
Lemgo. Im Garten fühlt sich Wolfgang Reker genauso wohl wie an der Nordsee in Cuxhaven. Seine große Leidenschaft ist Schach. Als Funktionär einer Randsportart steht er nicht im Rampenlicht - und hat dennoch viel zu erzählen.
Seit 27 Jahren hat er den Vorsitz bei Königsspringer Lemgo inne und ist seit 25 Jahren Vorsitzender des Schachbezirks Lippe. In seinem Elternhaus in Lemgo darf deshalb ein großes Schachbrett nicht fehlen. Obwohl er seine Partien häufig auch im Internet spielt.
- Alter: 66 Jahre
- Wohnort: Lemgo
- Beruf: Rentner
- Familienstand: verheiratet
- Hobbys: Schach und Angeln
- Funktionen: Vorsitzender Schachbezirk Lippe, Vorsitzender Königsspringer Lemgo, Vorsitzender Lemgoer Sportfischer Gemeinschaft
- Lieblingsplatz: Am Gartenteich, Nordsee
Haus, Garten, Wintergarten, Gartenteich – das ist ja eine richtige Idylle hier?
Wolfgang Reker: Und das mitten in der Stadt.
Sind Sie ein Stadt- oder ein Landmensch?
Reker: Ich bevorzuge eher die Stadt. Ich brauche ein bisschen Bewegung um mich herum. Im Kopf bin ich nicht alt geworden, ich fühle mich eher wie 30.
Wie beim Schach: Als Funktionär haben Sie viel um die Ohren, beim eigenen Spiel haben Sie die nötige Ruhe?
Reker: So könnte man es sagen. Seit dem ich aus dem Berufsleben raus bin, kann ich mich besser um die Belange der Vereine kümmern. Der Terminkalender ist heutzutage schon sehr voll.
Aber, wenn Sie die Zahlen aus dem Schach sehen, dürften Sie viel Freude an Ihrem „Job“ haben?
Reker: Eigentlich schon. Wir haben zurzeit im Schachbezirk Lippe 350 Mitglieder in zehn Vereinen. 100 davon sind unter 18 Jahre alt. OWL und NRW verzeichnen Rückgänge. Unsere Vereine leisten außerordentlich gute Jugendarbeit.
Wie machen Sie Kindern und Jugendlichen das Spiel schmackhaft?
Reker: Das läuft viel über Schulen. Viele finden so den Weg zu den Vereinen. Kinder kommen auch durch Werbung der Vereine zu uns, alle Klubs in Lippe sind hier sehr aktiv.
Die neuen Medien helfen sicherlich?
Reker: Das Internet ist von Vorteil. Darüber läuft die gesamte Kommunikation. Rangliste, Aufstellung, Vereinslisten und so weiter.
Und übers Internet sind auch Spiele möglich?
Reker: Auf jeden Fall. Auch morgens spiele ich die ein oder andere Partie. Denn: Rund um den Erdball, rund um die Uhr sind Spiele möglich. Im Netz sind so viele Schachspieler aktiv. Ich spiele meist eine „Blitz“-Partie, heißt, mit einer Bedenkzeit von drei bis fünf Minuten.
Hat das Brett ausgedient?
Reker: Nein. Alle Turniere müssen mit einem herkömmlichen Brett ausgetragen werden.
Der Bezirk Lippe kann stolz auf ein Aushängeschild wie Matthias Blübaum sein?
Reker: Auf alle Fälle. Er ist mit seinen 18 Jahren einer der jüngsten Großmeister überhaupt. Er spielt für den SV Werder Bremen in der Bundesliga, wohnt aber noch in Lemgo. Erst kürzlich hat er sich ins Goldene Buch der Stadt eintragen dürfen.
Jetzt habe ich nur positive Schlagzeilen mitnehmen dürfen. Das ist toll! Gibt es keine Probleme?
Reker: Probleme? Nein, eigentlich nicht. Sicher würden wir gern wachsen, um Schach in ferner Zukunft zu erhalten. Wir im Bezirk Lippe sind gut aufgestellt, haben eine aktive Vorstandsmannschaft.
Müsste Schach sich nicht ein wenig mehr öffnen? Ich denke da nur an so Begriffe wie Schweizer System oder DWZ (Deutsche Wertungszahlen). Ein Laie versteht diese nicht.
Reker: Die Wertungszahl errechnet sich aus Partien, gemessen am Gegner. Aber Sie haben Recht: Es ist schwer zu verstehen. Übrigens auch für Schachspieler. Darum gibt es auch extra einen eigenen DWZ-Beauftragten.
Sie blicken optimistisch in die Zukunft, was Ihre Sportart angeht - darf ich denn überhaupt beim Schachspielen von einer Sportart reden?
Reker: Klar! Schach ist als Sportart durch den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) anerkannt. Wenn einer mit dem Kleinkaliber auf eine Scheibe zielt, ist das auch Sport. Beim Schach müssen Sie sich fünf, sechs Stunden, vielleicht auch noch länger konzentrieren.
Aber eine Olympische Sportart ist das Schachspiel trotzdem nicht?
Reker: Leider noch nicht. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Medial wäre es nicht so gut zu verkaufen?
Reker: Das wird es sein. Nur mal für den Hintergrund: Es gibt eine Studie, die besagt, dass die schulischen Leistungen von Kindern, die Schach spielen, besser sind, als von denen, die kein Schach spielen.
Jetzt ein zweiter Versuch: Blicken Sie optimistisch in die Zukunft, was Ihre Sportart angeht?
Reker: Wichtig ist: Schach ist nur so gut wie die Organisation in den Vereinen. Wir brauchen weiterhin qualitätsmäßig gute Helfer, die Schach voranbringen. Dann bin ich optimistisch.
Das Interview führte LZ-Redakteur Oliver König.
Nächster Teil: Gottfried Dennebier (Fußball, FuL-Kreis Detmold).