Detmolder Traditionsbetrieb in finanziellen Nöten - warum Taxi Limberg dennoch weiterfährt

Detmold. Seit 1997 gehören die Fahrzeuge vom Taxiunternehmen Limberg fest zum Detmolder Stadtbild. Seien es Krankenfahrten, regelmäßige Einkaufstouren oder einfach die Fahrt von einer Party zurück nach Hause: Für viele Kunden war und ist Limberg der Transportdienst ihrer Wahl. Doch hinter den Kulissen steht der Betrieb spätestens seit dem Tod von Inhaber Thomas Limberg im vergangenen August unter massivem Druck. Finanzielle Belastungen aus den letzten Jahren, steigende Kosten und der Ausfall des Chefs haben das Unternehmen an den Rand seiner Möglichkeiten gebracht.

Mit der Pandemie verschärfte sich die Lage. Wegen der Ausgangssperren habe es kaum Fahrten und dementsprechend wenig Einnahmen gegeben, erinnert sich Ehefrau Elke Limberg, die das Taxiunternehmen nach dem Tod ihres Mannes nun weiterführt. Fixkosten hätten aber weiterhin bezahlt werden müssen. &bdquo;Wir haben während dieser Zeit unsere gesamten Ersparnisse verloren“, sagt Limberg. Die reichten jedoch nicht; das Unternehmen war bald auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Die damals beantragten Coronahilfen müssen mittlerweile zurückgezahlt werden, eine Summe von rund 16.000 Euro. Doch damit nicht genug.

Ehefrau hält Betrieb am Laufen Es sammelten sich finanzielle Verpflichtungen an, die das Unternehmen zunehmend belasteten. So wurden etwa Reparaturen aufgeschoben, weil gerade kein Budget da war. Als ihr Mann schwer erkrankte, blieben laut Elke Limberg viele weitere wichtige Entscheidungen unausweichlich liegen. Zahlungsverpflichtungen, etwa ans Finanzamt oder für Ratenkredite, wurden zur Nebensache. Elke Limberg pflegte ihren Mann zu Hause und musste zugleich den Taxibetrieb am Laufen halten. Nach dem Tod ihres Mannes übernahm sie ein Unternehmen, das zu dem Zeitpunkt bereits deutlich in finanzielle Schieflage geraten war.

&bdquo;Mein Mann hat mir viele Altlasten hinterlassen, zum Beispiel Steuerschulden von 2018 und 2019 in Höhe von 23.000 Euro, dazu noch viele kleinere ausstehende Nachzahlungen aus anderen Jahren.“ Die Forderungen häuften sich. Zu allem Überfluss hätten von den elf Fahrzeugen im Fuhrpark gleich sechs umfangreich repariert werden müssen, weil deren Wartung vernachlässigt worden sei. &bdquo;Von vielen Dingen hat mir mein Mann gar nichts erzählt. Ich denke, er wollte mich damit nicht belasten“, sagt Elke Limberg.

Von den meisten Altlasten erfuhr sie erst, als sie selbst Einblick in die Bücher bekam. Sie musste weitere Kredite aufnehmen, ihr Haus für rund 70.000 Euro belasten, um sich etwas Luft zu verschaffen. Denn: Auch Lohnerhöhungen, ausgelöst durch gestiegene Mindestlöhne und tarifliche Anpassungen im Taxigewerbe belasteten den Betrieb. &bdquo;Die Lohnerhöhungen in dieser Zeit haben enorm reingeschlagen, ich musste deswegen leider auch ein paar Leute entlassen“, sagt Limberg und macht anschließend ihrem Ärger Luft: &bdquo;Der Staat macht vor allem kleinen und mittelständischen Betrieben das Leben schwer.”

Löhne kommen nicht mehr pünktlich Auch an den rund 40 Mitarbeitern, die aktuell noch für Taxi Limberg arbeiten, geht die Krise nicht spurlos vorbei. Einige erhalten ihren Lohn nicht mehr pünktlich, so wie es bislang der Fall war. Für manche ist das ungewohnt, für andere verkraftbar. Trotz der Widrigkeiten halten die allermeisten Mitarbeiter Elke Limberg die Treue: &bdquo;Gott sei Dank habe ich so tolle Leute, die jetzt auch auf ihre Gelder warten“, sagt sie. &bdquo;Mein Stammteam habe ich hinter mir. Jetzt arbeiten wir alles peu à peu ab.“

Trotz aller Schwierigkeiten denkt sie nicht ans Aufgeben. &bdquo;Mir wurden wirklich Felsbrocken in den Weg gelegt“, sagt Limberg. &bdquo;Aber die Firma ist das Erbe meines Mannes.“ Dazu komme der persönliche Bezug: Das Haus, in dem sie lebt, beherbergt zugleich die Zentrale des Betriebs. &bdquo;Ich will mein Haus nicht verlieren, da hängt man dran.“ Dass viele ihrer Mitarbeiter sie explizit gebeten haben, weiterzumachen, spielt ebenfalls eine Rolle. &bdquo;Meine Leute motivieren mich“, sagt sie und bedankt sich bei all denen, die ihr bislang zur Seite gestanden haben: &bdquo;Wenn ich den Jackpot im Lotto gewinnen würde, bekäme jeder von ihnen etwas ab.“

Zusammenhalt ist trotz allem groß Einer dieser Menschen ist Disponentin Olga Malzew-Flohr. Seit drei Jahren ist sie im Unternehmen und hat miterlebt, wie sich die Lage nach dem Tod des Inhabers zuspitzte. &bdquo;Frau Limberg stand wirklich vor einem Scherbenhaufen“, sagt sie. Für Malzew-Flohr selbst war die familiäre Atmosphäre im Betrieb und der kollegiale Umgang ausschlaggebend, trotz der Krise dortzubleiben. &bdquo;Ich habe hier meine Bestimmung gefunden.“ Aus dieser Verbundenheit heraus entstand schließlich die Spendenaktion, die das Team gemeinsam plante und nach Rücksprache mit der Geschäftsführerin schließlich im Internet veröffentlichte. &bdquo;Die Firma Limberg ist ganz anders als andere Taxiunternehmen, hier geht alles viel menschlicher zu. Deswegen haben wir Mitarbeiter überlegt, wie wir helfen können“, sagt Malzew-Flohr.

110.000 Euro fehlen dem Betrieb nach eigenen Angaben aktuell, um wieder in sichere Fahrwasser zu gelangen. Damit könnten die allermeisten Altlasten getilgt werden und dem Unternehmen Zeit verschafft werden, sich zu stabilisieren. Die Arbeit geht weiter, Tag für Tag. &bdquo;Wir haben gut zu tun“, sagt Limberg. Die Lage bleibt aber angespannt, gerade das Geld für die Auftragsfahrten komme wegen der Zahlung auf Rechnung erst zeitverzögert. Was aus Taxi Limberg wird, ist offen. Aber der Betrieb zeigt, dass er nicht bereit ist, sich von seiner Krise überrollen zu lassen. Limberg selbst bringt es schlicht auf den Punkt: &bdquo;Ich kämpfe weiter, für das Andenken an meinen Mann und für meine Leute.“

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