Landestheater Detmold entführt Zuschauer in das entschwundene Land

Detmold. Im März 1944, als sich viele Teile der Welt mitten im zweiten Weltkrieg befanden, hat die schwedische Autorin Astrid Lindgren das Buch &bdquo;Pippi Langstrumpf“ geschrieben und damit die Geschichte einer Figur erzählt, die auch die Kinder in der heutigen Zeit noch sehr gut kennen.

Kinderbuchautoren kommen und gehen, doch Lindgren ist immer geblieben – bis heute. Zeitlos vermittelt sie stets das Bild einer perfekten Familie, wie sie sie selbst erlebt hat. Wie Astrid Lindgren zu der geworden ist, die sie war, verrät sie in ihrem Buch &bdquo;Das entschwundene Land“, das im Jahr 1975 erschienen ist. Konstanze Kappenstein hat sich dieser Geschichte angenommen und sie mit dem gleichnamigen Stück, das im Landestheater Premiere gefeiert hat, einfühlsam und bewegend auf die Bühne gebracht.

Rede trifft mitten ins Herz Astrid Lindgren (Anja Syrbe) liest aus ihrer Rede &bdquo;Niemals Gewalt!“, die sie im Jahr 1978 zur Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels hielt. Die Rede, mit der sie sich seinerzeit gegen Gewalt von Kindern einsetzte, trifft die Zuschauer mitten ins Herz. Schnell machen sich Gedanken darüber breit, wie schön es doch wäre, würden alle Kinder in Harmonie aufwachsen. Wie eine solche Kindheit aussehen könnte, das wusste Astrid Lindgren immer ganz genau, hatte sie sie doch selbst erleben dürfen. In ihrem Buch &bdquo;Das entschwundene Land“ beschrieb sie es bereits, Konstanze Kappenstein zeigte es nun den Zuschauern.

Ein verträumtes Bühnenbild, das die Gäste hier und da in Erinnerungen schwelgen ließ, bot Raum für mehrere Ebenen, die Kappenstein gut zu nutzen wusste. Von einer Handkamera auf der Bühne begleitet, ob nun vorne auf der Bühne oder im hinteren Bereich, dort, wo die Zuschauer die Schauspieler nicht mehr sehen konnten, nahmen die Darsteller die Besucher mit in ihre Welt. Mittendrin, statt nur dabei zu sein, das verleiht dem Stück das gewisse Etwas und eine besondere Art von Zuhause. Ein Zuhause, in dem wohl jeder gern leben würde – die Eltern lieben und schätzen sich, mit den Geschwistern kann rund um die Uhr gespielt werden und Ärger gibt es auch keinen. So zumindest stellte Lindgren ihre Kindheit dar, betonte aber auch, dass die Kinder den Eltern sehr wohl helfen und auch gehorchen mussten.

Trotz Schicksalsschlägen fröhlich leben Vielleicht war es dieses Selbstverständnis um die grundlegenden Regeln, die ihre Kindheit so toll werden ließen, immerhin haben die Leser von &bdquo;Pipi Langstrumpf“ auch nicht unbedingt das Bedürfnis, sie bemitleiden zu müssen, weil sie keine Mutter mehr hat. Vielmehr zeigt Lindgren seit jeher Wege auf, auch mit Schicksalsschlägen umgehen zu lernen und das Leben trotzdem weiter fröhlich und beschwingt zu leben.

Das Stück gewährt den Zuschauern einen Blick in die Seele einer Ausnahmeautorin. Einen Blick, den die Regisseurin ganz hervorragend mit filmischen Mitteln und verschwimmenden Zeitebenen so zu gestalten versteht, dass es für die Betrachter im Grunde kein Entkommen gibt. Sie tauchen ab in eine andere Welt, die sie die Autorin zum Schluss deutlich besser verstehen lassen.

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