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Badespaß zu Kaisers Zeiten

Als Oerlinghausen ins Schwimmen kam

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Ein idyllisches Waldfreibad im Schopketal: Es entstand vor mehr als einem Jahrhundert in Oerlinghausen. Kleine Badehäuser aus Holz und ein Einmeter-Sprungbrett waren die Attraktionen des Bades.
Ein idyllisches Waldfreibad im Schopketal: Es entstand vor mehr als einem Jahrhundert in Oerlinghausen. Kleine Badehäuser aus Holz und ein Einmeter-Sprungbrett waren die Attraktionen des Bades.

Oerlinghausen. Das war eine Attraktion zu Kaisers Zeiten - das neue Freibad in Oerlinghausen. Im Jahre 1893, als in Deutschland der Arbeiterturnerbund und die ersten Fußballvereine gegründet wurden, bekam das Thema Wassersport in der Bergstadt einen ganz neuen Klang. Denn auch um Touristen für die "Sommerfrische Oerlinghausen" zu gewinnen, eröffnete man in diesem Sommer in der Schopke ein hübsches Schwimmbad.

Es geschah der Legende nach einige Jahre vorher unter der großen Linde des Alten Gasthauses Nagel. Dort fasste ein lebenslustiger Club den Entschluss, die Schopke zu einem Badeteich zu stauen. Der Gastwirt und Bäckermeister Wilhelm Nagel, der in der Hauptstraße am Simonsplatz eine gut gehende Gaststätte mit Pension betrieb, hatte ein hohes Interesse daran, Gäste nach Oerlinghausen zu locken. Seine Freunde Sprenger, Wegescheid, Freitag und Weeke zogen mit.

Oerlinghauser Bademoden um 1910: Nicht immer besaßen die Freibadbesucher seinerzeit schon perfekte Badehosen und -anzüge. Zumeist genügte Unterwäsche schon als züchtige Badebekleidung. Der Herr im Anzug ist Heinrich Freitag, Oerlinghauser Filialleiter der Lippischen Landesbank, ein ausgewiesener Fan und Förderer des Schopkebades. - © FotoArchiv: Horst Biere
Oerlinghauser Bademoden um 1910: Nicht immer besaßen die Freibadbesucher seinerzeit schon perfekte Badehosen und -anzüge. Zumeist genügte Unterwäsche schon als züchtige Badebekleidung. Der Herr im Anzug ist Heinrich Freitag, Oerlinghauser Filialleiter der Lippischen Landesbank, ein ausgewiesener Fan und Förderer des Schopkebades. (© FotoArchiv: Horst Biere)

Gemeinsam und mit vielen Helfern aus Oerlinghausen wurde in mühevoller Handarbeit im Schopketal ein befestigter Pool angelegt. Ein Einmeter-Sprungbrett und ein Holz-Badehaus mit Umkleidekabinen machten das Waldfreibad komplett.

Sogar an eine Dusche hatte man gedacht. Eine Handpumpe beförderte das kühle Nass in einen aufgehängten Blecheimer mit durchlöchertem Boden. Und zwischen zwei Holztonnen, die fest auf dem Wasser lagen, lernten die Oerlinghauser Kinder von nun an das Schwimmen. Der Jahreseintrittspreis lag bei 75 Pfennig und war damit für fast jeden Bürger erschwinglich.

Doch nicht nur bei den Einheimischen, auch bei den Gästen erfreute sich das Schopkebad bald großer Beliebtheit. Die zahlreichen Pensionen und Gaststätten warben in ganz Deutschland um Gäste mit Hinweis auf das "Schopkebad in der Sommerfrische Oerlinghausen im Teutoburger Wald"

Und vollmundig verkündete eine kleine Werbeschrift des Verschönerungsvereins in der damaligen Reklamesprache: "Oerlinghausen vereinigt in sich alle Vorzüge einer landschaftlich hervorragenden Sommerfrische ohne in Bezug auf den Preis große Anforderungen an den Geldbeutel des Besuchers zu stellen." Bis zum Anfang des Zweiten Weltkriegs herrschte munterer Badebetrieb in der Schopke. Dann schloss das beliebte Bad kriegsbedingt. Es wurde aber 1950 wieder eröffnet und stand noch bis etwa 1980 für Oerlinghauser Wasserfreunde offen - hatte allerdings zuletzt nur noch ganz wenige Gäste. Denn bereits im Jahre 1936 bekam Oerlinghausen eine weitere "Badeanstalt", das noch heute existierende Freibad am Kalkofen.

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