Detmold. Das preisgekrönte Schauspiel „Vater (Le Père )“ von Florian Zeller feiert am Donnerstag, 16. November, Premiere im Grabbe-Haus. Schauspieldirektor Jan Steinbach inszeniert es - und gewährt den Zuschauern mit dem Stück einen Einblick in den Kopf eines Demenzkranken.
Darum geht es in der Inszenierung: André (gespielt von Gernot Schmidt) ist verwirrt. Seine Armbanduhr ist nie dort, wo er sie abgelegt hat, in der Wohnung fehlen auf einmal Möbel, die vor Kurzem noch da waren und alle, die mit ihm reden, widersprechen sich andauernd. Ist seine Tochter nicht seit Jahren verheiratet? Warum bringt sie dann wie selbstverständlich diesen neuen Kerl mit? Und wo ist eigentlich die andere Tochter abgeblieben, warum kommt sie nie zu Besuch?
André ist an Demenz erkrankt. Es bereitet ihm immer größere Schwierigkeiten, den Alltag zu meistern. Nur kann und will er sich das nicht eingestehen und verweigert darum auch die Hilfe einer Pflegekraft. Mit dem Beharren auf seiner Autonomie bringt er seine Tochter Anne (Alexandra Riemann/Manuela Stüßer ) an den Rand der Verzweiflung. Zwar kann sie die Widerspenstigkeit ihres Vaters meist mit viel Nachsicht und einem Lächeln verzeihen, aber ihrem Mann reißt bald der Geduldsfaden.
Unzuverlässige Erzählweise
Der französische Dramatiker Florian Zeller führt die Zuschauer mit seinem Stück in die mentale Welt eines Demenzkranken, teilt das Landestheater mit. Mit ihm zusammen erlebe das Publikum, wie es sei, wenn einem die Gegenwart Stück für Stück entgleite, ohne dass etwas dagegen getan werden könne.
Das Faszinierende an der Inszenierung sei die unzuverlässige Erzählweise Zellers. Für den Zuschauer werde dadurch nie ganz deutlich, was real sei und was sich bloß in Andrés Kopf abspiele. Noch dazu sei die Chronologie der Szenen durcheinander.
Identifikationsfigur des Publikums
Das Publikum könne sich daher allein auf den Protagonisten verlassen, der verzweifelt versuche, sich in dem Chaos zurechtzufinden. So werde André zur Identifikationsfigur, dessen Verwirrung die Zuschauer durch den Verlauf des Stückes selbst nachfühlen könnten.
Das Eintauchen in die Gefühlswelt des Vaters wird durch ein von Jule Dohrn-van Rossum entwickeltes, abstraktes Bühnenbild unterstützt. Es zeigt keinen realen Raum, sondern ist an die mentale Welt eines Demenzkranken angelehnt. Sie ist außerdem für die gesamte Ausstattung zuständig.
Weitere Vorstellungen
Philip Krückemeier ist der Dramaturg der Inszenierung, Kerstin Steinke kümmert sich um die Maske, Patrick Engelke sowie Dirk Pysall um das Licht und den Ton und Lena Schubert fungiert als Regieassistenz, Abendspielleitung und Souffleuse.
Die Premiere beginnt am Donnerstag um 19.30 Uhr. Weitere Vorstellungen folgen am 19., 21., 22. und 23. November, am 9., 14. und 22. Dezember, am 19. Januar sowie am 11. Februar.