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Ex-Sprecher der Deutschen Flugsicherung unter den Absturzopfern

77-Jähriger Luftfahrt-Fan war mit seiner Frau in der Unglücksmaschine

von Nicole Donath und Heiko Kaiser

Luftfahrtbegeistert: Dieter Rosse starb beim Unglück in Südfrankreich. - © Hanneforth
Luftfahrtbegeistert: Dieter Rosse starb beim Unglück in Südfrankreich. (© Hanneforth)

Werther. Erst waren es nur vage Vermutungen, inzwischen herrscht traurige Gewissheit in Werther (Kreis Gütersloh): Unter den Opfern der Unglücksmaschine befanden sich auch das Ehepaar Ursula (66) und Dieter Rosse (77). Beide in Werther beliebt und Teil des öffentlichen Lebens. Rosse hatte zum Fliegen eine ganz besondere Beziehung: Er war Fluglotse und bis zu seiner Pensionierung Ende der 90er Jahre Sprecher der Deutschen Flugsicherung.

Flugzeuge waren sein Lebenstraum. Gleich nach seiner Lehre machte der gebürtige Berliner am Flughafen Tempelhof die Eignungsprüfung als Fluglotse. Heimlich, wohlgemerkt, damit bloß die Eltern nichts merkten. Diese Prüfung bestand er damals mit Bravour, und so startete Rosse 1958 in Hannover seine Karriere.

Der Wertheraner war so begeistert von der Luftfahrt, so überzeugt – um so tragischer, dass er bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam. Seinen Nachfolger als Sprecher der Deutschen Flugsicherung, Axel Raab, traf die Nachricht vom Tod hart: „Er war ein wunderbarer Kollege. Ich habe ihn als Lotsen in Bremen kennengelernt.“ Der Kollege sei dann nach der Wende Leiter der Kontrolleinheit im Osten geworden. „Ihm oblag die Koordination mit der russischen Luftwaffe.“

2009 hatte Rosse selbst bei einer öffentlichen Veranstaltung über diese Zeit erzählt: Großes Verhandlungsgeschick war damals nötig – und die Fähigkeit, mit den russischen Luftwaffenoffizieren Wodka zu trinken, ohne sich zu betrinken. „Wir haben viel erzählt und zusammen gelacht. Er hat immer so von seiner Ulla geschwärmt“, sagt Raab. Michael Hann, Mitglied der Geschäftsführung der Deutschen Flugsicherung, erklärt für den Konzern: „Die Nachricht vom Tod unseres ehemaligen Mitarbeiters Dieter Rosse und seiner Ehefrau macht uns traurig und fassungslos.“

In Werther war Dieter Rosse mehr als zehn Jahre im CDU-Stadtverband aktiv, fünf Jahre davon als stellvertretender Bürgermeister. Er war Mitbegründer des Wertheraner Kinderfonds, im Heimatverein engagiert und in der Freiwilligen Feuerwehr. Seine Frau Ursula, mit der er in zweiter Ehe verheiratet war, arbeitete bis 2007 als Erzieherin.

„Kinder waren für mich immer wie kleine Pflanzen, die wir sichern und stärken“, hatte sie bei der Feier zu ihrer Entlassung gesagt. Wegen familiärer Bindungen reiste das Ehepaar öfter nach Barcelona. Dieter Rosse hinterlässt zwei erwachsene Söhne, Ursula Rosse eine erwachsene Tochter und eine Enkelin.

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