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Filterkaffee liegt wieder im Trend

Thomas Traue

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Mit den Melitta-Produkten Kaffee, Filtertüte und Filter wird eine Tasse Kaffee aufgebrüht. - © dpa
Mit den Melitta-Produkten Kaffee, Filtertüte und Filter wird eine Tasse Kaffee aufgebrüht. (© dpa)

2015 hat die Melitta-Gruppe ein sattes Umsatzplus von acht Prozent auf 1,436 Milliarden Euro erzielt. Für 2016 hatten Sie ein Wachstum auf vergleichbarer Basis angepeilt. Haben Sie das Ziel erreicht?

Jero Bentz: Das Geschäftsjahr 2016 ist sehr erfolgreich verlaufen. Erfreulich ist insbesondere, dass wir in fast allen Unternehmensbereichen erfolgreich waren und die Umsätze steigern konnten. Mit dem Verlauf und der Entwicklung sind wir daher mehr als zufrieden. Die genauen Zahlen können wir leider noch nicht verraten. Nur so viel vorab: das Jahr ist gut gelaufen.

Vor allem das Geschäft mit dem Muntermacher bereitete Melitta zuletzt viel Freude. Versüßte die Kaffee-Sparte erneut die Bilanz?

Volker Stühmeier: Ja, unsere weltweiten Kaffeegeschäfte haben auch im vergangenen Jahr wieder einen Rekordabsatz erzielt. Zu diesem Ergebnis trägt unsere Rösterei in Bremen ebenso bei wie unsere Kaffeegeschäfte in Brasilien und in den USA. Das Kaffeegeschäft ist für die gesamte Gruppe natürlich von erheblicher Bedeutung, gut 50 Prozent des Umsatzes der Melitta Gruppe stammt aus dieser Sparte.

Wie haben sich die anderen Bereiche geschlagen?

Stephan Bentz: Sehr zufrieden sind wir neben der Entwicklung beim Kaffee auch mit dem Bereich Kaffeezubereitung sowie mit unserem Nord- und Südamerika-Geschäft. Die Sparte Kaffeezubereitung hatte die Herausforderung zu meistern, sich neu zu sortieren, da wir das Produktsortiment optimiert haben und sich der Bereich nun ausschließlich auf Produkte für die Kaffee- und Teezubereitung fokussiert. Trotz dieser strukturellen Veränderungen, die neben dem Tagesgeschäft vorgenommen werden mussten, erzielte dieser Geschäftsbereich ein zweistelliges Wachstum. Das ist ein großer Erfolg.

Wie schaut es bei 100-Prozent-Tochter Cofresco aus, die zuletzt Einbrüche hinnehmen musste?

Stephan Bentz: Cofresco hat die positive Entwicklung weitergeführt. In vielen Ländern und Kategorien hat Cofresco seine Marktanteile halten, beziehungsweise ausbauen können. Insofern sind wir bei Cofresco wieder in der Spur. Wir haben hierzu aber auch sehr viele Aktivitäten entwickelt: Der Vertrieb wurde ausgedehnt, es sind zahlreiche Neuprodukte eingeführt worden und wir haben viel in TV-Werbung investiert.

Wie ist der Stand bei der Verlagerung der Folienproduktion nach Polen?

Stephan Bentz: Die Verlagerung läuft genau nach Plan. Wir haben die Prozesse aufgesetzt und produzieren derzeit noch an beiden Standorten. Aber im Laufe dieses Jahres werden wir immer mehr an unserem Standort Brodnica produzieren und die Herstellung in Minden schrittweise reduzieren. Die komplette Verlagerung verläuft planmäßig und wird im Herbst 2017 abgeschlossen sein. Wir sind mit der Umsetzung der Personalmaßnahmen sehr zufrieden, da wir viele der betroffenen Mitarbeiter intern weitervermitteln konnten. Hier bietet insbesondere auch die Produktionsverlagerung in der Sparte Melitta Professional Coffee Solutions aus der Schweiz an die Ringstraße für unsere Mitarbeiter interne Perspektiven.

Gibt es bei Cofresco mit Blick auf den Stellenabbau eine Regelung mit dem Betriebsrat?

Stephan Bentz: Ja, die gibt es. Wir sind mit dem Betriebsrat ja schon früh in die Gespräche gegangen und haben in einer sehr konstruktiven Zusammenarbeit viele unterschiedliche Modelle diskutiert. Aus unserer Perspektive können wir auf das erzielte Ergebnis sehr stolz sein, da alle Beteiligten durch gruppenweite Maßnahmen dafür gesorgt haben, dass wir möglichst viele Personen intern weiterbeschäftigen konnten. Nun sind wir in der letzten Phase der Maßnahmenplanung und sind sehr zuversichtlich.

Mit der Filtertüte ist das Familienunternehmen als Markenhersteller groß geworden. Doch in immer mehr deutschen Haushalten stehen inzwischen Vollautomaten. Schrumpft der Absatz der Tüte weiter?

Stephan Bentz: Die Filtertüte erlebt eine Renaissance. Wir beobachten, dass immer mehr Menschen wieder zur Filtertüte greifen und dabei insbesondere auch auf die Marke achten. Wir haben daher beim Filtergeschäft sowohl im Marktanteil als auch im Umsatz zugelegt.

In einigen Ländern gibt es einen „Trend zur Handfiltration". Profitiert Melitta davon?

- © Statista
Kaffeekonsum (© Statista)


Stephan Bentz: Von diesem Trend profitieren wir natürlich – wollen dies jedoch noch stärker nutzen und ausbauen. In vielen modernen Cafés gehört es mittlerweile zum selbstverständlichen Angebot, Pour-Over-Kaffee auszuschenken. Hier wird die Zubereitung zur Zeremonie und das mögen viele Kaffeeliebhaber. Sie holen sich diese Zeremonie dann auch gerne nach Hause.Und wer, wenn nicht Melitta, steht denn für diese Zubereitungsart?

Im Herbst 2015 haben Sie das „Strategiekonzept Melitta 2020" auf den Weg gebracht, mit dem Ziel, das Unternehmen schlanker aufzustellen. Wie lautet ihre erste Zwischenbilanz?

Volker Stühmeier:Wir sind mit der Umsetzung im Plan und haben die meisten unserer Projekte bereits abgeschlossen oder stecken tief in ihrer Umsetzung. Es gibt zweifellos noch einiges zu tun, aber wir spüren fast täglich, wie wichtig und richtig dieses Programm für unseren weiteren Erfolg ist.

Die Umstrukturierung sorgte für erhebliche Unruhe. Von rund 150 Stellenstreichungen, davon 90 in Deutschland, war die Rede. Gibt es hier bereits ein endgültiges Bild?

Stephan Bentz: Die Umstrukturierungen führten dazu, dass wir abbauen mussten. Aber: Es ist uns – wie schon erwähnt – auch hier gelungen, fast allen betroffenen Mitarbeitern einen neuen Arbeitsplatz in anderen Bereichen zur Verfügung zu stellen. Sobald wir in Kürze nach den finalen Gesprächen die endgültigen Zahlen wissen, werden wir darüber berichten.

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