Höxter/Bielefeld. Die Ermittlungen zum Doppelmord in Höxter laufen weiter auf Hochtouren. Am Freitag haben die Ermittler mit der Sichtung der Gegenstände begonnen, die die Spurensicherung in den Tagen zuvor bereits aus dem Haus in die Scheune getragen haben. Mögliche Beweisstücke wurden aufgelistet und fotografiert.
Während die Arbeit am Bauernhaus im Höxteraner Stadtteil Bosseborn langsam vorangeht, gibt die Mordkommission nur wenig Neues an die Öffentlichkeit weiter. Viele Fragen werden „aus ermittlungstaktischen Gründen" von der Polizei nicht beantwortet. Für den Nachmittag beriefen der Staatsanwalt in Paderborn und die Polizei in Bielefeld eine gemeinsame Pressekonferenz ein. Es gab wenig zu sagen: Auf der „Opferhotline" hätten sich inzwischen 35 Frauen gemeldet, die Kontakt zu dem mutmaßlichen Doppelmörder Wilfried W. hatten.
Nach Angaben der Hessischen Niedersächsischen Allgemeinen stammt das Opfer Annika W. aus dem Stadtteil Dinkelhausen in Uslar (Kreis Northeim) im Weserbergland. Demnach habe Annika W. vier Jahre bis Ende Februar 2014 in einem Senioren- und Pflegeheim im Uslarer Land als Hauswirtschafterin gearbeitet. Sie galt dort als zuverlässig, pünktlich und engagiert.
Nachbarn der 33-jährigen Annika W. haben vor ihrem Umzug von Dinkelhausen nach Höxter ein Auto mit Höxteraner Kennzeichen in der Nähe ihrer Wohnung beobachtet.
Nach Angaben der Polizei hatten die Frauen auf Kontaktanzeigen reagiert, die Wilfried W. seit Jahren in nahezu allen deutschen Tageszeitungen, teilweise sogar in Tschechien, schaltete. Nach Informationen dieser Zeitung soll es in etwa 25 Fällen auch zu persönlichen Treffen gekommen sein. Allerdings sei keine der Frauen dabei misshandelt worden.
Nach Angaben der Bild hat sich auch eine 47-jährige Frau aus Minden bei der Polizei in Bielefeld gemeldet, die Kontakt mit Wilfried W. hatte. Die Mindenerin brach den Kontakt nach dem Austausch von Text- und Sprachnachrichten sowie Fotos mit Wilfried W. über den Kurznachrichtendienst „Whats App" jedoch im September 2015 nach einer Woche wieder ab.
Unterdessen berichtet der Spiegel in seiner aktuellen Ausgabe über Details der Vernehmung von Angelika W., der Ex-Frau und mutmaßlichen Komplizin von Wilfried W.
Demnach habe sie die meisten Misshandlungen an den Frauen selbst begangen. Ihr Ex-Mann habe sie nicht dazu gezwungen. Sie habe die Frauen gequält, weil sie geglaubt habe, dass Wilfried W. das von ihr erwarte. Es habe keiner konkreten Anweisungen bedurft. Eine der vielfältigen Torturen sei gewesen, den Opfern Gegenstände in die Vagina einzuführen.
Auch die Entsorgung der Leiche von Annika W., die im August 2014 in dem Haus von Wilfried und Angelika W. in Höxter nach Angaben der Ermittler an den Folgen eines Sturzes gestorben sein soll, habe sie weitgehend allein übernommen. Immer spät abends, nach 22 Uhr, habe sie die gefrorene Leiche mit einer Eisensäge und einem Beil zerkleinert und danach verbrannt. Wilfried W. habe einen CD-Player neben die Kühltruhe gestellt, um die Sägegeräusche mit Musik zu übertönen.
Ermittler der Mordkommission überprüfen außerdem zurzeit die Aussage von Angelika W., die erklärt hatte, die Leiche von Annika W. stückweise im Kaminofen verbrannt zu haben. Bei den Temperaturen, die hier erzeugt würden, sei eine rückstandslose Verbrennung von Knochen jedoch kaum möglich, erklärte ein Experte eines Krematoriums.
Die Mordkommission selbst wird nach Angaben der Polizei die Spurensuche in dem Höxteraner Folterhaus an diesem Wochenende nicht fortsetzen. Die Asservatenkammer im Polizeipräsidium Bielefeld sei nach Angaben einer Sprecherin bis oben hin mit Kisten voll. An der Vielzahl an Gegenständen müssen nun erst Spuren ausgewertet werden.