Detmold. Feuchte Hände, rote Gesichter, aufgeregtes Gewimmel: In der Hochschule für Musik herrscht knisternde Hochspannung. Hier geht der 53. Landeswettbewerb „Jugend musiziert" über die Bühne, der damit zum ersten Mal in Detmold stattfindet. Seit Freitag stellen sich rund 1.100 junge Musik-Talente aus ganz NRW dem Urteil der Jurys.
Zwischen 10 und 21 Jahre alt sind die Teilnehmer, und alle sind bereits Gewinner: Sie haben sich in den Regionalausscheidungen durchgesetzt und vertreten ihre Kreise nun auf Landesebene. In diesem Jahr sind Streichinstrumente, Schlagzeug und Pop-Gesang in der Solo-Wertung, in der Ensemblewertung sind unter anderem die Kategorien Klavier-Kammermusik, Alte Musik und Zupf-Ensemble an der Reihe.
Und Vokalensemble – unter ihnen: Alexa Pieroth (17) und Lisa Trentmann (18) aus Münster. In der Kapelle im Palais der Musikhochschule singen sie sich ein, nehmen sich kritische Passagen noch einmal genau vor. „Ich bin diesmal gar nicht so aufgeregt. Unsere Erwartungen sind schon erfüllt, weil wir den Regionalwettbewerb gewonnen haben", sagt Alexa Pieroth. „Jetzt geben wir hier unser Bestes und wollen einfach Spaß haben."
Die Jurys setzen sich aus Fachleuten aus Hochschule, Rundfunk und Musikschule zusammen. Unter den insgesamt 100 Juroren sind auch zwölf Professoren der Detmolder Musikhochschule, die den Wettbewerb in Kooperation mit der Stadt Detmold und dem Landesmusikrat NRW ausrichtet. Für letzteren ist als Projektleiter Michael Bender vor Ort. „Das sind tolle Bedingungen hier in Detmold", sagt er. „Lauter schöne Säle, außerdem ist alles fußläufig zu erreichen." Dass Detmold nicht gerade zentral liegt – kein Problem, findet Bender: „Wir haben das jetzt seit zig Jahren am Rhein gemacht, und die Lipper und Ostwestfalen haben sich nie beschwert. Jetzt sollen die Rheinländer mal hierher kommen."
Das werden sie noch bis einschließlich Dienstag, 8. März, so lange läuft der Wettbewerb. Am Samstag, das ahnt Bender, wird es noch mal richtig wuselig. „Dann kommen die Kleinen, die Zehn-Minuten-Kinder", sagt er lachend. Zehn Minuten Programm müssen sie bieten, und von diesen Einheiten – klar – passen mehr in einen Tagesplan als von den 20-Minuten-Programmen der älteren Teilnehmer.
Ihres haben Alexa Pieroth und Lisa Trentmann soeben absolviert. In letzter Sekunde habe die Nervosität doch noch zugeschlagen, erzählen sie. „Vor der Jury zu singen, ist eben doch noch mal anders." Aber es sei gut gelaufen, sie sind zufrieden. Und machen sich direkt auf den Rückweg nach Münster – über ihr Ergebnis werden sie sich abends per Internet informieren. Dann werden sie auch wissen, ob sie zu jenen zählen, die sich für den Bundeswettbewerb vom 12. bis 19. Mai in Kassel qualifiziert haben.
Die jüngsten Musiker geben am Samstag, 5. März, ab 19.30 Uhr im Konzerthaus ein Konzert, das vom WDR mitgeschnitten und im Kinderradio-Kanal übertragen wird. Der Eintritt ist frei – genau wie der zu den öffentlichen Vorspielen.
Die künftige Klientel im Blick
Kommentar von LZ-Redakteurin Barbara Luetgebrune
Zum 53. Mal geht „Jugend musiziert" in diesem Jahr über die Bühne – erstmals fällt die Entscheidung auf NRW-Landesebene in Detmold. Der Wettbewerb, der der Förderung junger Musik-Talente dient und ihnen die Chance gibt, ihre Leistungen mit denen anderer zu messen, verlangt den Teilnehmern eine Menge ab. Dennoch ist er schwer beliebt: 2015 hatte „Jugend musiziert" deutschlandweit mehr als 20.000 Teilnehmer.
Eine Leistungsschau für den Nachwuchs, die schon mal Sprungbrett für große Musiker-Karrieren sein kann. Natürlich wird nicht jeder Preisträger ein Star – aber das Prädikat kann Türen öffnen, etwa bei der Bewerbung um einen Studienplatz an einer Musikhochschule. Viele Teilnehmer schlagen später die Profi-Laufbahn ein.
Und hier bietet der aktuelle Wettbewerb eine große Chance für die Detmolder Hochschule, die es nicht immer leicht hat, sich in der Gunst der Studierenden gegen ihre Pendants in Großstädten zu behaupten. Die Teilnehmer, die aus Aachen, Köln oder Düsseldorf anreisen, haben die Gelegenheit, Ambiente und Charme der Detmolder Einrichtung zu erleben und erhalten Einblick in die guten Studienbedingungen. Dass der Kontakt zu dieser Klientel erfolgversprechend ist, hat man in Detmold früh erkannt: Zum zwölften Mal richtet die Hochschule in diesem Jahr die Sommerakademie für die Bundessieger des Wettbewerbs aus.