
Detmold. Cellist Nicolas Altstaedt ist ein international sehr gefragter und prämierter Solist. Außerdem ist er künstlerischer Leiter des Kammermusikfestes Lockenhaus. In Detmold spielt er mit dem nicht weniger renommierten Pianisten Alexander Lonquich am Dienstag, 9. Februar, ab 19.30 Uhr ein Meisterkonzert im Konzerthaus der Musikhochschule in Detmold.
Studiert hat Nicolas Altstaedt, seinerzeit in Gütersloh lebend, als Jungstudent in Detmold, und zwar von 1996 bis 2001. Danach gehörte er zu den letzten Schülern von Boris Pergamenschikows an der Hanns Eisler Hochschule in Berlin. Die LZ sprach mit ihm.
Herr Altstaedt, wenn Sie nach Detmold zurückkehren, wo sie als Jungstudent waren und nun ein Meisterkonzert geben – wie fühlt sich das an?
Nicolas Altstaedt: Detmold bleibt für mich immer ein Ort, an dem sehr viel Geist weitergegeben wird. Es ist ein Ort des Geistes, mit dem ich nach wie vor sehr viel verknüpfe und der mich geformt hat. Ich habe der Hochschule viel zu verdanken, sie war stets ein Quell meiner Inspiration. Hier konnte man sich wirklich auf die Musik fokussieren und wurde nicht abgelenkt – zudem ist das Palais architektonisch sehr schön und die Hochschule wunderbar gelegen.
Auf dem Programm des Konzertes stehen Fauré, Beethoven und Rachmaninov – dabei heißt es, Ihnen liege die Neue Musik sehr am Herzen...
Altstaedt: Es sollte eigentlich noch von Webern auf dem Programm stehen. Das mochte der Veranstalter leider nicht. Aber natürlich ist es so, dass Neue Musik auf der Alten aufbaut und man erst das eine verstehen muss, um das andere zu begreifen. Wichtig finde ich die Frage: Wie gut ist die Musik? Mozart hat zu seiner Zeit viel mutigere Dinge gewagt als manch zeitgenössische Komponisten. Alte und neue Musik gab es zu jeder Zeit – ebenfalls gute und schlechte. Arnold Schönberg hat gesagt „Ich bin konservativ: Ich erhalte den Fortschritt."
Ich spreche das an, weil Sie gesagt haben, dass Sie den Unterschied zwischen Alter und Neuer Musik nicht verstehen. Warum nicht?
Altstaedt: Das ist richtig, ich verstehe diese Kernfrage nicht. Jede Musik ist zu ihrer Zeit neu gewesen. Und ältere Musik kann auch heute noch neu klingen und Neues zu sagen haben. Wenn ich Musik als „Alt" bezeichne, klingt es doch, als habe sie nichts Neues zu bedeuten. Was wiederum auch für einige Neue Musik gilt.
Sie sind auch künstlerischer Leiter, verfügen über eine enorme Spannbreite im Repertoire und sind sehr viel international tätig. Muss man als Solist heute so breit aufgestellt sein?
Altstaedt: Man muss in erster Linie gut machen, was man tut. Natürlich verhält es sich so, dass sich das Repertoire für das Cello über etwa sechs Jahrhunderte erstreckt. Ein Pianist findet allein in einem Jahrhundert so viel Material, dass es für ein ganzes Leben reicht. Andererseits habe ich mich immer sehr für alles interessiert – ich wollte überall jeweils einmal hineinschauen, um zu sehen, was es dort so zu entdecken gibt. Aber natürlich muss man nicht so sein wie ich. Es gibt Musiker, die sich zum Beispiel nur auf Beethoven beschränken und gerade durch diese Fokussierung sehr viel zu sagen haben.
Als Solist spielen Sie selbst, als Festivalleiter lassen Sie spielen. Worin liegt für Sie der Unterschied oder das Gemeinsame?
Altstaedt: Nun, als Festivalleiter wie als Solist geht es mir darum, Neues zu schaffen. Alles ist eine Uraufführung – auch bei einem Festival. Ich suche nach Programmen, die es so noch nicht gegeben hat. Und ich möchte Themen finden, die jeden berühren und diesen mit den Mitteln der Kunst nachspüren. Im ersten Programm beim Kammermusikfestival in Lockenhaus ging es um Metamorphosen Zum Beispiel um die Frage, wie klingt eine Passacaglia bei diesem, wie bei jenem? Letztes Jahr war das Thema: „Der Volkston".
Wirkt sich diese Arbeit auf Ihr eigenes Spiel aus?
Altstaedt: Absolut. Das inspiriert mich. Es ist wie eine Schule. Wenn ich mich etwa für ein Programm mit Haydn intensiv befasse, merke ich, was da eigentlich alles passierte und passiert. Das hat einen großen Einfluss auf das Spiel. Dabei geht es gar nicht so sehr um das Wissen und die Analyse. Es geht um Empfinden und Sensibilität. Nur so wird man im Spiel besser. Pures Wissen reicht nicht.
Tickets für das Meisterkonzert zu 32, 27 oder 22 Euro (ermäßigt 16, 13,50 oder 11 Euro) gibt es im Haus der Musik.