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Landestheater will zeitgemäßen Faust auf die Bühne bringen

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Faust: So sieht der Plakatentwurf von Grafiker Michael Hahn zur Landestheater-Produktion aus. - © Repro: LZ
Faust: So sieht der Plakatentwurf von Grafiker Michael Hahn zur Landestheater-Produktion aus. (© Repro: LZ)

Detmold (Nv). Faust ist ein recht unangenehmer Geselle, sein Gegenspieler Mephisto alles andere als ein Einflüsterer. Die Landestheater-Premiere am morgigen Freitag zeigt Goethes Schauspiel aus der Sicht von Regisseur Jasper Brandis.

Information
Die Premiere beginnt am Freitag, 2. Oktober, um 19.30 Uhr. Weitere Vorstellungen: 14., 23., 24., 28. und 31. Oktober. Tickets gibt es unter anderem in den Geschäftsstellen der LZ und unter 05231-911113

„Faust ist ein Terrorist, Gretchen eine Terroristin“ konstatiert Brandis. Während „Bildungsbürger“, die den zweiten Teil der Tragödie studiert haben, der ersten Behauptung zustimmen, bleibt die Frage nach dem weiblichen Part offen. „Doch“, sagt der Regisseur, „beide haben den Wunsch, aus dem Kerker ihrer Existenz auszubrechen. Und beide sind bereit, alles dafür auf radikale Weise zu opfern.“ Zerstörerisch sei das Paar eben in seiner Unbedingtheit.

Bei solchen selbstbestimmten Charakteren fällt Mephisto aus der Rolle des teuflisch bösen Einflüsterers heraus. Denn er hält den hier Agierenden lediglich den Spiegel vor. Außerdem kommt ihm Faust mit seinen übermäßigen und unmäßigen Wünschen immer zuvor. Eher will Mephisto seinem Gott beweisen, dass die Menschen zerstörerisch sind.

Und so tummele sich eine Menge fieser Gestalten – unter anderem die korrupte Marthe Schwerdtlein und der vom Krieg verrohte Valentin – auf der von Andreas Freichels eingerichteten Bühne. Sie ist mit Elementen des Puppenspiels versehen, das der alten Faust-Sage zugrunde liegt. Eine besondere Perspektive soll sich durch die „Bühne auf der Bühne“ ergeben – Spielfläche für „einen intellektuellen Gewalttäter und eine emotionale Täterin“ sowie ein Panoptikum menschlicher Schwächen.

Die Kostüme sind eher zeitlos-abstrakt, Musik wird sparsam verwendet. Denn der Schwerpunkt soll auf der Sprache und auf den durch sie vermittelten Gedanken liegen. Gestrichen hat Chefdramaturg Dr. Christian Katzschmann die Szenen in Auerbachs Keller sowie den Besuch des Schülers in der Studierstube des alten Faust. Hochschul-Persiflagen aus Goethes Zeit gelten eben als überholt.

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