingsbieres preisgeben, samt Preis wo es nach der Inventur steht?Aufgaben, an denen Forscher nun in Lemgo tüfteln. Die Stadt als Reallabor – wir können gespannt sein. Das beste: Jeder kann mitmachen.

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