„Wasser kommt von allen Seiten“: Augustdorfer Rentnerin kämpft gegen überfluteten Keller

Augustdorf. Inge Kronshage mag nicht mehr. Seit Weihnachten läuft ihr das Grundwasser durch die porösen Kellerwände ins Haus, alle paar Minuten springen die Pumpen an. Zweimal in der Nacht stehe sie auf, um im Keller das Wasser mit der Flitsche in den Pumpensumpf zu schieben. Und solange der nasse Winter weiter reichlich Regen bereit hält, wird sich daran auch wohl nichts ändern. Am liebsten würde die 83-Jährige die Brocken hinwerfen.

Inge Kronshage wohnt in ihrem Haus in zweiter Reihe an der Waldstraße an der Hangseite. Das Haus ist älteren Baujahrs und hat noch einen gemauerten Keller - und ein solcher wird gerne mal undicht. Nachdem die anhaltenden Regenfälle das Grundwasser haben steigen lassen und das versickernde Wasser sich talwärts bewegt, war das Unglück ausgerechnet Weihnachten da: &bdquo;Das Wasser kommt von allen Seiten aus der Wand wie ein Springbrunnen.“ Im Nachbarhaus sei das Wasser aus dem Schornstein gelaufen.

Drei Pumpen laufen permanent Da sie Angst hatte, das steigende Wasser könne schließlich die Heizung überfluten, rief sie in ihrer Not die Feuerwehr zur Hilfe. Die pumpte das Wasser ab, so gut es ging, und am zweiten Weihnachtstag grub ein Bauunternehmen ein tiefes Loch in die Einfahrt, um das aufsteigende Wasser abzupumpen. Insgesamt drei Pumpen verrichten seither unablässig ihren Dienst. Und das werden sie nach Einschätzung von Inge Kronshage noch bis zum Sommer tun - früher rechnet sie nicht damit, dass der Grundwasserspiegel bis unter die Kellersohle sinkt.

Ein Unglück kommt selten allein, sagt der Volksmund. Inge Kronshage kann davon ein Lied singen: Vor zwei Jahren starb ihr Mann, Anfang Dezember ihre jüngste Tochter, und nun steht das Wasser im Keller. &bdquo;Ich habe nicht einmal richtig trauern können“, sagt sie und greift zum Taschentuch.

Jetzt fürchtet die 83-Jährige die Kosten, die auf sie zukommen. Die Feuerwehr hat noch keine Rechnung für ihren Einsatz geschickt. Die Pumpen ziehen ordentlich Strom, das kostet. Sie habe bei den Stadtwerken Detmold den monatlichen Abschlag erhöhen wollen, um nicht von einem saftigen Nachschlag bei der Jahresabrechnung überrascht zu werden. &bdquo;Aber da kriegt man keinen ans Telefon.“

Versicherung zahlt nichts Eigentlich müsste der Boden rings um das Haus aufgegraben werden, um die Außenwände des Kellers abzudichten, drinnen müssten Entfeuchter das Wasser aus dem Mauerwerk ziehen, damit es nicht in die Wohnung steigt und sich Schimmel ausbreitet. Ein teurer Spaß, für den ihre Versicherung aber keinen Cent zahlen wird. Denn Inge Kronshage hat zwar eine Elementarversicherung, die Schäden durch Überschwemmung abdeckt. Die zahlt aber nur, wenn Gewässer über die Ufer treten oder Starkregen fällt und so Wasser in den Keller läuft, oder wenn das Grundwasser bis an die Erdoberfläche kommt und den Keller flutet. Das alles sei nicht der Fall. Zudem gebe es Gebäudeschäden, durch die Grundwasser eindringe. Daher bestehe in diesem Fall kein Versicherungsschutz, beschied man ihr.

Inge Kronshage ist einigermaßen verzweifelt. Die Sanierungskosten könne sie nicht bezahlen, sagt sie. Am liebsten möchte sie das Haus verkaufen und dann ins betreute Wohnen ziehen.

Elementarversicherung Eine Wohngebäudeversicherung deckt Schäden am Gebäude und den mit ihm fest verbundenen Teilen wie Türen oder Treppen durch Feuer, Blitzschlag, Leitungswasser, Sturm und Hagel ab, ebenso die Folgekosten durch Aufräumen, Reparatur- oder Abbrucharbeiten. Für einen weitergehenden Schutz gegen Naturgewalten kann zusätzlich eine Elementarversicherung abgeschlossen werden, die für Schäden etwa durch Überschwemmung, Erdbeben, Lawinen, Erdrutsche, Erdsenkung aufkommt. Gegen ins Haus eindringendes Grundwasser kann man sich allerdings nicht versichern. Der Versicherungsschutz greift nur dann, wenn das Grundwasser so hoch steigt, dass es bis an die Erdoberfläche gelangt und auf diese Weise in den Keller läuft.

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