
Detmold. Opernsänger müssen wesentlich disziplinierter leben als ihre Musical-Kollegen. Dafür haben sie den spannenderen Job: So denkt Eva Bernard – und sie hat Beides erlebt. Ab Herbst steht die Sopranistin in Detmold auf der Bühne.
„Eigentlich wollte ich immer Schauspielerin werden“, erzählt Eva Bernard. Schon während ihrer Schulzeit verdingt sie sich als Statistin an den Bühnen ihrer Heimatstadt München, „an den Kammerspielen, dem Residenztheater“, zählt sie auf. Als ihr nach einer Gesangseinlage in einer Schultheateraufführung ein Lehrer rät, ihre Stimme ausbilden zu lassen, spielt sie zwar schon seit vielen Jahren Geige, hat aber ans Singen noch nie gedacht. Dann schon eher ans Tanzen. Schauspiel, Tanz, jetzt auch noch Gesang – da ist der Entschluss, sich zur Musical-Darstellerin ausbilden zu lassen, nur noch einen winzigen Schritt entfernt.
Heute sagt sie allerdings: „Musical ist simpler, monotoner, jeden Abend dasselbe. Und ich bin dort deutlich stärker Teil einer Maschinerie als in der Oper – in der Oper kann ich viel mehr selbst mit gestalten.“
Eva Bernard kann beides beurteilen, weil sie in beiden Genres gearbeitet hat und heute nach wie vor große Lust hat, in Musicals aufzutreten. Sie absolviert nach ihrer Musicalausbildung ein Gesangsstudium an der Hochschule Augsburg/Nürnberg und wird noch während des Studiums ans Landestheater Linz engagiert. Weitere Gastspiele führen die Sängerin ans Tiroler Landestheater Innsbruck, nach Klagenfurt, Heidelberg, Osnabrück, Freiburg, Wiesbaden und an die Oper Leipzig.
Eva Bernard wird zudem sechs Jahre lang festes Ensemblemitglied am Theater Aachen, dort lernt sie ihren Mann, ebenfalls einen Sänger, kennen. Und das hat auch zur Folge, dass das Theater für kurze Zeit eine etwas kleinere Rolle in Eva Bernards Leben spielt: Sie bekommt zwei Kinder, die jetzt zwei und fast fünf Jahre alt sind. Außerdem hat die Sängerin eine 18-jährige Tochter.
„Sie kommt nicht mit uns nach Detmold, sondern zieht in Nürnberg in eine WG. Das ist gerade sehr aufregend“, erzählt sie. Eltern sein und auf der Opernbühne stehen: Das ist eine Kombination, die Eva Bernard und ihrem Mann viel Organisationstalent abverlangt. „Aber wir sind ein gutes Familien-Team. Und ich glaube, ich bin überhaupt nicht – wie es Sängerinnen ja gerne nachgesagt wird – kapriziös. Das kann ich mir als Mutter gar nicht leisten.“ Eva Bernard lacht.
Aber zurück zum Lebenslauf: Eva Bernard schafft es bis ins Finale des Operalia World Opera Contest von Placido Domingo und sie besucht Meisterkurse bei Christa Ludwig, Brigitte Fassbaender und Thomas Quasthoff – ihr erster Kontakt mit Detmold. Ihren Bühnen-Einstand am Detmolder Landestheater gibt sie in Puccinis „La Bohème“, und zwar als Mimi – nachdem sie bereits etwa 30 Mal die Musetta leidenschaftlich gern gesungen hat.
„Für mich ist der Umzug nach Detmold auch mit einem sängerischen Fachwechsel verbunden“, erzählt Eva Bernard: „Von der Königin der Nacht und leichten lyrischen Partien geht es zu nun großen lyrischen Rollen mit Richtung ins dramatische Fach.“
Generell hat sie eine große Liebe zu „La Bohème“. „Das war die allererste Oper, die ich überhaupt gesehen habe, da war ich 14. Die Musik hat mich überwältigt, die Handlung tief berührt. Ein geniales Werk“, sagt die Sopranistin – deren Liebe ganz klar der Bühne gehört und nicht ganz so sehr dem Konzertpodium. „Ich bin ein richtiges ,Theatertier!“
Abseits der Bühne schätzt die Sängerin übrigens tolle Filme, gutes Essen und guten Wein. Sehr wichtig sei für sie die Suche nach der Leichtigkeit des Seins in ihrem Leben. Das gelinge manchmal mehr, manchmal weniger.