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Ex-Landestheater-Schauspieler Roman Weltzien gastierte in Detmold

Auf der Bühne seiner alten Wirkungsstätte präsentiert er allerlei Absurditäten. Den Zuhörern gefällt’s

Thomas Krügler

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Roman Weltzien lässt auf der Bühne kaum ein Thema aus, über das er sich kritisch lustig macht. - © Thomas Krügler
Roman Weltzien lässt auf der Bühne kaum ein Thema aus, über das er sich kritisch lustig macht. (© Thomas Krügler)

Detmold. Bis zur vergangenen Spielzeit war Schauspieler Roman Weltzien (38) Ensemblemitglied des Landestheaters. Nun lebt er mit seiner Familie in Dessau und widmet sich der Comedy. Mit seinem Soloprogramm „Brainwashed! Mein Gehirn macht mich fertig" hat er rund 200 Gäste des Landestheaters unterhalten.

Der Einstieg war bemüht: Er kam aus der Orchesterloge und bat um begeisterten Applaus, um auf die Bühne zu kommen, da er am Vortag zu lang sein Comeback in Detmold gefeiert hätte. In schnellem Sprechtempo und großer Dynamik verbreitete er alternative Fakten, die das Gehirn verkleistern.

Denn darum ging es schließlich. Welcher Gedankenmüll verseucht tagtäglich unser Denken? „Unser Kopf wird solange mit Informationsgülle gefüllt, bis braunes Zeug aus dem Mund quillt", meint er. Eigentlich wollte er ja nicht über Ikea, Trump und DB sprechen. Die Verspätungsansagen der Bahn waren dann doch ein Thema.
Den Unterschied zwischen Flug- und Zugbegleiterinnen sah er im Übergewicht der „Ticket-Uschis".

Auch die Rückseite des Fahrscheins weckte sein Interesse. Auf dem steht, dass Thermopapier nicht mit Licht und Fetten in Berührung kommen darf. „Wie soll man korpulenten Schaffnerinnen dann den Schein geben?"
Weltzien treibt absurde Banalitäten des deutschen Alltags auf die Spitze.

Seine schauspielerischen Fähigkeiten kamen im zweiten Teil ins Spiel, wo er gelungen einen Betrunkenen auf der Bühne parodierte oder einen Nazi vor einem Papagei porträtierte, der den Holocaust zwar leugnen aber nicht buchstabieren konnte. Der Papagei hatte einen größeren Wortschatz als der Nazi, bemerkt er.

Weltziens Auftreten ist unspektakulär. In Alltagskleidung kommt er mit Turnschuhen auf die Bühne, geht redend hin und her oder sitzt auf einem Stuhl, wenn er aus seinem Tagebuch zufällig aufgeschnappte Dialoge in Jugendjargon zitiert. „Hör auf, meinen Kopf zu ficken, du Vorhaut" oder „Chill deine Base, du Mango" sind da noch harmlose Wendungen. Er fragt sich, wie diese Menschen wohl in 50 Jahren sprechen und gibt eine Kostprobe als „Bischof Kevin" nach seiner Wahl zum Papst: „Ich hätte nie gedacht, in den Recall zu kommen und danke meinen Homies – voll geil!"

Den Stoff für seine Comedy findet er im Fernsehen oder auf der Straße, in genauen Beobachtungen und merkwürdigen Begebenheiten, die er notiert und verarbeitet. Fernsehköche haben es ihm angetan, die sich wie Küchenschaben vermehren. Besonders Horst Lichter, der mit seiner „gezwirbelten Schenkelbürste" in die Kamera grinse, bekam sein Fett weg. Da wird das Kotelett nicht geklopft, sondern „plattiert". In Großstädten gebe es jetzt Insektenrestaurants.

Weltzien wartet darauf, dass Fußpilz als „Pfifferling von Morgen" angeboten wird. Essen ist nicht mehr Sex der Alten, sondern zum Gaumensex verkommen. Mit dem Charme eines Hobbits und der schmutzigen Phantasie eines Orks kämpfe er gegen den Alltagswahnsinn. „Essen wie bei Muttern" ist für ihn keine Werbung, sondern wecke eher die Assoziation von Schnitzeln, die unter den Armachseln plattiert wurden, was das Würzen erspare.

Auch Musik sei ein Träger überflüssiger Informationen, die den Geist verdummen. Kinder, die das Lied „Fuchs, du hast die Gans gestohlen" singen, würden später garantiert Amokläufer. Und ein Kuckuck singt nicht „Simsalabim bambasala dusala dim", es sei denn, er ist Moslem. Und was machte der Jägersmann? Er schoss den armen Kuckuck tot. Ein islamistischer Kuckuck wird also von einem deutschen Jägersmann erschossen. So entschlüsselte Weltzien das geheime Terrornetzwerk von Singvögeln. Das Publikum fühlte sich bestens unterhalten und gab viel Applaus.

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