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Zwei Lesungen versetzen Detmolder Publikum in gebannte Stille

Jan Schillmann

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Pavel Efremov (links) unterstützt Stephan Szász musikalisch bei der Lesung von Hemmingways "Der alte Mann und das Meer". - © Jan Schillmann
Pavel Efremov (links) unterstützt Stephan Szász musikalisch bei der Lesung von Hemmingways "Der alte Mann und das Meer". (© Jan Schillmann)

Detmold. Minutenlanger Applaus erfüllte am Samstag das Detmolder Sommertheater. Der Schauspieler Stephan Szász las die Erzählung des nahezu epischen Kampfes zwischen Fischer Santiago und einem riesigen Marlin aus Ernest Hemingways „Der alte Mann und das Meer“ (1958).

Dabei begleitete ihn der Virtuose Pavel Efremov auf dem Akkordeon. Der Musiker kommentierte und umwob die Vorlesung mit seinem Instrument. Passend dazu las auch Autorin Caroline Wahl aus ihrem neuen Roman „Windstärke 17“. Im Anschluss gab es Podiumsgespräche mit Marlen Dettmer vom Literaturbüro-OWL. Ein Abend, der zwei spannende Geschichten über die Hassliebe zum Meer behandelte.

Glaubhafter Harpuneneinsatz

Hemingways Ausführungen machten es für die Gäste leicht, in die Geschichte einzutauchen. Szász beschrieb, wie der Fischer Santiago ein weiteres Mal auf die See hinausfährt, obwohl er bereits seit 84 Tagen keinen Fang mehr machen konnte. Je mitreißender die Szenen wurden, desto stärker setzte Szász auf Gestik, Mimik und Aussprache. Seine Blicke huschten abwechselnd zwischen die Seiten und dem Publikum hin und her. Mit seinen Händen veranschaulichte er beispielsweise den Einsatz von Angel und Harpune, die der Fischer im Kampf gegen den großen Fisch einsetzt.

Dazu spielte Efremov dramatische Klänge auf seinem Akkordeon. Beide Künstler schafften es, den qualvollen Kampf zwischen Mann und Fisch so echt wirken zu lassen, dass unter den etwa 350 Gästen andächtige Stille herrschte. Stephan Szász und Pavel Efremov ernteten anschließend minutenlangen Applaus und kehrten mehrfach wieder auf die Bühne zurück, um sich zu verbeugen.

Flucht vor Schuldgefühlen

Dann hatte Autorin Caroline Wahl mit ihrem neu erschienenen Roman „Windstärke 17“ ihren Auftritt. Darin flieht die junge Ida nach dem Suizid ihrer alkoholkranken Mutter voller Schuldgefühle auf die Insel Rügen. Dort kämpft sie mit ihrer Trauer und findet durch neue Begegnungen langsam zurück ins Leben. Wahl las einzelne Passagen vor. Dettmer stellte dann Fragen über einzelne Figuren des Buches und was die Autorin mit ihnen assoziiere.

Wahls Lesung begeisterte die Zuhörer. So sagte Ruth Telizäus-Hermes: „Die Ernsthaftigkeit der Themen, die die zerrüttete Familie darstellt und wie die beiden Töchter aus der Geschichte es trotz Rückschlägen schaffen, ihren Weg zu gehen, ist bemerkenswert. Man wünscht sich irgendwie, dass es in der Realität auch so sei.“

Caroline Wahl sagte über die Lesung: „Das war immer mein Traum, und das es jetzt real wird, fühlt sich einfach richtig und schön an.“

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