„Aktivrente“: IHK Lippe fordert wenig Bürokratie

Kreis Lippe. Demnächst sollen Rentner mehr Geld dazuverdienen dürfen: Bis zu 2000 Euro sollen es steuerfrei im Monat sein. Das Bundeskabinett hat in der vergangenen Woche die &bdquo;Aktivrente“ auf den Weg gebracht. Doch ist die wirklich ein Schlüssel, um dem Fachkräftemangel zu begegnen?

Die &bdquo;Aktivrente“ ist ein Steuerfreibetrag für alle sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Rentenalter, ausgeschlossen sind also Selbstständige, Freiberufler und Beamte. Und sie gilt erst ab Eintritt in den Regelaltersruhestand, wie ein ehrenamtlicher Versichertenberater der Deutschen Rentenversicherung in Lippe im LZ-Gespräch betont. &bdquo;Für die vorgezogene Rente gilt das nicht.“ Zudem fallen weiterhin Abgaben für die Sozialversicherung an.

&bdquo;Der Bedarf an Beratung ist derart groß“, weiß der Ehrenamtler aus seiner täglichen Praxis. Und die Menschen seien immer sehr dankbar, wenn er ihnen hilft. Die &bdquo;Aktivrente“ als solche sei allerdings in den Beratungen bislang kein Thema gewesen, erklärt er. Die Frage nach einem möglichen Zuverdienst zur Rente komme jedoch häufig.

Zum einen fragten die Menschen aktiv danach, zum anderen erkläre er aber auch jedes Mal im Gespräch mit den Klienten, dass Rentner in Regelaltersrente mittlerweile unbegrenzt hinzuverdienen können, ohne dass die Rente gekürzt wird (für Erwerbsminderungsrenten gelten Zuverdienstgrenzen) - allerdings muss Geld bislang versteuert werden. Mit der &bdquo;Aktivrente“ gibt es dann eben einen Steuerfreibetrag beim Zuverdienst. Sprich: Wer mehr als diese 2000 Euro im Monat zur Rente dazuverdient, muss den Mehrbetrag versteuern.

Bitte: wenig Bürokratie, gut umsetzbar Der steuerfreie Hinzuverdienst soll zudem nicht den Steuersatz für das restliche zu versteuernde Einkommen erhöhen. Die Regierung erhofft sich zum einen, mit der &bdquo;Aktivrente“ Rentner zu begünstigen, die auf einen Zuverdienst angewiesen sind, andererseits einen Effekt im Hinblick auf den Fachkräftemangel.

Für Svenja Jochens, Hauptgeschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Lippe, ist die geplante &bdquo;Aktivrente“ ein richtiger Schritt. &bdquo;Die Beschäftigung älterer Menschen ist aus Sicht der IHK Lippe ein zentraler Baustein zur Fachkräftesicherung“, betont sie auf Nachfrage. Alle Potenziale, und gerade die der Älteren, müssten genutzt werden, um dem Fachkräftemangel zu begegnen.

Die &bdquo;Aktivrente“ bedeute für den Mittelstand, &bdquo;dass Wissen, Erfahrung und Verlässlichkeit länger im Unternehmen erhalten bleiben.“ Doch sie hat auch Forderungen für die Ausgestaltung: Die &bdquo;Aktivrente“ sollte &bdquo;bürokratiearm gestaltet und einfach für die Unternehmen umsetzbar sein. Außerdem sollte die &bdquo;Aktivrente“ auch für Selbstständige geöffnet werden.“ Die Neuregelung zur &bdquo;Aktivrente“ soll am 1. Januar 2026 in Kraft treten.

Kritik vom Sozialverband VdK Der Sozialverband VdK kritisiert die Pläne zur &bdquo;Aktivrente“ jedoch auch. In einer Mitteilung erklärt VdK-Präsidentin Verena Bentele: &bdquo;Die Mehrheit der älteren Menschen, die im Ruhestand weiterarbeiten, werden von der &bdquo;Aktivrente“ nicht profitieren. Sie sind entweder selbstständig tätig oder machen dies als Minijob.“ Dieser steuerliche Anreiz für ältere Erwerbstätige steht nicht nur in einem großen Widerspruch zur aktuellen Welle von Entlassungen in großen Unternehmen, die vor allem Ältere trifft.

Auch Seniorinnen und Senioren, die wegen Krankheit, der Pflege von Angehörigen oder körperlich schwerer Arbeit nicht bis zur Regelaltersgrenze arbeiten können, werden von den geplanten Maßnahmen der Koalition nicht erreicht.

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