Detmold. In der Opernschule der Hochschule für Musik laufen die Proben auf Hochtouren. Genaues Timing, Textverständlichkeit, eine klemmende oder offen stehende Tür und die Applausordnung sind nur einige Baustellen. Am Dienstag ist Premiere der Oper „Il Campiello" (Das Plätzchen) von Ermanno Wolf-Ferrari im Sommertheater. Da muss alles stimmen.
Gleich sechs der zehn Solisten absolvieren ihre Abschlussprüfung. Das Bühnenbild hat Nora Hackländer, Studentin an der Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur, konzipiert. Regie führt Prof. Thomas Mittmann, dem der 16-jährige Schüler und Nachwuchsregisseur Ruben Michael als Assistent zur Seite steht.
Musikalisch ersetzt Prof. Fabio Vettraino ein ganzes Orchester. Der gebürtige Italiener versteht die Originalsprache der Oper. Sie nutzt jedoch einen venezianischen Dialekt, der selbst Vettraino schwer fällt. Daher wird sie in Detmold in Deutsch mit leicht bayerischer Mundart aufgeführt.
Der Komponist Ermanno Wolf-Ferrari (1876-1948), eigentlich Hermann Friedrich Wolf, besitzt venezianische und bayerische Wurzeln. Er studierte in Rom und in München bei Joseph Rheinberger. Durch die Wiederbelebung der Opera buffa mit neuzeitlichen, aber keineswegs avantgardistischen Mitteln erzielte er Erfolge. „Il Campiello" hatte 1936 an der Mailänder Scala Premiere. Das Werk ist durch Ensembleopern Mozarts und Verdis beeinflusst und nutzt leicht impressionistische Klangfarben. Ein kurzweiliger Opernspaß mit großem Unterhaltungswert.
Das Libretto von Mario Ghisalberti basiert auf einer Komödie des Venezianers Carlo Goldini (1707-1793), die 1756 für den Karneval in Venedig geschrieben wurde. Die Handlung der Oper spielt auf einem Vorplatz in Venedig, der die einzigartige turbulente venezianische Atmosphäre einfängt. Auf Balkonen stehen Frauen wie in Schaufenstern und werden von auf dem Platz stehenden Verehrern umgarnt.
Das Original sieht ein Ballett als Höhepunkt vor, das durch Ensembletänze des Chores kompensiert wurde. Ein besonderer Blickfang sind zwei Witwenrollen, die der Komponist mit Männern besetzt hat. Für die Rolle der Dona Cate, der Mutter von Lucieta, wurde eigens der australische Tenor John Pickering eingeflogen. Er ist seit 2012 Rentner, sein Herz schlägt für den künstlerischen Nachwuchs, dem er seine langjährige Erfahrung gerne weitergibt.
Die zweite Witwe, Dona Pasqua, spielt Tenor Xiao Zhang, der damit seine Bachelorprüfung bestreitet. Er kommt aus der Gesangsklasse von Prof. Markus Köhler. Weitere Prüfungsabsolventen des gleichen Lehrers sind Bariton Niklas Clarin (Bachelor), Sopranistin Shuang Shi und Tenor Hojong Song (beide Master); aus der Klasse Gerhild Romberger kommt Sopranistin Lea Maria Kruse (Bachelor) und aus der Klasse Lars Woldt/Martin Christian Vogel Bassist Bartolomeo Stasch (Master).
Die Oper „Il Campiello" ist am Dienstag und am Mittwoch, 8. Februar, jeweils ab 19.30 Uhr im Detmolder Sommertheater zu sehen. Karten kosten 7,50 Euro. Studierende und Schüler zahlen nichts.